Sodade, Sehnsucht. Sodade - das ist eine Liebeserklärung, aber auch ein Hilferuf. Sodade erzählt von der Heimat, von diesen winzigen Eilanden irgendwo da draußen im Atlantischen Ozean, den Kapverdischen Inseln. Es zeugt von der verzweifelten Sehnsucht all jener Kapverder, die fern der Heimat Besseres zu finden hoffen. Es leben mehr Kapverder in der Welt verstreut, als es Einwohner auf den Inseln gibt. Die Gründe dafür sollten wir noch erfahren. Die Grammy-Preisträgerin Cesaria Evora singt Sodade in diesem typischen Rhythmus, Morna genannt, der das Inselblut pulsieren lässt. Die Kapverdischen Inseln, 15 Eilande draußen im Meer zwischen Afrika und Südamerika, haben einen touristischen Weg eingeschlagen, der die verlorenen Brüder und Schwestern vielleicht wieder heimholt.
Praia auf der größten Insel Santiago mit rund 110.000 Einwohnern ist die Hauptstadt der Inselgruppe und wird von Charter-Gesellschaften aus Deutschland und der TAP-Portugal regelmäßig angeflogen. Gut sechs Stunden dauert der Direktflug. Cabo Verde, grünes Kap, so nannten die portugiesischen Seefahrer die Westspitze des afrikanischen Kontinents, wenn sie nach langer Fahrt entlang der Saharaküste endlich wieder Land sahen, grünes Land - und so tauften sie den davor gelegenen Archipel Ilhas do Cabo Verde, die Kapverdischen Inseln, oder kurz: Kap Verde.
Praia, das ist eine andere Welt, eine afrikanische Welt. Bis ins 15. Jahrhundert waren die Inseln unbewohnt, mit den Portugiesen begann ein reger Sklavenhandel, vor allem auf Santiago.
"Santiago ist die Wiege der Kapverdianer","
sagt Lena Ehrlich, die auf den Kapverdischen Inseln lebt,
""und deswegen ist Santiago immer sehr afrikanisch geblieben, während hier oben, in Mindelo auf den Nordinseln ist es so, dass der Hafen die Hauptaktivität war und auch später als in Santiago. Das heißt, hier war immer sehr viel europäische Präsenz und die Leute haben sich sehr viel mehr gemischt als in Santiago."
"Afrika light" - so zeigt sich das Leben in Praia auf Santiago auf den Südinseln, während auf den nördlich gelegenen Inseln der europäische Einfluss deutlich spürbar ist. Seit 1975 ist das Land unabhängig von Portugal, die parlamentarische Republik ist stabil, die stets sonnigen Inseln gelten als ein sicheres Reiseziel und die Währung, der Escudo, ist an den Euro gekoppelt. Es gab bereits Überlegungen, Kap Verde in die EU einzugliedern.
Und es herrscht Schulpflicht. 700 Escudos - 7 Euro - kostet der Schulbesuch pro Jahr, erklärt Olice Esbasch, der Direktor einer Grundschule in Praia.
"Wir haben für jedes Kind Platz, auch wenn Eltern das Geld nicht bezahlen können. Die eine Hälfte der 800 Kinder kommt vormittags, die andere nachmittags. Kinder gehören in die Schule, sagt der Schulleiter, Bildung ist ihre und unsere Zukunft."
Neun von zehn schulpflichtigen Kindern besuchen inzwischen eine Schule. Auch dieser fröhliche Kinderchor ist ein hoffnungsvolles Zeichen in einem afrikanischen Land, in dem die Hälfte der Bevölkerung unter 17 Jahre alt ist. Sie müssen eine Zukunft auf den Inseln finden, denn immer noch leben mehr Kapverder in der Welt verstreut als in ihrer Heimat. Landwirtschaft, Fischfang, ein wenig Textil- und Schuhindustrie und die Überweisungen eben dieser Immigranten stützen die Wirtschaft - und immer mehr der Tourismus. Offiziell liegt die Arbeitslosigkeit bei gut 20 Prozent, in Wahrheit wird sie wesentlich höher liegen.
Es hat sich also viel getan im Vergleich zu jener Zeit, da diese Fischer in Mindelo auf der Insel Sao Vicente zur Schule gingen, wenn sie denn je eine besucht haben. Sie klagen darüber, dass Fischfangflotten aus einer fernen Welt in ihren Gewässern unterwegs seien. Japaner haben von der kapverdischen Regierung das Recht erhalten, rund um ihre Inseln zu fischen. Als Gegenleistung haben die Japaner auf Santiago eine vierspurige Autobahn gebaut, die niemand braucht. Eine leere Straße mit vermutlich nur einem Nutzen: Es ist ein Imageprojekt der kapverdischen Politik. Wie viele Schulen hätte man mit diesem Geld bauen können?! Nun stehen die kleinen Fischer, die jeden Thunfisch noch mühsam mit der Angel fangen, in Konkurrenz zu hochmodernen Trawlern. Für heute haben sie ihr Tagwerk vollbracht und spielen im Schatten vor der Fischmarkthalle Karten. Lena Ehrlich lebt in Mindelo:
"Hier gibt's Juwelenbarsch, das ist ein ganz schöner roter Fisch. Im Wasser ist der dunkelblau, und wenn der an die Oberfläche kommt, wird er knallrot. Das hier ist die Moräne, die wird in Stücke geschnitten und frittiert und das isst man hier als Vorspeise. Das ist der Fisch, den die Bevölkerung isst, den nennt man Oilorg, Großauge, weil er so große Augen hat, das ist eine Makrelenart und ist eben der günstigste und nährreichste Fisch im Preis-Leistungsverhältnis."
