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„RoboDent“ geht an den Start

Medizin. – Steht der Besuch beim Zahnarzt an, so bricht manchem der reine Angstschweiß aus. Umso schlimmer, wenn dabei auch größere Eingriffe anstehen, wie etwa die Implantation möglicherweise gleich mehrerer Ersatzzähne. Wissenschaftler der Berliner Charité stellten heute einen Roboter vor, der solche Eingriffe mit hoher Geschwindigkeit und großer Präzision durchführen kann und so Zweifel angesichts der Operation ausräumen soll.

    Noch muss der Zahnarzt zwar selbst den Bohrer halten, doch dabei kann er jetzt auf die Navigationshilfe von „RoboDent“ zurückgreifen: Auf einem kleinen Bildschirm direkt neben dem offenen Mund des Patienten zeigt das neue Computersystem in dreidimensionaler Darstellung, wie der Operateur sein Instrument zu führen hat, um optimale Bohrungen zu erzielen. Dabei markieren rote Stäbe auf dem Display die angestrebten Bohrkanäle, während ein blauer Balken das Werkzeug repräsentiert. Erreicht der Bohrer seine optimale Position, färbt sich sein digitales Pendant grün – die Bohrung kann jetzt gesetzt werden. Gelangt der Bohrer gefährlich nahe an einen Nerv, so warnt das Navigationssystem mit akustischen Signalen.

    Gerade in der Implantation von Ersatzzähnen sei die unerhörte Präzision von „RoboDent“ ein entscheidender Vorteil, meint Professor Jürgen Bier, Leiter der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Charité: „Selbst der beste Operateur kann drei oder vier Schrauben kaum exakt achsenparallel einsetzen. Das neue System ermöglicht dies jetzt erstmals.“ Überdies könnten Zahntechniker mit Hilfe der Rechnerangaben weitere Prothesen oder Brücken sehr schnell und präzise herstellen und sie auf die eingebrachten Implantate passgenau montieren. Damit der künstliche Kopilot des Arztes stets genau weiß, in welcher Position der Bohrer gerade steht, entwickelte Tim Lüth, Professor für Robotik an der Charité, ein spezielles Infrarot-Sensorsystem: „So können wir auf einen Zehntelmillimeter die Ausrichtung des Instruments messen.“

    Bislang mussten die stählernen Implantate erst drei bis sechs Monate einheilen, bevor sie belastbar waren. Dies sowie die hohen Kosten für derartige Ersatzzähne erklären den seltenen Einsatz des Verfahrens. Dank „RoboDent“ können die Implantate jedoch schon innerhalb einer Woche voll belastet werden. Überdies verzichtet die Methode auf das bisher notwendige Freilegen großer Kieferpartien – ein Austanzen eines kleinen Loches im Zahnfleisch genügt.

    [Quelle: Volkart Wildermuth]