Rebecca Robisch steht mit einigen anderen Athleten der deutschen Triathlon-Auswahl am Strand von Copacabana und testet vor dem Wettkampf die Wasserkonditionen. Sie verzieht lachend die Nase und sagt: "Ich hab' gerade auch schon meine Arme durch ganz schön viel Plastiktüten und Müll durchgezogen. Also ich glaube, es ist nicht so sauber."
Die Olympia-Organisatoren behaupten das Gegenteil. Alle Werte im Atlantik vor der Copacabana seinen im erlaubten Rahmen. Aber erst im Mai hatte die World Surfing League ganz in der Nähe einen Strand gesperrt, weil die Wasserverschmutzung zu hoch war. Das begründet der Geograf Jorge Borges mit Abwasserkanälen, die ins Meer münden. "Die Surfer hatten zahlreiche Magen-Darm-Probleme, ernsthafte Gesundheitsbeschwerden. Einige konnten nicht mal antreten, weil die Wasserverschmutzung auf einem unerträglichen Niveau war."
Tonnen von Müll im Wasser
Noch mehr Besorgnis erregt die Bucht von Rio de Janeiro weiter nördlich. Hier werden 2016 die olympischen Segel-Wettkämpfe ausgetragen. Wie der Deutschlandfunk schon im Dezember berichtete, landen hier täglich Tonnen von Müll und die meisten Abwässer der Sechs-Millionen-Stadt. Rio de Janeiro gelobte sie zu 80 Prozent zu reinigen – eines der wichtigsten Versprechen, um den Zuschlag für Olympia 2016 zu bekommen. Rios Umweltminister behauptet, es sei schon viel besser geworden – anderer Meinung ist Geograf Jorge Borges: "Das ist eine große Lüge! Das Szenarium ist Weltuntergang! Gerade sind zahlreiche Delphine der Bucht tot aufgefunden worden. Und die sind eigentlich die resistentesten gegen die Verschmutzung."
Zumindest bei den Bauvorhaben rühmt sich Rio inzwischen, alles unter Kontrolle zu haben. Rio2016-Vizechef Leonardo Gryner sieht schon ein neues Image entstehen: "Die Brasilianer sind fähig, fristgerecht und im Kostenrahmen zu liefern!"
Sportstättenbau und Metrolinie bereiten Probleme
Das scheint nicht für das größte Infrastrukturprojekt zu gelten – die Linie 4 der Metro, mit der die Besucher vom Zentrum Richtung Olympiapark fahren sollen. Das Projekt kostet mit fast zweieinhalb Milliarden Euro mehr als geplant und könnte nicht rechtzeitig fertig werden, warnt der Landesrechnungshof.
Im Olympiapark selbst sei der Bau der Sportstätten weit fortgeschritten, so Projektleiter Roberto Ainbinder. Hier werden 15 Wettbewerbe ausgetragen. Besorgnis erregt nur das Velodrom, die Radrennbahn. Es ist noch ein Rohbau- und das zuständige Bauunternehmen mehrfach angemahnt. Dass das Tenniszentrum mit 51 Millionen Euro den Staat nun eben sieben Millionen Euro mehr kostet als angenommen, sei dagegen nachvollziehbar, so Ainbinder: "Die ein oder andere Sache kommt dazu, die so nicht vorgesehen war. Das ist ein natürlicher Prozess der Bauarbeiten."
Ein aktueller Überblick über die Kosten und alle Projekte sollte eigentlich vergangene Woche veröffentlicht werden. Nach letztem Stand vom Januar hatte ein Viertel der Olympiabauten weder einen Zeit- noch Kostenrahmen. Die Publikation wurde aber auf Mitte August verschoben – aus Termingründen, heißt es.
Für die deutschen Triathleten endete das Qualifikations-Rennen übrigens mit nur einem Olympia-Ticket für Anne Haug.