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Vilnius
"Robuste Brigade": Pistorius kündigt weitere 4.000 Soldaten für Litauen an

Deutschland will rund 4.000 zusätzliche Bundeswehr-Soldaten dauerhaft nach Litauen schicken, um die Ostflanke der NATO zu stärken. Verteidigungsminister Pistorius sagte bei einem Besuch in Vilnius, Deutschland sei bereit, dauerhaft eine robuste Brigade in Litauen zu stationieren.

26.06.2023
    Litauen, Vilnius: Boris Pistorius (l, SPD), Bundesminister der Verteidigung, und sein litauischer Amtskollege Arvydas Anusauskas geben auf dem Flughafen in Vilnius eine Pressekonferenz.
    Deutschland will 4.000 weitere Soldaten dauerhaft in Litauen stationieren. (Kay Nietfeld/dpa)
    Voraussetzung sei die Schaffung der notwendigen Infrastruktur zur Unterbringung der Soldatinnen und Soldaten sowie zu Übungsmöglichkeiten.
    NATO-Generalsekretär Stoltenberg begrüßte die deutsche Ankündigung. Er sagte bei einem Besuch in Litauen, dies zeige die starke deutsche Verpflichtung für die kollektive Verteidigung und die gemeinsame Sicherheit.

    Pläne schon seit Juni 2022, endgültig Zusage erst jetzt

    Schon vor einem Jahr gab es eine gemeinsame Erklärung von Bundeskanzler Scholz und Litauens Präsident Nauseda, in der sich Deutschland bereit erklärte, eine robuste Brigade anzuführen. Das Problem: Die Brigade ist bislang fast vollständig in Deutschland stationiert. Nur der sogenannte "Gefechtsstand" mit etwa 20 Soldaten befindet sich im litauischen Rukla. Eine Verlegung der kompletten Brigade dürfte laut Bundeswehr zehn Tage dauern.

    Diskussionen über Auslegung der Vereinbarung

    Über die Auslegung der Vereinbarung vom vergangenen Sommer ist vor allem in Litauen viel diskutiert worden. Aus der Politik dort kam mehrfach die Forderung, die gesamte deutsche Brigade - und nicht nur Teile davon - dauerhaft in Litauen zu stationieren. Die Bundesregierung äußerte sich lange Zeit zurückhaltend. Jetzt gibt es also erstmals eine klare Zusage aus Berlin.
    Die Bundeswehr ist darüber hinaus seit 2017 mit mehreren Hundert Soldaten in Rukla präsent. Deutschland führt einen Nato-Gefechtsverband mit rund 1.600 Soldaten - davon knapp die Hälfte aus der Bundeswehr.

    Nauseda erneut für stärkere NATO-Präsenz an der Ostflanke

    Litauens Präsident Nauseda bekräftigte bei einem Gespräch mit NATO-Generalsekretär Stoltenberg die Forderung nach einer stärkeren NATO-Präsenz an der Ostflanke des Bündnisses. Es handle sich hier um die Frontlinie der NATO, an der es keinen Platz für die kleinste Sicherheitslücke geben dürfe, sagte er.

    Weiterführende Informationen

    Debatte über deutsche Brigade – Litauen und der Wunsch nach mehr Sicherheit
    In unserem Newsblog zum Krieg in der Ukraine finden Sie zudem einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen.
    Diese Nachricht wurde am 26.06.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.