Rund 70 Cent kostet ein Kilo Makrele, knapp drei Euro ein Kilo Thunfisch. Viel Geld für einen kapverdischen Durchschnittsverdiener mit gerade mal rund 80 Euro im Monat. Für Fischfreunde sind die Kapverden ein Paradies.
Fisch kann auch Bestandteil der Cachupa sein, dem kapverdischen Nationalgericht. Es besteht immer aus Bohnen und Mais, der überall und in Massen auf den Inseln angebaut wird. Wir sind im faszinierenden Paul-Tal auf Santo Antao, mitten in einem fruchtbaren Vulkankrater. Elchandrina zerstößt Maiskörner in einem riesigen Mörser.
In eine Cachupa, erklärt Elchandrina, kommt außer Mais und Bohnen das rein, was der Familie gerade zur Verfügung steht. An den Zutaten könne man erkennen, ob es einer Familie gut oder schlecht geht.
Und dann rüttelt sie das zerstoßene Maiskorngemisch, pustet kräftig darüber hinweg und befreit so das brauchbare Korn von der Schale. Was die Hühner freut.
Auf Santo Antão zu wandern, ist ein unvergessliches Erlebnis. Alles sprießt und wächst nach der Regenzeit in den Sommermonaten, und der Blick hinunter in das gewaltige und fruchtbare Paul-Tal und den Cova-Krater verursacht bei Adelheid und allen anderen, die es erleben:
"Gänsehautgefühl - im wahrsten Sinne des Wortes. Man kann es nicht in Worte fassen, so schön ist das. Die unglaubliche Kulisse mit diesen kleinen Terrassen, die sie bepflanzen wollen. Es hat was Mystisches. Das ist einfach traumhaft, wunderschön."
Es ist heiß am nächsten Tag. Für Rooney kein Problem. Er ist vor 22 Jahren auf Santo Antao geboren und zeigt mir seine Insel. Wir wandern den Paul-Krater hinauf. Es ist so fruchtbar hier, erklärt Rooney in der Landessprache Krioul, weil viele Quellen im Kraterberg entspringen, und jetzt, nach der sommerlichen Regenzeit, ist es für ihn einfach nur das Paradies.
"Paul it's paradies."
Hier wachsen alle möglichen tropischen Früchte. Die Menschen sind Bauern, das Gelände ist steil und unwegsam, mühsam wurden Terrassen angelegt, und jeder noch so kleine Flecken Erde ist mit Mais bepflanzt. Ihre Lebensgrundlage, erklärt Rooney. Der Boden gehört nicht ihnen, sondern Grundbesitzern irgendwo in der Stadt. Ihr Lohn: sieben Euro am Tag.
In ihrer winzigen Strohhütte teilen sich Annilda, Chuan und die zweijährige Luana ein Bett. Gekocht wird auf einer Feuerstelle oder dem Gaskocher, sanitäre Anlagen gibt es keine. Das wolle die Regierung bald ändern, erklärt Rooney - ein gutes Stück Arbeit.
Vor allem die kleine Luana könnte langfristig davon profitieren, wenn ein wachsender Tourismus die Wirtschaft des Landes ankurbelt. Abends sitzen wir bei Live-Musik in dem Küstenort Ponta do Sol und diskutieren darüber, was den Kapverden gut tut. Blaise ist Franzose polnischer Abstammung. Die Kapverden sind seine Heimat geworden, er begleitet Reisegruppen und betreibt auf Santo Antao direkt am Meer ein kleines Hotel mit Bar.
"Es werden immer mehr Touristen auf die Inseln kommen, das steht fest. Dabei dürfen die Verantwortlichen aber nicht vergessen, dass die Fortentwicklung der Landwirtschaft und der Lebensumstände für die Menschen in vielen Inselgegenden noch wesentlich wichtiger ist. Aber wer als Urlauber einmal hier gewesen ist, kommt bestimmt wieder, weil er mehr sehen will, denn es gibt auf jeder Insel etwas anderes zu entdecken. Insofern liegt die Zukunft der Kapverden sicherlich im Tourismus."
