"Schauen Sie mal, extra für Sie bestellt. Da durch die Bäume durch. Besser kann die Natur Ihnen keinen Rothirsch hinstellen."
Am Darßer Ort, der Nord-Westspitze des Darß. Von Prerow trennen uns vier Kilometer Wald. Kaum haben wir den Bohlenweg betreten, da beobachtet uns ein Hirsch. Er steht zwischen den Bäumen, gar nicht weit weg, guckt eine Weile, zieht dann gemächlich ab. Und gleich treffen wir die nächsten Waldbewohner. Ein jugendliches Wildschwein rüffelt dicht am Weg nach Eicheln.
"Der akzeptiert, dass wir hier sind. Wichtig ist, dass man diese Tiere nie füttert, dass sie nie lernen, Mensch hat Nahrung. Dann ist das alles in Ordnung."
Nationalpark-Ranger Lutz Storm möchte den Gästen ein Gefühl vermitteln für wilde Natur auf dem Darß. Der Wanderweg schlängelt sich durch Neuland, denn speziell hier an der Nordwestspitze wird der Darß umgebaut. Wind und Wellen tragen Sand ab vom Weststrand und lagern ihn im Norden wieder an. Ihr Werk sieht man besonders gut oben vom Leuchtturm, aber auch von einem Ausguck am Waldrand - mit Blick auf Schilfflächen, wassergefüllte Senken und dahinter das Meer.
"Der Sand kommt von Westen und wird hiervor getrieben. Sie sehen dort sehr schön die Sandbänke. Die Sandbänke werden zu Dünen, dann zum Kiefernwald, dann zum Eichenwald. Vor 150 Jahren wäre diese Landfläche, die wir hier gesehen haben, noch nicht da gewesen. Denn das Land ist erst in den letzten 150 Jahren davor geschwemmt. Hier oben landen jedes Jahr 50.000 bis 60.000 Kubikmeter Sand und die werden dann zu Dünen und Dünentälern. Dünentäler sind die mit Wasser gefüllten Bereiche, also tief liegend, und auf den Dünen stehen dann irgendwann Buchen drauf und in den Tälern Erlen. Der Darßer Ort ist eine Offenlandschaft. Der Rothirsch mag die Offenlandschaft, vor allem zur Brunft."
Immer mal ragt ein mächtiges Geweih aus dem Schilf. An manchen Stellen zeigen sich auch Hirsche in voller Größe. Und man hört ihr Röhren.
"Es gibt ja diese dominanten Hirsche, also den Platzhirsch, der versucht natürlich, das Weibchen-Rudel so groß wie möglich zu halten. Das heißt aber nicht, dass die anderen nicht auch welche davon haben wollen. Und dann kommt es auch manchmal zu Rangeleien und zu Kämpfen. Aber ansonsten versuchen die großen, alten auch mit diesen volumigen Stimmen zu sagen: Ich bin hier der Chef."
Am Wanderweg haben etliche Fotofreaks Kameras mit riesigen Teleobjektiven aufgebaut. Als ich vorbei komme, gucken sich gerade zwei Männer ihre Schnappschüsse an.
"Seit Mittag stehen wir hier. Am helllichten Tag kommen die auch raus. Der Hirsch lag lange hier im Schilf und hat geschlafen, weil er einfach abgebrunftet, also abgekämpft ist. Und dann trat er hier raus und hat den anderen Hirsch angegriffen. – Na mehr so Scheinkampf, die haben hier Scheinkampf gemacht vorne im Wasser. – Hier sieht man, wie sie hier tändeln. Der wollte dem das Rudel abnehmen, aber der hat das verteidigt. – Hier ist er. – Das war heute wie Kino, wie ein Bühnenauftritt."
Der Zwickauer Matthias Harbig und Arthur Dula aus Göttingen treffen sich jeden Herbst auf dem Darß. Das besondere hier: Weil die Hirsche gelernt haben, dass am Darßer Ort nicht gejagt wird, kommen sie eben auch am Tag raus in die große Natur-Arena zum Hirsch-Kino. Nach den ersten kalten Nächten Mitte September geht es los.
"Wir sind hier etliche Mann, die sich hier alle Jahre wieder treffen. Für dieses große Ereignis Brunft auf dem Darß. Ist wahrscheinlich in Deutschland einmalig. Dazu die schöne Landschaft. Ostsee und davor Rotwild, das ist schon einmalig. Kann man schöne Fotos machen."
Oder einfach nur das Schauspiel genießen. Aber auch wenn Mitte Oktober dann die Brunft vorbei ist, kann man auf dem Darßer Neuland Hirsche sehen. Der Wanderweg beginnt am Parkplatz für die Pferdewagen in der Nähe des Leuchtturms.
