Die Inszenierung war immer Teil der Popkultur, heute mehr denn je: So hat auch der US-Musiker Frank Ocean sein lang ersehntes zweites Album "Boys don't cry" immer wieder verschoben; dann konnte man auf seiner Homepage tagelang ein Standbild als Ankündigung ansehen: zwei Tische, ein Raum in Schwarz-Weiß, riesige Lautsprecher, keine Musik.
Vor zwei Wochen sollte das Album erscheinen, und zwar im Stream bei Apple Music. Die Fans haben gewartet und es passierte – nichts. Twitter explodierte mit Wutausbrüchen und es hieß: "Boys don't cry" kommt erst im November. Und jetzt auf einmal: Doch ein musikalisches Lebenszeichen. Aber nicht "Boys don't cry", sondern was ganz anderes: Frank Ocean hat ein sogenanntes visuelles Album mit dem Namen "Endless" ins Netz gestellt.
Eine Portion Melancholie
"Das Video ist ein Kommentar darauf, wie wir auf Kunst von den Künstlern warten, auf die wir alle scharf sind", meint Musikkritiker Fabian Wolff. Gleichzeitig sei es eine kommerzielle Strategie, denn Ocean wolle ja auch Platten verkaufen. Da schwinge aber auch eine Portion Melancholie mit - wie bei Kanye West, der sich im Gefängnis des Ruhms eingesperrt sehe.
"Frank Ocean hat mit seinem Debüt ein Vacuum gefüllt", erklärt Wolff den Hype um dem US-Amerikaner. Der Sänger habe mit intellektuell angehauchtem R'n'B und seinem Outing als queer überrascht und für Aufmerksamkeit gesorgt.
Das Interview können Sie an dieser Stelle sechs Monate in voller Länge anhören.