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Roboter
Vollelektronischer Bote in Zürich

Ein Roboter liefert in Zürich Produkte eines Kaufhauses aus. Es ist ein Testversuch gemeinsam mit der Schweizer Post. Sie will die Möglichkeiten für die Lieferung der Zukunft ausloten - aber nicht den Briefträger und Paketboten abschaffen.

Von Dietrich Karl Mäurer |
    Der Lieferroboter steht an einer Ampel.
    Der Lieferroboter kann bis zu sechs Stundenkilometer fahren und stoppt sobald etwas seinen Weg kreuzt. (Deutschlandradio/Dietrich Karl Mäurer)
    Mit einem Surren navigiert der Roboter über die Gehwege der Züricher Innenstadt. Der vollelektronische Bote erinnert an eine übergroße Kühlbox auf sechs Rädern, ausgestattet mit Kameras, Sensoren und bunt blinkenden LED-Lämpchen.
    Im Testversuch der Schweizer Post liefert der Roboter Produkte aus dem Online-Shop eines Kaufhauses sofort nach der Bestellung zu den Kunden - nach Hause, an den Arbeitsplatz oder auch zum Picknick in den Park. Jetzt noch außergewöhnlich, könnte das in Zukunft ein ganz normaler Service sein - erklärt Post-Sprecherin Jacqueline Bühlmann:
    "Mit den Tests wollen wir neue Erfahrungen sammeln – mit der neuen Technik der Lieferroboter, wie dass wir diese in die Logistikkette einbinden können. Wir wollen schauen, in welchen Branchen sich so ein Lieferroboter einsetzen lässt."
    In seinem Bierkasten-großen Ladefach kann der Roboter etwa zehn Kilo Fracht transportieren. Noch ist der Lieferradius begrenzt auf einige Innenstadtbezirke, nicht zuletzt, weil der Akku nur gut zwei Stunden hält.
    "Er hält an, schaut, was um sich geschieht"
    Ist der Bürgersteig frei, saust der Roboter mit bis zu sechs Kilometern pro Stunde los. Er stoppt sofort, sollte etwas seinen Weg kreuzen - Menschen, Hunde, Fahrräder oder Autos, sagt Jacqueline Bühlmann:
    "Er hält an, schaut, was um sich geschieht, und fährt erst wieder los, wenn er sicher ist, dass er kein Hindernis vor sich hat."
    Während der Testphase überwacht ein menschlicher Kollege die Fahrt. Neugierig beäugen Passanten den Roboter. Viele machen Fotos.
    "Warum nöd? I han nüd dagegen. Es ist gut" – "Es ist ein bisschen ungewöhnlich, aber ich kann mir gut vorstellen, dass sich so etwas in verbesserter Form mal verbreiten wird." – "Für Leute, die gehandicapt sind, sicherlich ein Vorteil, dass direkt nach Hause geliefert wird."
    Hat der Roboter sein Ziel erreicht, wird der Empfänger per SMS informiert. Über einen Link lässt sich die Ladeklappe vom Handy aus öffnen. Obwohl der Test erst seit wenigen Tagen läuft, wird das Angebot gut angenommen:
    "Wir haben täglich Bestellungen für Auslieferung mit dem Roboter", erzählt Marc Huber vom Kaufhaus Jelmoli, dem Kooperationspartner der Post beim Test des Lieferroboters.
    Doch hatte man zunächst erwartet, dass der Service bei Notfällen etwa nach Missgeschicken in Anspruch genommen wird, so zeigt sich bislang:
    "In der ersten Woche haben wir primär jetzt Schokolade, Kekse, Geschenkkörbe, Champagner, für eben so die Mittagspause. Was noch nicht darunter war, sind jetzt so die absoluten notwendigen dringenden schnellen Lieferungen eines neuen Hemdes oder eines neuen Schuhs."
    Möglichkeiten für die Zukunft ausloten
    Die Schweizer Post testet neben dem Lieferroboter auch Transportdrohnen und einen vollautomatischen Bus. Man will Möglichkeiten für die Zukunft ausloten, nicht aber Briefträger und Paketboten abschaffen, sagt Post Sprecherin Jacqueline Bühlmann:
    "Den Briefträger wollen wir nicht arbeitslos machen, denn der Lieferroboter ist eine zusätzliche Liefermöglichkeit für Online-Bestellungen in der Ad-hoc- und On-Demand-Logistik. Die Schweizerische Post trägt 18 Millionen Briefsendungen aus und 500.000 Pakete pro Tag, und das ist eine Masse, die wir mit einer Drohne odereinem Lieferroboter nie bewerkstelligen könnten."
    Und außerdem - so heißt es von der Post Schweiz - bis zu einem regulären Einsatz der Lieferroboter dürften noch einige Jahre vergehen.