Das Spektakel im berühmten Maracanã-Stadion, dem Ort des deutschen Fußball-WM-Siegs 2014, begann pünktlich um 20.00 Uhr Ortszeit (01.00 Uhr MESZ). Die Eröffnung fand unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt: Rund um das Stadion waren bewaffnete Soldaten und Polizisten im Einsatz.
Ein kleiner Setzling als Mahnung für den Klimawandel
Kein Bombast, kein Gigantismus, sondern ein buntes, angemessenes Fest. Eine Zeitreise durch die brasilianische Geschichte, so ARD-Olympia-Reporter Tim Brockmeier. Die Zeremonie begann mit einem Feuerwerk und einer Laserlicht-Show. Der brasilianische Sänger Paulinho da Viola sang die Nationalhymne, Supermodel Gisele Bündchen, das Mädchen aus Ipanema, trat auf sowie zahlreiche brasilianische Musikstars wie Caetano Veloso und Gilberto Gil und Tausende Sambatänzer. Zugleich war der Auftakt der Zeremonie eine Hommage an die Erde, mehrfach wurde darauf verwiesen, welche Folgen die Zerstörung der Natur für den Menschen haben wird. Damit hielten die Macher der Show ihrem Land den Spiegel vor: In Brasilien wird täglich Regenwald großflächig vernichtet, keines der Umweltversprechen für Olympia wurde erfüllt, etwa die Reinigung der Guanabara-Bucht.
Bundespräsident Joachim Gauck sagte kurzfristig ab
Unter den ausländischen Staatsoberhäuptern waren der französische Präsident François Hollande und sein argentinischer Kollege Mauricio Macri. Im Vergleich zu früheren Spielen hatten sich jedoch deutlich weniger Präsidenten und Regierungschefs angemeldet. Bundespräsident Joachim Gauck sagte seine Teilnahme am Vorabend der Eröffnung aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig ab.
Interimspräsident Michel Temer ausgebuht
Die von Brasiliens Interimspräsident Michel Temer gesprochene Eröffnungsformel ging in einem gellenden Pfeifkonzert der 50.000 Zuschauer unter. Um 23.26 Uhr hatte Temer kaum hörbar gesagt: "Ich erkläre die Spiele von Rio de Janeiro zur Feier der XXXI. Olympiade für eröffnet." Unmittelbar danach wurde laute Musik eingespielt. Aus Angst vor lautstarken Unmutsbekundungen war schon zu Beginn der ansonsten sehr unterhaltsamen und effektvollen Eröffnungsfeier auf eine Begrüßung des umstrittenen Politikers verzichtet worden. Auch IOC-Präsident Thomas Bach hatte das derzeitige Staatsoberhaupt des Olympia-Gastgebers in seiner Ansprache nicht - wie normalerweise üblich - erwähnt. Bach sagte in seiner Eröffnungsrede: "In dieser olympischen Welt sind wir alle gleich." Die mehr als 10.000 Athleten rief er auf: "Achtet die Werte, dank derer die Olympischen Spiele so einzigartig sind!". "Die brasilianische Seele wird die Welt begeistern", versprach Carlos Arthur Nuzman, Präsident des Organisationskomitees, in seiner Rede.
"Alemanha" marschierte als fünfte Delegation ein
Der frühere Marathon-Läufer Vanderlei Cordeiro de Lima entzündete als letzter Fackelträger schließlich das olympische Feuer. Er wurde 2004 in Athen in Führung liegend von einem geistig Verwirrten von der Straße geschoben und verlor damals die Goldmedaille. Brasiliens Fußball-Ikone Pelé hatte zuvor abgesagt, weil er "körperlich" nicht in der Lage sei.
Ein Höhepunkt war der Einzug der nationalen Olympia-Mannschaften. Nach knapp einer Stunden Show kamen sie dann: Die deutsche Mannschaft marschierte als "Alemanha" und gemäß dem portugiesischen Alphabet damit als fünfte Delegation ein. Die deutsche Fahne trug der Tischtennisprofi Timo Boll. Das Team wurde mit großem Beifall des Publikums bedacht und und überraschten mit eigenartigem Street-Style-Outfit: Sie trugen unter anderem Regenmäntel und eine Art lange Unterhose zu Röcken und Shorts.
Fahnenträger Timo Boll bedankte sich über Twitter für die vielen guten Wünsche:
Mit 423 Sportlern ist die deutsche Mannschaft die drittgrößte hinter den USA (549) sowie Brasilien (465). Insgesamt werden mehr als 11.000 Sportler aus über 200 Ländern bis zum 21. August um die Medaillen kämpfen. Auch zehn Flüchtlinge werden dabei sein, für die das Internationale Olympische Komitee erstmals ein eigenes Team gegründet hat. US-Präsident Barack Obama twitterte:
Kurz vor der Eröffnung hatte es erneut Proteste gegen die Spiele gegeben. Mehrere tausend Menschen demonstrierten in Rio der Janeiro gegen das Großereignis. Sie versammelten sich vor dem Luxushotel Copacabana Palace, wo viele Sportler wohnen. Unter den Augen zahlreicher Hotelgäste machten die Demonstranten ihrem Ärger über das Milliardenspektakel Luft. Brasilien hat für die Ausrichtung der Spiele rund zehn Milliarden Dollar (rund neun Milliarden Euro) ausgegeben. Das Land steckt in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten.
(ach/hg/sima)