Am Darßer Ort, der Nord-Westspitze des Darß. Von Prerow trennen uns vier Kilometer Wald. Kaum haben wir den Bohlenweg betreten, da beobachtet uns ein Hirsch. Er steht zwischen den Bäumen, gar nicht weit weg, guckt eine Weile, zieht dann gemächlich ab. Und gleich treffen wir die nächsten Waldbewohner. Ein jugendliches Wildschwein rüffelt dicht am Weg nach Eicheln.
"Der akzeptiert, dass wir hier sind. Wichtig ist, dass man diese Tiere nie füttert, dass sie nie lernen, Mensch hat Nahrung. Dann ist das alles in Ordnung."
Nationalpark-Ranger Lutz Storm möchte den Gästen ein Gefühl vermitteln für wilde Natur auf dem Darß. Der Wanderweg schlängelt sich durch Neuland, denn speziell hier an der Nordwestspitze wird der Darß umgebaut. Wind und Wellen tragen Sand ab vom Weststrand und lagern ihn im Norden wieder an. Ihr Werk sieht man besonders gut oben vom Leuchtturm, aber auch von einem Ausguck am Waldrand - mit Blick auf Schilfflächen, wassergefüllte Senken und dahinter das Meer.
"Der Sand kommt von Westen und wird hiervor getrieben. Sie sehen dort sehr schön die Sandbänke. Die Sandbänke werden zu Dünen, dann zum Kiefernwald, dann zum Eichenwald. Vor 150 Jahren wäre diese Landfläche, die wir hier gesehen haben, noch nicht da gewesen. Denn das Land ist erst in den letzten 150 Jahren davor geschwemmt. Hier oben landen jedes Jahr 50.000 bis 60.000 Kubikmeter Sand und die werden dann zu Dünen und Dünentälern. Dünentäler sind die mit Wasser gefüllten Bereiche, also tief liegend, und auf den Dünen stehen dann irgendwann Buchen drauf und in den Tälern Erlen. Der Darßer Ort ist eine Offenlandschaft. Der Rothirsch mag die Offenlandschaft, vor allem zur Brunft."
Immer mal ragt ein mächtiges Geweih aus dem Schilf. An manchen Stellen zeigen sich auch Hirsche in voller Größe. Und man hört ihr Röhren.
"Es gibt ja diese dominanten Hirsche, also den Platzhirsch, der versucht natürlich, das Weibchen-Rudel so groß wie möglich zu halten. Das heißt aber nicht, dass die anderen nicht auch welche davon haben wollen. Und dann kommt es auch manchmal zu Rangeleien und zu Kämpfen. Aber ansonsten versuchen die großen, alten auch mit diesen volumigen Stimmen zu sagen: Ich bin hier der Chef."
Am Wanderweg haben etliche Fotofreaks Kameras mit riesigen Teleobjektiven aufgebaut. Als ich vorbei komme, gucken sich gerade zwei Männer ihre Schnappschüsse an.
"Seit Mittag stehen wir hier. Am helllichten Tag kommen die auch raus. Der Hirsch lag lange hier im Schilf und hat geschlafen, weil er einfach abgebrunftet, also abgekämpft ist. Und dann trat er hier raus und hat den anderen Hirsch angegriffen. – Na mehr so Scheinkampf, die haben hier Scheinkampf gemacht vorne im Wasser. – Hier sieht man, wie sie hier tändeln. Der wollte dem das Rudel abnehmen, aber der hat das verteidigt. – Hier ist er. – Das war heute wie Kino, wie ein Bühnenauftritt."
Der Zwickauer Matthias Harbig und Arthur Dula aus Göttingen treffen sich jeden Herbst auf dem Darß. Das besondere hier: Weil die Hirsche gelernt haben, dass am Darßer Ort nicht gejagt wird, kommen sie eben auch am Tag raus in die große Natur-Arena zum Hirsch-Kino. Nach den ersten kalten Nächten Mitte September geht es los.
"Wir sind hier etliche Mann, die sich hier alle Jahre wieder treffen. Für dieses große Ereignis Brunft auf dem Darß. Ist wahrscheinlich in Deutschland einmalig. Dazu die schöne Landschaft. Ostsee und davor Rotwild, das ist schon einmalig. Kann man schöne Fotos machen."
Oder einfach nur das Schauspiel genießen. Aber auch wenn Mitte Oktober dann die Brunft vorbei ist, kann man auf dem Darßer Neuland Hirsche sehen. Der Wanderweg beginnt am Parkplatz für die Pferdewagen in der Nähe des Leuchtturms.