Der Vulkan auf Fogo, die unberührten Landschaften auf Brava und die Täler, Schluchten und Vulkankrater auf Santo Antao sind so einmalig schön, dass sie vor Massenandrang geschützt werden müssen. Toni Pinto hat in Belgien Agrarwissenschaften studiert und leitet nun ein bewundernswertes Landwirtschaftsprojekt in der westlichen Berglandschaft auf Santo Antao. Sein Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe, die jungen Leute dazu bewegen, hier zu bleiben, statt anderswo ihr Glück zu suchen, statt nach Sal und Boavista oder ins Ausland zu gehen, wo sich vermeintlich schneller und einfacher Geld verdienen lässt. Für ihn muss sich der Tourismus behutsam entwickeln.
"Auf unseren Inseln Sal und Boavista sehen wir ja, wohin es führt, wenn man Massentourismus haben will. Dort entstehen riesige Hotelanlagen. Wir hier mit unserer einzigartig schönen Natur müssen und wollen das anders machen. Hier sollen Naturliebhaber hinkommen, die Land und Leute kennenlernen wollen und den Kontakt zur Bevölkerung suchen. Das ist das, was wir hier brauchen."
Sal und Boavista sind die beiden östlichsten Inseln, mit traumhaften weiten Stränden und sanften Atlantikwellen in glasklarem türkisfarbenem Wasser. Kräne drehen sich über riesigen Baustellen, eine neue Stadt entsteht, eine Kleinstadt für Touristen. 5000 Menschen sollen hier einmal wohnen, als Urlauber oder mit ständigem Wohnsitz. Für Raul Andrade vom Management ist klar, dass danach nichts mehr so sein wird, wie es einmal auf Sal gewesen ist.
"Total, wir werden das Leben hier verändern. Ich finde das toll, weil es zeigt, was wir hier auf KapVerde leisten können und das sollten wir ausnutzen.”"
Nächste Projekte auf Santiago und Boavista seien bereits geplant.
Diese Fotoapparate halten Verlierer fest.
""Oh, wie süß!"
Schildkröten, noch keine fünf Minuten alt. Schon seit ewigen Zeiten laichen die unechten Karett-Schildkröten an den wunderschönen Stränden von Sal. Bis zu 1 Meter 50 werden sie groß und rund 150 Kilogramm schwer. Die weiblichen Tiere finden zum Laichen immer wieder den Weg zurück zu ihrer Geburtsinsel. Die leuchtenden Zeichen der Zivilisation, die grellen Lichter von Hotels und neuen Dörfern, bedeuten aber für ihren Nachwuchs den sicheren Tod. Tony aus Thüringen ist eigentlich Glasbläser, aber für einen Sommer hat er sich einem Projekt angeschlossen, das die Schildkröten auf Sal rettet. Sie quartieren all jene Nester um, deren Jungtiere sich nach dem Schlüpfen einfach verlaufen würden.
"Die orientieren sich am Hellsten, was sie in der Nacht sehen, was normalerweise die Wellen sind. Aber wenn die Hotels heller sind, dann gehen sie in die falsche Richtung. Und deswegen haben wir in dieser Saison 90 Nester, die wir am Strand gefunden haben, umgesetzt."
"Ganz viele kleine Schildkröten auf ihrem Weg ins Wasser. Die Erste hat das Rennen gewonnen, wird nun von den Wellen überspült und da muss sie sehen, wie sie alleine zurechtkommt, und wird wahrscheinlich gefressen."
Nur eine von 1000 wird überleben und es bis zur Fortpflanzung schaffen. Hier also das Instinktverhalten der Schildkröten, dort das Fortschrittsdenken der Menschen - wie so oft nur schwer unter einen Hut zu bringen.
Kein all inclusive und möglichst viel Natur und Kultur. Das ist der Ansatz von Kai Pardon und seinem One-World-Reisen mit Sinnen. Die Gruppen sollen mit den Einheimischen und deren Kultur in Kontakt kommen. Dass man Sal dem Massentourismus opfert, ist für ihn ja noch ok -
"Aber die Insel Boavista, die landschaftlich sehr schön ist, hätte man eher einen Qualitätstourismus entwickeln müssen mit kleinen Hotels, wo nicht jeder hinfährt und eben auch die Einheimischen stärker partizipieren lassen. Ok, ich sag mal, Sal opfern, aber die anderen Inseln und Sandinseln in eine positive Richtung entwickeln."
Und die Menschen? Wie können die Kapverder an dem kommenden touristischen Boom teilhaben?
"Wir versuchen die Bevölkerung mit einzubeziehen, wir unterstützen Projekte, wir holen keinen eigenen Fuhrpark hierher, wir suche uns gute Busfahrer, die unser Gäste hier hin- und herkutschieren. Das heißt es leben bestimmt ein-, zweihundert Familien auf den Kapverden von uns. Wir nutzen möglichst Hotels und Pensionen, die in einheimischer Hand sind, und lassen unsere Gäste auch mal bei Privatfamilien, damit man sieht, wie die Menschen hier das Leben bewältigen können."
