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Risiken und Nebenwirkungen

Viele Bankkunden wissen nicht, was sie tun, wenn sie der Empfehlung ihres Finanzberaters folgen. Nur so ist zu erklären, dass sicherheitsbewusste Anleger riskante Zertifikate gekauft haben und in der Finanzkrise unter Umständen vom Totalverlust überrascht wurden. Verbraucherschützer werfen den Banken vor, nichts aus der Krise gelernt zu haben und weiter eher in die eigene Tasche zu wirtschaften als in die des Kunden. Vertrauen will die Bankenbranche durch standardisierte Produktinformationen zurückgewinnen, also durch Beipackzettel für die Geldanlage. Heute Vormittag hat sie gesagt, was in einer solchen Information stehen soll. Wird der Kunde also künftig umfassend über Risiken und Nebenwirkungen bei der Geldanlage informiert?

Von Dieter Nürnberger |
    Auf jeden Fall wäre es ein Fortschritt im Sinne des Informationsbedarfes eines Bankkunden, denn bislang war es ja so, dass eher Werbe-Anlagebroschüren oder kleine Faltblätter recht allgemein und oft in blumigen Worten über ein Finanzprodukt informierten. Der Bankenverband folgt mit diesem heute vorgestellten Musterexemplar eines Produktinformationsblattes einigen Einzelbanken wie der ING-DiBa oder auch der Deutschen Bank, die in den vergangenen Monaten ja schon einen solchen Beipackzettel für ihren Geschäftsbereich vorgestellt hatten. Rund 2 Seiten - recht eng beschrieben - umfasst also das heute vorgestellte Produktinformationsblatt. Hans-Joachim Massenberg ist stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Bankenverbandes.

    "Zum einen sind die Eckdaten eines Anlageproduktes aufgeführt. Es werden die Risiken des jeweiligen Produktes beschrieben, aber auch die Chancen, die damit verbunden sind. Und - dies hat ja auch in der öffentlichen Diskussion eine große Rolle gespielt - dargestellt sind auch die konkreten Kosten, sie sind somit eindeutig beziffert."

    Der Bankenverband als Dachverband der privaten Banken in Deutschland hofft nun, dass sich das heute vorgestellte Muster auf dem Markt durchsetzen wird. Das heißt, man wird in den kommenden Wochen auch mit den Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Kontakt treten, damit die Bankenbranche allgemein ein einheitliches Muster erhält. Die Politik hatte ja in Folge der Finanzmarktkrise angedeutet, dass ein solches Produktinformationsblatt auch auf dem Gesetzeswege verordnet werde könne - aus Sicht des Bankenverbandes sei dies nun nicht mehr notwendig, sagt Hans-Joachim Massenberg.

    "Die Ministerin hat mehrfach deutlich gemacht, dass sie konkrete Aktivitäten der Branche erwartet. Diese wolle sie sich auch erstmal ansehen, bevor sie mit gesetzlichen Maßnahmen reagiert. Wir würden uns wünschen, dass wir diesen heute vorgestellten Beipackzettel auch auf eine breitere Basis stellen können. Und damit auch die Erwartungen des Ministeriums erfüllen. Eine gesetzliche Lösung wäre dann überflüssig, weil wir unverändert der Meinung sind, dass Eigenentwicklungen einer gesetzlichen Lösung überlegen sind. "

    Dieses neue Informationsblatt soll somit Funktionsweise, Risiken und Kosten von Finanzprodukten in kompakter Form zusammenfassen. Und es gibt bereits auch erste Reaktionen auf diesen Vorschlag des Bankenverbandes. Das Bundesverbraucherministerium spricht - so wörtlich - von einem erfreulichen Signal für eine bessere Aufklärung der Kunden. Und man kündigt an, diesen Entwurf nun zu prüfen. Auch Verbraucherschützer stehen zumindest in einer ersten Reaktion dem Musterentwurf des Bankenverbandes positiv gegenüber. Beispielsweise Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift "Finanztest" bei der Stiftung Warentest.

    "Wenn es in der Branche Standard werden würde, dann ist es ein Fortschritt. Die Frage ist, wie schnell kann man das umsetzen. Es gibt ja unendlich viele Produkt, die auf dem deutschen Markt sind. Der Bankenverband muss jetzt handeln, damit sie das für viele Produkte schnell hinbekommen. Das ist jetzt einer der Hauptfragen."

    Und natürlich hat Tenhagen auch genauer hingeschaut. Auf dem Musterexemplar des Bankenverbandes soll ja beispielsweise auch eine klar verständliche Risikobewertung des jeweiligen Anlageproduktes gegeben werden. Im Muster des Bankenverbandes wurde ein Discount-Zertifikat als Produkt dargestellt. Bei diesem Punkt hat Tenhagen nichts auszusetzen.

    "Da steht bei der Risikoabschätzung "Totalverlust möglich". Das ist doch eine klare Aussage."

    Der Bankenverband hofft, im Frühsommer die ersten Produktinformationsblätter an die Kunden überreichen zu können. Die Politik muss entscheiden, ob dieses Muster des Bankenverbandes eventuell zum neuen Standard wird. Aber positiv bleibt festzuhalten, dass es auf jeden Fall - das sagen auch kritische Stimmen - eine deutliche Verbesserung zum aktuellen Sachstand wäre. Im Sinne von mehr Information und auch Transparenz für den Bankkunden.