Kranich-Ketten fliegen ein
Szenenwechsel. Am späten Nachmittag auf einem Zeesboot im Barther Bodden vor der Insel Großer Kirr.
"Da überm Wäldchen kurz vor der Brücke kommen jetzt wieder zwei neue Ketten. Jetzt geht es richtig los."
Kleine Kranich-Gruppen fliegen ein, junge Familien und lange Ketten mit 200 Vögeln, Großfamilien. Die fliegen meist im Keil. Ein Kranich an der Spitze, die anderen dahinter in einer kürzeren und einer langen Reihe. Wie eine Eins. Achim schippert jeden Abend mit Gästen auf den Bodden.
"Diese Einer-Formation dient dazu, dass die kleinen Jungvögel in der Kette im Windschatten fliegen und dadurch Energie sparen. Wenn die Kraniche aus Skandinavien hier herkommen, geht eine Etappe um die 1000 Kilometer pro Tag. Reisegeschwindigkeit etwa 70 bis 80 Stundenkilometer in einer Höhe um 2000 Metern."
Doch kurz vor der Insel gibt es Unruhe vorne. Gedrängel. Löst sich die Flug-Ordnung auf.
"Die ersten 15 Vögel an der Spitze sind immer die ältesten Weibchen, weit über 20 Jahre alt. Und diese Weibchen wissen, wir haben jetzt eine Geschwindigkeit von rund 100 Sachen drauf. Wenn die so auf der Insel landen, dann brechen die Kleinen sich den Hals. Die Weibchen bremsen vorne und deswegen machen die solche Flugmanöver. Das heißt: geht weiter auseinander, wir brauchen Platz zur Landung. Und deswegen denkst Du, die sind alle besoffen vorne."
Zu Tausenden machen die Kraniche ein paar Wochen Pause auf ihrem Flug von Skandinavien nach Spanien und Nord-Afrika. Tagsüber kann man sie auf dem Festland am Boden sehen, östlich von Barth, wenn sie auf abgeernteten Maisfeldern die Reste picken. Und in der Nähe des Dorfes Günz gibt es eine große Futterstelle, wo man die majestätischen Vögel ganz aus der Nähe beobachten kann.
"Eine Stelle, wo wir füttern lassen, wir finanzieren das. Die Kraniche kennen das. Die kriegen hier ihr Frühstück kostenlos auf die Wiese gestreut. Also kommen sie her. Sie kennen die Menschen hier, nicht persönlich, aber die Menschen halten sich an Regeln, sie müssen hinter einer Absperrung bleiben. Das lernen und Vögel und entsprechend dicht – 50 bis 100 Meter – lassen sie es zu, dass die Menschen hier frei sichtbar stehen."
Günter Nowald vom Kranichschutz Deutschland. Die Kraniche sind hier nichts Neues, aber noch vor 20 Jahren hat man sie kaum wahrgenommen.
"Es gibt mehrere Hinweise, dass hier immer Kraniche waren. Orte sind nach den Kranichen benannt: Kronsberg, Krönnevitz. Und im Schweriner Museum ist ein Bilderpaar mit Kranichen, das der Herzog von Schwerin in Frankreich im 18. Jahrhundert kaufte. So gibt es schon Spuren davon, aber es hat die Leute hier nie tangiert. Es hat so dazugehört zum Leben wie die Hasen und Rehe."
Die Historikerin Bettina Klein hat die zerfallende Gutsanlage Hessenburg wieder belebt, hat Denkmal-Preise bekommen und ein Kranich-Museum eingerichtet. Dort geht es nicht um Natur-Information, sondern um den Kranich in der Kunst.
"Da ich sehr lange in Asien gelebt habe – 20 Jahre in Japan – war ich natürlich infiziert mit dem Gedanken, dass die Kraniche einen wesentlichen Beitrag in der asiatischen Kunst darstellen, weil sie so schön sind, so elegant, also ihr Flug, ihr Tanz, ihr Gebaren, ihr Federkleid. Das alles gilt den Asiaten als verehrungswürdig. Ich wollte immer ein Kranich-Museum haben, weil wir hier in einem Kranich-Land sind. Also wir sind ja umstellt im Frühjahr und Herbst von Kranich-Schwärmen."
Am späten Nachmittag treffen sich die Kranich-Gucker auch auf der Brücke von Barth nach Zingst und in Zingst auf dem Deich am Hafen. Die Kraniche fliegen zum Schlafen in die flachen Boddenwässer, sie schlafen stehend im knietiefen Wasser. Nutzen aber auch die Vogelschutzinsel Großer Kirr, denn auf dieser gibt es keine Füchse. Das Kranich-Spektakel am Darß hält meist an bis in den Spät-Herbst, bis es richtig kalt wird und ein straffer Wind aus Nordost zum Weiterfliegen einlädt.