Wer immer über die wirtschaftliche, also auch touristische Entwicklung auf den Kapverdischen Inseln nachdenkt und entscheidet, es geht auch und vornehmlich um diese jungen Leute. Ein halbes Dutzend junger Männer und ein Kicker. Es ist früher Nachmittag in Cidade velhu auf der Insel Santiago, wo die Portugiesen im 16. Jahrhundert die erste weiße Siedlung Afrikas errichten wollten. Heute ein Weltkulturerbe. Früher war hier der größte Umschlagplatz für Sklaven. Tutu ist Guide, hier geboren, und sitzt an der touristischen Quelle:
"Der Tourismus ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden, Arbeitsplätze sind entstanden, und er ist schon jetzt der wichtigste Sektor unserer Wirtschaft. Das ist gut so, und wer zu uns kommt, wird garantiert freundlich empfangen."
Kultur auf den Kapverden - das ist eine eigene Mikrokultur europäischer, afrikanischer und südamerikanischer Einflüsse. In den Hotelburgen, wie sie auf Sal entstehen, ist davon nichts zu spüren. Wer sie eindrucksvoll erleben will, muss auf Tuchfühlung zu Land und Leuten gehen, sich seiner Sinne bedienen - und hören. In der kapverdischen Musik lässt sich vieles entdecken.
Luis, der Gitarrenbauer, hat ein paar Freunde zusammengetrommelt. Irgendwo in einer entlegenen Gasse in Mindelo, dem kulturellen Zentrum der Kapverdischen Inseln. Luis spielt die typische Cavalquinho, eine viersaitige Ukulele und sein Freund die Gitarre. Zusammen mit Schlag- und Rhythmusinstrumenten die Grundausrüstung kapverdischer Musik. Wie selbstverständlich spielen sie die heimliche Hymne der Kapverden, Sodade, die Sehnsuchtsmelodie. Jedes kleine Kind kennt den Text.
Uli Bracher war zeitlebens Musiker - eigentlich ist er promovierter Soziologe. Vor zehn Jahren ist der ambitionierte Saxophonist und Flötist unter seinem Künstlernamen Swagato aus dem Süden Deutschlands auf die Kapverdischen Inseln ausgewandert, um sich ganz der Musik zu verschreiben. Für ihn basiert die traditionelle kapverdische Musik auch auf Blues und Jazz-Elementen.
"Insofern gibt's da schon eine gemeinsame Sprache, nur benutzen die einheimischen Musiker bisher nicht die Harmonien von Jazz oder die Tonleitern von Jazz, insofern habe dann schon zusammen mit anderen Musikern was Neues hier reingebracht."
Und das hört sich dann so an. Für unsere Ohren klingt das freilich sehr nach Jazz.
"Wir sagen halt Kap Verde-Jazz, weil es halt einheimische Rhythmen sind. Und unsere Art zu komponieren ist beeinflusst von den Liedern, die wir von hier kennen. Es ist also nicht reiner Jazz."
Ursprüngliche kapverdische Musik ist eine faszinierende Mischung aus afrikanischen und brasilianischen Rhythmen und der Melancholie eines portugiesischen Fados. Hernani Almeida ist einer der beliebtesten und erfolgreichsten jungen Musiker der Kapverden.
"We play more Funana."
Diese vier Musikstile prägen die Inseln: die romantisch langsame Morna, die schon rhythmischere Coladera, der trommelnde Sprechgesang Batuk und die schnelle, Samba ähnliche Funana.
Hört sich fast an wie Cesaria, scherzt Hernani, und meint damit Cesaria Evora, die Grammy-Preisträgerin, die die kapverdische Musik auch außerhalb ihrer Heimat berühmt gemacht hat.
"The lyrics critzise."
Die Texte der Morna, erklärt Hernani, handeln immer von Liebe und eben Sodade, der Sehnsucht nach der fernen Heimat. In der Coladera geht's um bunte Alltagsthemen und ab und zu schon mal um Kritik an der Gesellschaft - in diesem Rhythmus. Und dann erklärt Hernani, wo er seine musikalischen Ziele sieht - in einer Mischung dieser afrikanischen Rhythmen und abendländischer Harmonien, wie dieser. Und das ist, was er daraus macht. Ein Stück aus der CD "Caalma". Hernani Almeida und seine Band gehören zu den jungen aufstrebenden Musikern der Inseln.
Cordas do Sol mit ihrem Frontmann Arlindi Evora sind dagegen schon längst kein Geheimtipp mehr. Seit sie sich 1995 am Strand gefunden haben, erklärt Arlindo, suchen sie auf den Inseln nach vergessenen Melodien, um sie neu zu interpretieren. Für die Insulaner sind sie die musikalischen Megastars.
