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Richtiges Krafttraining ist gut für den Blutdruck

Sport für Bluthochdruckpatienten? Ja. Von reinem Krafttraining wurde allerdings über viele Jahre abgeraten. Gefürchtet waren sogenannte "Bluthochdruckspitzen" – also ein übermäßiger Blutdruckanstieg. Inzwischen belegt eine neue Untersuchung an der Deutschen Sporthochschule in Köln positive Effekte.

Von Renate Rutta |
    "Ich hab mich grade aufgewärmt, beziehungsweise hab das Ausdauertraining mit absolviert, hat 30 Minuten gedauert und ich beginne jetzt mit dem Krafttraining. Das erste Gerät ist der Beinstrecker ... das hab ich jetzt auf 18 kg eingestellt und ich werde jetzt 10 Bewegungen mit meinen Beinen machen."

    Ulla Lachmann hat einen beginnenden Bluthochdruck: 140 zu 90. Sie nimmt an der Studie an der Deutschen Sporthochschule in Köln teil und treibt zwölf Wochen lang regelmäßig Sport.

    "Ich hab gelernt, dass ich bei der Bewegung, die ich ausführe, immer ausatmen soll, also kräftig ausatmen soll und ich merke auch, dass das mir gut tut, dass das ein Unterschied ist, wenn ich das nicht mache."

    Sie ist in einer Gruppe, in der Ausdauer- und Krafttraining unter Anleitung kombiniert wird. Diplomsportwissenschaftlerin Anna Bickenbach, Mitautorin der Studie:

    "Wir wollten herausfinden, welche Form von Sport sich positiv auf den Blutdruck auswirkt, zum einen das Ausdauertraining, das Krafttraining oder eine Kombination von beidem. Was ist am effektivsten in der Lage, den Blutdruck zu senken?"

    Beim "modifizierten" Krafttraining für Bluthochdruckpatienten gilt es, einiges zu beachten:

    "Man sollte darauf achten, dass es zu keiner Pressatmung kommt während der Belastung, also gleichmäßig weiteratmen und dass man die Belastungsumfänge relativ gering hält. Also nicht zu lange Wiederholungszahlen und nicht zu hohe Gewichte."

    Professor Hans-Georg Predel, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule in Köln, ergänzt:

    "Intensives klassisches Krafttraining war und bleibt ungeeignet für Bluthochdruckpatienten, ganz einfach, weil der Blutdruck während der Kraftbelastung zu hoch ansteigt. Wir haben gezeigt, dass ein verändertes, angepasstes Kräftigungstraining, wie ich es nennen möchte, sehr wohl für Hypertoniker geeignet ist, aber die Betonung liegt auf ärztlich eingeleitet und von Therapeuten überwacht."

    Ein Großteil der Teilnehmer hatte nach dem Training optimale Blutdruckwerte.

    "Im Ergebnis: In allen drei Gruppen eben blutdrucksenkende Effekte mit leichten Vorteilen insbesondere was die übrigen Kreislaufrisikoparameter angeht, die wir ja mituntersucht haben, leichte Vorteile in der Kombinationsgruppe Ausdauer und Kräftigung."

    Mittelfristig und langfristig sinkt der Ruheblutdruck, aber auch der Belastungsblutdruck sinkt. Wir haben das in unserer Studie auch gemessen und untersucht und wir konnten zeigen, dass gerade der durch die sportlichen Aktivitäten ausgelöste Anstieg des Blutdrucks auch wesentlich und signifikant abgesenkt werden können: ein sehr wichtiger positiver Effekt."

    Durch die regelmäßige Bewegung verbesserte sich die Elastizität der Gefäße, die Herzfrequenz senkte sich und der Bauchumfang verringerte sich.

    "Wir wissen, dass das Bauchfett zusätzlich zu der Tatsache, dass Übergewicht generell blutdrucksteigernd wirkt, dass das Bauchfett speziell hormonähnliche Substanzen produziert, die auch blutdrucksteigernd wirken. Indem dieses Bauchfett reduziert wird, haben wir auf doppelte Weise noch ergänzende drucksenkende Effekte und das Paket aus allen Mechanismen führt zu dieser schönen Gesamtblutdrucksenkung."

    Professor Predel schätzt die Ergebnisse sehr positiv ein.

    "Wir haben in allen drei Trainingsgruppen blutdrucksenkende Effekte gesehen, und diese konnten wir dokumentieren mittels der 24-Stunden-Blutdruckmessung, und deren Datenergebnisse sind sehr viel belastbarer als die sogenannte Gelegenheitsmessung, wo ja nur ein Blutdruckwert zu einem bestimmten Zeitpunkt gemessen wird. Also: positive und signifikante blutdrucksenkende Effekte durch Sport."

    Ein Effekt, der ankommt: Die Studienteilnehmer wollen weitermachen mit dem Sport.

    "Ich hab den Eindruck, es tut mir sehr gut. Es ist schon aufwendig, aber ich bin motiviert, weil mir das gut tut, weiterzumachen nach den zwölf Wochen."