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Ritter Sport
Natürliches Aroma - oder nicht

Der Schokoladenhersteller Ritter Sport hat sich vor Gericht mit Erfolg gegen einen Bericht der Stiftung Warentest gewehrt. Vorerst, denn die Stiftung will in dem Streit, ob künstliche oder natürliche Aromen verwendet werden, in Berufung gehen. Dabei gehe es nicht nur um Ritter Sport, sondern um Hunderte Produkte.

Von Michael Watzke |
    Das Bild zeigt ein kleines Stück Voll-Nuss-Schokolade der Marke Ritter Sport. Es liegt auf einer Verpackung der Schokoladentafel.
    Ein Stück Voll-Nuss-Schokolade der Marke Ritter Sport. (picture alliance / dpa)
    Eine Tafel Rittersport Voll-Nuss-Schokolade, wird beim Öffnen meist geknickt. Geknickt ist der Schokoladenhersteller Ritter Sport nach dem heutigen Gerichtsurteil allerdings nicht. Im Gegenteil, sagt Pressesprecherin Petra Fix:
    "Wir sehen uns eindeutig bestätigt, dass unser Vorgehen das richtige Vorgehen war. Uns gegen diese Falschbehauptung seitens Stiftung Warentest zu wehren."
    Die Falschbehauptung war, dass der Aromastoff Piperonal in der Ritter Sport Schokolade nicht natürlichen Ursprungs sei, sondern chemisch hergestellt werde. Die Stiftung Warentest hatte das in einem Schokoladen-Test behauptet. Nun hat das Landgericht München den Berliner Prüfern verboten, diese Behauptung weiter aufzustellen - bei einem Ordnungsgeld von 250.000 Euro. Den Image-Schaden für die Schokoladenfirma hebt das allerdings nicht auf, sagt Rittersport-Pressesprecherin Fix:
    "Dass wir einen Reputationsverlust erlitten haben - ich glaube, das können wir eindeutig sagen. Schon aufgrund der Tatsache, wie die Verbraucher reagieren. Wie die Diskussion in den Medien war. Auch in den sozialen Medien. Auf welchem Niveau die teilweise ist. Und natürlich auch die Rückmeldungen, die wir seitens der Verbraucher und unserer Kunden bekommen. Und das tut uns schon weh, natürlich."
    Denn bei dem mittelständischen Familienunternehmen aus dem schwäbischen Waldenbuch sind Firmen- und Produktname identisch. Und mancher Schokoladenkäufer verzichtete in den vergangenen Wochen auf Ritter Sport, obwohl zu keiner Zeit eine Gesundheitsgefährdung bestand. Darauf wies Richter Peter Lemmers im heutigen Urteil noch einmal ausdrücklich hin. Und betonte, die Stiftung Warentest habe ihre Behauptung nicht ausreichend belegen können, dass die Zulieferer-Firma Symrise den Aromastoff Piperonal künstlich hergestellt habe.
    Stiftung Warentest dagegen bestreitet weiterhin, schlecht recherchiert zu haben. Pressesprecherin Heike van Laak. "Wir haben es rausgefunden aufgrund einer logischen Schlussfolgerung. Aber Symrise hat immer behauptet, dass es natürlich hergestellt wird. Und das haben sie vor Gericht nicht belegen können. Und darum wird es in einem nächsten Verfahren gehen."
    Denn die Stiftung will in Berufung gehen - vor dem OLG München. Man wolle den Aroma-Hersteller Symrise zwingen, zu beweisen, wie er den Geschmacks-Stoff Piperonal hergestellt habe. Und ob diese Produktionsweise mit der Europäischen Aroma-Verordnung vereinbar sei. Piperonal ist in vielen natürlichen Stoffen enthalten, etwa in Pfeffer, Dill oder Tahiti-Vanille. Man kann es auch künstlich herstellen, dann kostet es nur einen Bruchteil des natürlichen Piperonals. Dabei gehe es nicht nur um Ritter Sport, sagt Warentest-Pressesprecherin Heike van Laak, sondern um Hunderte Produkte.
    "Wir kämpfen auch darum, dass die Aromen richtig dargestellt werden. Dass die Verbraucher sich darauf verlassen können, was auf den Verpackungen draufsteht. Und deshalb muss das bis zum Ende überprüft werden."
    Auf der Rittersport-Packung Voll-Nuss steht jedenfalls weiterhin "mit natürlichem Aroma". Laut Landgericht München zu recht.