Keine Frage, die Kapverdischen Inseln sind im touristischen Aufbruch, vergleichbar mit den Kanarischen Inseln vor vielleicht 30 Jahren. Wer weiß, wie lange der Reisende diese bunte Kultur, diese betörenden Landschaften noch unverdorben erleben kann. Bei der Frage, wohin die Kapverdischen Inseln sich touristisch entwickeln werden, kann der Gedanke von Lena Ehrlich aus Mindelo auf Sao Vicente helfen:
"Es gibt einmal eine Kulturhauptstadt, es gibt eine afrikanische Hauptstadt, es gibt einen Vulkan, eine Insel, die noch komplett Vulkanismus hat, es gibt Baseinseln, man kann also sozusagen neun unterschiedliche Inseln besuchen, obwohl man nur ein Ticket in ein einziges Land gebucht hat."
Praia auf der größten Insel Santiago mit rund 110.000 Einwohnern ist die Hauptstadt der Inselgruppe und wird von Charter-Gesellschaften aus Deutschland und der TAP-Portugal regelmäßig angeflogen. Gut sechs Stunden dauert der Direktflug. Cabo Verde, grünes Kap, so nannten die portugiesischen Seefahrer die Westspitze des afrikanischen Kontinents, wenn sie nach langer Fahrt entlang der Saharaküste endlich wieder Land sahen, grünes Land - und so tauften sie den davor gelegenen Archipel Ilhas do Cabo Verde, die Kapverdischen Inseln, oder kurz: Kap Verde.
Praia, das ist eine andere Welt, eine afrikanische Welt. Bis ins 15. Jahrhundert waren die Inseln unbewohnt, mit den Portugiesen begann ein reger Sklavenhandel, vor allem auf Santiago.
"Santiago ist die Wiege der Kapverdianer","
sagt Lena Ehrlich, die auf den Kapverdischen Inseln lebt,
""und deswegen ist Santiago immer sehr afrikanisch geblieben, während hier oben, in Mindelo auf den Nordinseln ist es so, dass der Hafen die Hauptaktivität war und auch später als in Santiago. Das heißt, hier war immer sehr viel europäische Präsenz und die Leute haben sich sehr viel mehr gemischt als in Santiago."
"Afrika light" - so zeigt sich das Leben in Praia auf Santiago auf den Südinseln, während auf den nördlich gelegenen Inseln der europäische Einfluss deutlich spürbar ist. Seit 1975 ist das Land unabhängig von Portugal, die parlamentarische Republik ist stabil, die stets sonnigen Inseln gelten als ein sicheres Reiseziel und die Währung, der Escudo, ist an den Euro gekoppelt. Es gab bereits Überlegungen, Kap Verde in die EU einzugliedern.
Und es herrscht Schulpflicht. 700 Escudos - 7 Euro - kostet der Schulbesuch pro Jahr, erklärt Olice Esbasch, der Direktor einer Grundschule in Praia.
"Wir haben für jedes Kind Platz, auch wenn Eltern das Geld nicht bezahlen können. Die eine Hälfte der 800 Kinder kommt vormittags, die andere nachmittags. Kinder gehören in die Schule, sagt der Schulleiter, Bildung ist ihre und unsere Zukunft."
Neun von zehn schulpflichtigen Kindern besuchen inzwischen eine Schule. Auch dieser fröhliche Kinderchor ist ein hoffnungsvolles Zeichen in einem afrikanischen Land, in dem die Hälfte der Bevölkerung unter 17 Jahre alt ist. Sie müssen eine Zukunft auf den Inseln finden, denn immer noch leben mehr Kapverder in der Welt verstreut als in ihrer Heimat. Landwirtschaft, Fischfang, ein wenig Textil- und Schuhindustrie und die Überweisungen eben dieser Immigranten stützen die Wirtschaft - und immer mehr der Tourismus. Offiziell liegt die Arbeitslosigkeit bei gut 20 Prozent, in Wahrheit wird sie wesentlich höher liegen.
Es hat sich also viel getan im Vergleich zu jener Zeit, da diese Fischer in Mindelo auf der Insel Sao Vicente zur Schule gingen, wenn sie denn je eine besucht haben. Sie klagen darüber, dass Fischfangflotten aus einer fernen Welt in ihren Gewässern unterwegs seien. Japaner haben von der kapverdischen Regierung das Recht erhalten, rund um ihre Inseln zu fischen. Als Gegenleistung haben die Japaner auf Santiago eine vierspurige Autobahn gebaut, die niemand braucht. Eine leere Straße mit vermutlich nur einem Nutzen: Es ist ein Imageprojekt der kapverdischen Politik. Wie viele Schulen hätte man mit diesem Geld bauen können?! Nun stehen die kleinen Fischer, die jeden Thunfisch noch mühsam mit der Angel fangen, in Konkurrenz zu hochmodernen Trawlern. Für heute haben sie ihr Tagwerk vollbracht und spielen im Schatten vor der Fischmarkthalle Karten. Lena Ehrlich lebt in Mindelo:
"Hier gibt's Juwelenbarsch, das ist ein ganz schöner roter Fisch. Im Wasser ist der dunkelblau, und wenn der an die Oberfläche kommt, wird er knallrot. Das hier ist die Moräne, die wird in Stücke geschnitten und frittiert und das isst man hier als Vorspeise. Das ist der Fisch, den die Bevölkerung isst, den nennt man Oilorg, Großauge, weil er so große Augen hat, das ist eine Makrelenart und ist eben der günstigste und nährreichste Fisch im Preis-Leistungsverhältnis."