"Da überm Wäldchen kurz vor der Brücke kommen jetzt wieder zwei neue Ketten. Jetzt geht es richtig los."
Kleine Kranich-Gruppen fliegen ein, junge Familien und lange Ketten mit 200 Vögeln, Großfamilien. Die fliegen meist im Keil. Ein Kranich an der Spitze, die anderen dahinter in einer kürzeren und einer langen Reihe. Wie eine Eins. Achim schippert jeden Abend mit Gästen auf den Bodden.
"Diese Einer-Formation dient dazu, dass die kleinen Jungvögel in der Kette im Windschatten fliegen und dadurch Energie sparen. Wenn die Kraniche aus Skandinavien hier herkommen, geht eine Etappe um die 1000 Kilometer pro Tag. Reisegeschwindigkeit etwa 70 bis 80 Stundenkilometer in einer Höhe um 2000 Metern."
Doch kurz vor der Insel gibt es Unruhe vorne. Gedrängel. Löst sich die Flug-Ordnung auf.
"Die ersten 15 Vögel an der Spitze sind immer die ältesten Weibchen, weit über 20 Jahre alt. Und diese Weibchen wissen, wir haben jetzt eine Geschwindigkeit von rund 100 Sachen drauf. Wenn die so auf der Insel landen, dann brechen die Kleinen sich den Hals. Die Weibchen bremsen vorne und deswegen machen die solche Flugmanöver. Das heißt: geht weiter auseinander, wir brauchen Platz zur Landung. Und deswegen denkst Du, die sind alle besoffen vorne."
Zu Tausenden machen die Kraniche ein paar Wochen Pause auf ihrem Flug von Skandinavien nach Spanien und Nord-Afrika. Tagsüber kann man sie auf dem Festland am Boden sehen, östlich von Barth, wenn sie auf abgeernteten Maisfeldern die Reste picken. Und in der Nähe des Dorfes Günz gibt es eine große Futterstelle, wo man die majestätischen Vögel ganz aus der Nähe beobachten kann.
"Eine Stelle, wo wir füttern lassen, wir finanzieren das. Die Kraniche kennen das. Die kriegen hier ihr Frühstück kostenlos auf die Wiese gestreut. Also kommen sie her. Sie kennen die Menschen hier, nicht persönlich, aber die Menschen halten sich an Regeln, sie müssen hinter einer Absperrung bleiben. Das lernen und Vögel und entsprechend dicht – 50 bis 100 Meter – lassen sie es zu, dass die Menschen hier frei sichtbar stehen."
Günter Nowald vom Kranichschutz Deutschland. Die Kraniche sind hier nichts Neues, aber noch vor 20 Jahren hat man sie kaum wahrgenommen.
"Es gibt mehrere Hinweise, dass hier immer Kraniche waren. Orte sind nach den Kranichen benannt: Kronsberg, Krönnevitz. Und im Schweriner Museum ist ein Bilderpaar mit Kranichen, das der Herzog von Schwerin in Frankreich im 18. Jahrhundert kaufte. So gibt es schon Spuren davon, aber es hat die Leute hier nie tangiert. Es hat so dazugehört zum Leben wie die Hasen und Rehe."
Die Historikerin Bettina Klein hat die zerfallende Gutsanlage Hessenburg wieder belebt, hat Denkmal-Preise bekommen und ein Kranich-Museum eingerichtet. Dort geht es nicht um Natur-Information, sondern um den Kranich in der Kunst.
"Da ich sehr lange in Asien gelebt habe – 20 Jahre in Japan – war ich natürlich infiziert mit dem Gedanken, dass die Kraniche einen wesentlichen Beitrag in der asiatischen Kunst darstellen, weil sie so schön sind, so elegant, also ihr Flug, ihr Tanz, ihr Gebaren, ihr Federkleid. Das alles gilt den Asiaten als verehrungswürdig. Ich wollte immer ein Kranich-Museum haben, weil wir hier in einem Kranich-Land sind. Also wir sind ja umstellt im Frühjahr und Herbst von Kranich-Schwärmen."
Am späten Nachmittag treffen sich die Kranich-Gucker auch auf der Brücke von Barth nach Zingst und in Zingst auf dem Deich am Hafen. Die Kraniche fliegen zum Schlafen in die flachen Boddenwässer, sie schlafen stehend im knietiefen Wasser. Nutzen aber auch die Vogelschutzinsel Großer Kirr, denn auf dieser gibt es keine Füchse. Das Kranich-Spektakel am Darß hält meist an bis in den Spät-Herbst, bis es richtig kalt wird und ein straffer Wind aus Nordost zum Weiterfliegen einlädt.