Rund 70 Cent kostet ein Kilo Makrele, knapp drei Euro ein Kilo Thunfisch. Viel Geld für einen kapverdischen Durchschnittsverdiener mit gerade mal rund 80 Euro im Monat. Für Fischfreunde sind die Kapverden ein Paradies.
Fisch kann auch Bestandteil der Cachupa sein, dem kapverdischen Nationalgericht. Es besteht immer aus Bohnen und Mais, der überall und in Massen auf den Inseln angebaut wird. Wir sind im faszinierenden Paul-Tal auf Santo Antao, mitten in einem fruchtbaren Vulkankrater. Elchandrina zerstößt Maiskörner in einem riesigen Mörser.
In eine Cachupa, erklärt Elchandrina, kommt außer Mais und Bohnen das rein, was der Familie gerade zur Verfügung steht. An den Zutaten könne man erkennen, ob es einer Familie gut oder schlecht geht.
Und dann rüttelt sie das zerstoßene Maiskorngemisch, pustet kräftig darüber hinweg und befreit so das brauchbare Korn von der Schale. Was die Hühner freut.
Auf Santo Antão zu wandern, ist ein unvergessliches Erlebnis. Alles sprießt und wächst nach der Regenzeit in den Sommermonaten, und der Blick hinunter in das gewaltige und fruchtbare Paul-Tal und den Cova-Krater verursacht bei Adelheid und allen anderen, die es erleben:
"Gänsehautgefühl - im wahrsten Sinne des Wortes. Man kann es nicht in Worte fassen, so schön ist das. Die unglaubliche Kulisse mit diesen kleinen Terrassen, die sie bepflanzen wollen. Es hat was Mystisches. Das ist einfach traumhaft, wunderschön."
Es ist heiß am nächsten Tag. Für Rooney kein Problem. Er ist vor 22 Jahren auf Santo Antao geboren und zeigt mir seine Insel. Wir wandern den Paul-Krater hinauf. Es ist so fruchtbar hier, erklärt Rooney in der Landessprache Krioul, weil viele Quellen im Kraterberg entspringen, und jetzt, nach der sommerlichen Regenzeit, ist es für ihn einfach nur das Paradies.
"Paul it's paradies."
Hier wachsen alle möglichen tropischen Früchte. Die Menschen sind Bauern, das Gelände ist steil und unwegsam, mühsam wurden Terrassen angelegt, und jeder noch so kleine Flecken Erde ist mit Mais bepflanzt. Ihre Lebensgrundlage, erklärt Rooney. Der Boden gehört nicht ihnen, sondern Grundbesitzern irgendwo in der Stadt. Ihr Lohn: sieben Euro am Tag.
In ihrer winzigen Strohhütte teilen sich Annilda, Chuan und die zweijährige Luana ein Bett. Gekocht wird auf einer Feuerstelle oder dem Gaskocher, sanitäre Anlagen gibt es keine. Das wolle die Regierung bald ändern, erklärt Rooney - ein gutes Stück Arbeit.
Vor allem die kleine Luana könnte langfristig davon profitieren, wenn ein wachsender Tourismus die Wirtschaft des Landes ankurbelt. Abends sitzen wir bei Live-Musik in dem Küstenort Ponta do Sol und diskutieren darüber, was den Kapverden gut tut. Blaise ist Franzose polnischer Abstammung. Die Kapverden sind seine Heimat geworden, er begleitet Reisegruppen und betreibt auf Santo Antao direkt am Meer ein kleines Hotel mit Bar.
"Es werden immer mehr Touristen auf die Inseln kommen, das steht fest. Dabei dürfen die Verantwortlichen aber nicht vergessen, dass die Fortentwicklung der Landwirtschaft und der Lebensumstände für die Menschen in vielen Inselgegenden noch wesentlich wichtiger ist. Aber wer als Urlauber einmal hier gewesen ist, kommt bestimmt wieder, weil er mehr sehen will, denn es gibt auf jeder Insel etwas anderes zu entdecken. Insofern liegt die Zukunft der Kapverden sicherlich im Tourismus."
Der Vulkan auf Fogo, die unberührten Landschaften auf Brava und die Täler, Schluchten und Vulkankrater auf Santo Antao sind so einmalig schön, dass sie vor Massenandrang geschützt werden müssen. Toni Pinto hat in Belgien Agrarwissenschaften studiert und leitet nun ein bewundernswertes Landwirtschaftsprojekt in der westlichen Berglandschaft auf Santo Antao. Sein Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe, die jungen Leute dazu bewegen, hier zu bleiben, statt anderswo ihr Glück zu suchen, statt nach Sal und Boavista oder ins Ausland zu gehen, wo sich vermeintlich schneller und einfacher Geld verdienen lässt. Für ihn muss sich der Tourismus behutsam entwickeln.
"Auf unseren Inseln Sal und Boavista sehen wir ja, wohin es führt, wenn man Massentourismus haben will. Dort entstehen riesige Hotelanlagen. Wir hier mit unserer einzigartig schönen Natur müssen und wollen das anders machen. Hier sollen Naturliebhaber hinkommen, die Land und Leute kennenlernen wollen und den Kontakt zur Bevölkerung suchen. Das ist das, was wir hier brauchen."
Sal und Boavista sind die beiden östlichsten Inseln, mit traumhaften weiten Stränden und sanften Atlantikwellen in glasklarem türkisfarbenem Wasser. Kräne drehen sich über riesigen Baustellen, eine neue Stadt entsteht, eine Kleinstadt für Touristen. 5000 Menschen sollen hier einmal wohnen, als Urlauber oder mit ständigem Wohnsitz. Für Raul Andrade vom Management ist klar, dass danach nichts mehr so sein wird, wie es einmal auf Sal gewesen ist.
"Total, wir werden das Leben hier verändern. Ich finde das toll, weil es zeigt, was wir hier auf KapVerde leisten können und das sollten wir ausnutzen.”"
Nächste Projekte auf Santiago und Boavista seien bereits geplant.
Diese Fotoapparate halten Verlierer fest.
""Oh, wie süß!"
Schildkröten, noch keine fünf Minuten alt. Schon seit ewigen Zeiten laichen die unechten Karett-Schildkröten an den wunderschönen Stränden von Sal. Bis zu 1 Meter 50 werden sie groß und rund 150 Kilogramm schwer. Die weiblichen Tiere finden zum Laichen immer wieder den Weg zurück zu ihrer Geburtsinsel. Die leuchtenden Zeichen der Zivilisation, die grellen Lichter von Hotels und neuen Dörfern, bedeuten aber für ihren Nachwuchs den sicheren Tod. Tony aus Thüringen ist eigentlich Glasbläser, aber für einen Sommer hat er sich einem Projekt angeschlossen, das die Schildkröten auf Sal rettet. Sie quartieren all jene Nester um, deren Jungtiere sich nach dem Schlüpfen einfach verlaufen würden.
"Die orientieren sich am Hellsten, was sie in der Nacht sehen, was normalerweise die Wellen sind. Aber wenn die Hotels heller sind, dann gehen sie in die falsche Richtung. Und deswegen haben wir in dieser Saison 90 Nester, die wir am Strand gefunden haben, umgesetzt."
"Ganz viele kleine Schildkröten auf ihrem Weg ins Wasser. Die Erste hat das Rennen gewonnen, wird nun von den Wellen überspült und da muss sie sehen, wie sie alleine zurechtkommt, und wird wahrscheinlich gefressen."
Nur eine von 1000 wird überleben und es bis zur Fortpflanzung schaffen. Hier also das Instinktverhalten der Schildkröten, dort das Fortschrittsdenken der Menschen - wie so oft nur schwer unter einen Hut zu bringen.
Kein all inclusive und möglichst viel Natur und Kultur. Das ist der Ansatz von Kai Pardon und seinem One-World-Reisen mit Sinnen. Die Gruppen sollen mit den Einheimischen und deren Kultur in Kontakt kommen. Dass man Sal dem Massentourismus opfert, ist für ihn ja noch ok -
"Aber die Insel Boavista, die landschaftlich sehr schön ist, hätte man eher einen Qualitätstourismus entwickeln müssen mit kleinen Hotels, wo nicht jeder hinfährt und eben auch die Einheimischen stärker partizipieren lassen. Ok, ich sag mal, Sal opfern, aber die anderen Inseln und Sandinseln in eine positive Richtung entwickeln."
Und die Menschen? Wie können die Kapverder an dem kommenden touristischen Boom teilhaben?
"Wir versuchen die Bevölkerung mit einzubeziehen, wir unterstützen Projekte, wir holen keinen eigenen Fuhrpark hierher, wir suche uns gute Busfahrer, die unser Gäste hier hin- und herkutschieren. Das heißt es leben bestimmt ein-, zweihundert Familien auf den Kapverden von uns. Wir nutzen möglichst Hotels und Pensionen, die in einheimischer Hand sind, und lassen unsere Gäste auch mal bei Privatfamilien, damit man sieht, wie die Menschen hier das Leben bewältigen können."
Wer immer über die wirtschaftliche, also auch touristische Entwicklung auf den Kapverdischen Inseln nachdenkt und entscheidet, es geht auch und vornehmlich um diese jungen Leute. Ein halbes Dutzend junger Männer und ein Kicker. Es ist früher Nachmittag in Cidade velhu auf der Insel Santiago, wo die Portugiesen im 16. Jahrhundert die erste weiße Siedlung Afrikas errichten wollten. Heute ein Weltkulturerbe. Früher war hier der größte Umschlagplatz für Sklaven. Tutu ist Guide, hier geboren, und sitzt an der touristischen Quelle:
"Der Tourismus ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden, Arbeitsplätze sind entstanden, und er ist schon jetzt der wichtigste Sektor unserer Wirtschaft. Das ist gut so, und wer zu uns kommt, wird garantiert freundlich empfangen."
Kultur auf den Kapverden - das ist eine eigene Mikrokultur europäischer, afrikanischer und südamerikanischer Einflüsse. In den Hotelburgen, wie sie auf Sal entstehen, ist davon nichts zu spüren. Wer sie eindrucksvoll erleben will, muss auf Tuchfühlung zu Land und Leuten gehen, sich seiner Sinne bedienen - und hören. In der kapverdischen Musik lässt sich vieles entdecken.
Luis, der Gitarrenbauer, hat ein paar Freunde zusammengetrommelt. Irgendwo in einer entlegenen Gasse in Mindelo, dem kulturellen Zentrum der Kapverdischen Inseln. Luis spielt die typische Cavalquinho, eine viersaitige Ukulele und sein Freund die Gitarre. Zusammen mit Schlag- und Rhythmusinstrumenten die Grundausrüstung kapverdischer Musik. Wie selbstverständlich spielen sie die heimliche Hymne der Kapverden, Sodade, die Sehnsuchtsmelodie. Jedes kleine Kind kennt den Text.
Uli Bracher war zeitlebens Musiker - eigentlich ist er promovierter Soziologe. Vor zehn Jahren ist der ambitionierte Saxophonist und Flötist unter seinem Künstlernamen Swagato aus dem Süden Deutschlands auf die Kapverdischen Inseln ausgewandert, um sich ganz der Musik zu verschreiben. Für ihn basiert die traditionelle kapverdische Musik auch auf Blues und Jazz-Elementen.
"Insofern gibt's da schon eine gemeinsame Sprache, nur benutzen die einheimischen Musiker bisher nicht die Harmonien von Jazz oder die Tonleitern von Jazz, insofern habe dann schon zusammen mit anderen Musikern was Neues hier reingebracht."
Und das hört sich dann so an. Für unsere Ohren klingt das freilich sehr nach Jazz.
"Wir sagen halt Kap Verde-Jazz, weil es halt einheimische Rhythmen sind. Und unsere Art zu komponieren ist beeinflusst von den Liedern, die wir von hier kennen. Es ist also nicht reiner Jazz."
Ursprüngliche kapverdische Musik ist eine faszinierende Mischung aus afrikanischen und brasilianischen Rhythmen und der Melancholie eines portugiesischen Fados. Hernani Almeida ist einer der beliebtesten und erfolgreichsten jungen Musiker der Kapverden.
"We play more Funana."
Diese vier Musikstile prägen die Inseln: die romantisch langsame Morna, die schon rhythmischere Coladera, der trommelnde Sprechgesang Batuk und die schnelle, Samba ähnliche Funana.
Hört sich fast an wie Cesaria, scherzt Hernani, und meint damit Cesaria Evora, die Grammy-Preisträgerin, die die kapverdische Musik auch außerhalb ihrer Heimat berühmt gemacht hat.
"The lyrics critzise."
Die Texte der Morna, erklärt Hernani, handeln immer von Liebe und eben Sodade, der Sehnsucht nach der fernen Heimat. In der Coladera geht's um bunte Alltagsthemen und ab und zu schon mal um Kritik an der Gesellschaft - in diesem Rhythmus. Und dann erklärt Hernani, wo er seine musikalischen Ziele sieht - in einer Mischung dieser afrikanischen Rhythmen und abendländischer Harmonien, wie dieser. Und das ist, was er daraus macht. Ein Stück aus der CD "Caalma". Hernani Almeida und seine Band gehören zu den jungen aufstrebenden Musikern der Inseln.
Cordas do Sol mit ihrem Frontmann Arlindi Evora sind dagegen schon längst kein Geheimtipp mehr. Seit sie sich 1995 am Strand gefunden haben, erklärt Arlindo, suchen sie auf den Inseln nach vergessenen Melodien, um sie neu zu interpretieren. Für die Insulaner sind sie die musikalischen Megastars.
Keine Frage, die Kapverdischen Inseln sind im touristischen Aufbruch, vergleichbar mit den Kanarischen Inseln vor vielleicht 30 Jahren. Wer weiß, wie lange der Reisende diese bunte Kultur, diese betörenden Landschaften noch unverdorben erleben kann. Bei der Frage, wohin die Kapverdischen Inseln sich touristisch entwickeln werden, kann der Gedanke von Lena Ehrlich aus Mindelo auf Sao Vicente helfen:
"Es gibt einmal eine Kulturhauptstadt, es gibt eine afrikanische Hauptstadt, es gibt einen Vulkan, eine Insel, die noch komplett Vulkanismus hat, es gibt Baseinseln, man kann also sozusagen neun unterschiedliche Inseln besuchen, obwohl man nur ein Ticket in ein einziges Land gebucht hat."