Der Beginn des zweiten Festivaltags von Rock am Ring auf dem alten Flugplatz Mendig in der Eifel verzögert sich bis in den Abend.
"Unsere große Hoffnung ist, ab 20 Uhr das Programm fortzusetzen", beziehungsweise, so Konzertveranstalter Marek Lieberberg, nachdem erneute Gewitter abgezogen sind.
Darauf hatte die rheinland-pfälzische Genehmigungsbehörde gedrungen, ebenso der Mainzer Innenminister Roger Lewentz, der angereist war. Konzertveranstalter Lieberberg will die Entscheidung lageangepasst aktualisieren. Während der Festival-unterbrechung sollen sich die Besucher auf die Campingplätze und in die Fahrzeuge zurückziehen.
"Wir werden informieren - stündlich. Die Leute wissen jetzt erstmal, ihr Zelt, gegebenenfalls der PKW, ist der sichere Platz, und wir hoffen auf die Ruhe der Festivalbesucher. Das ist uns sehr wichtig, dass das alles sehr ruhig und geordnet, sehr zivilisiert, sehr transparent und sehr glaubwürdig passiert."
Sehr ruhig, geordnet und zivilisiert – so die Hoffnung eines Veranstalters, dessen Festival absäuft und der dafür attackiert wird, dass er die Unwetter-beschädigte und nach wie vor -bedrohte Massenveranstaltung mit Zehntausenden Fans nicht abgeblasen hatte und weiterhin nicht komplett absagen will.
"Wir glauben, dass wir die Mensch bei einer Absage nicht geordnet vom Platz bringen können, so wie wir das vorhaben."
Ein Festivalbesucher musste reanimiert werden
Blitzeinschläge eines innerhalb von Sekunden aufgezogenen Gewitters hatten gestern Abend rund 80 Besucher zum Teil schwer verletzt, sie wurden in den umliegenden Krankenhäusern behandelt. Zuvor hatte es allgemeine Gewitterwarnungen gegeben, allerdings keine genau lokalisierten. Inzwischen seien die Verletzten zum überwiegenden Teil auf dem Weg der Besserung, teilte der Veranstalter mit. Zumindest ein Fan aber schwebte zeitweise in Lebensgefahr.
"Vor allem unser Nachbar stand neben dem Typen, der reanimiert wurde. Der hatte schon Angst, dass der tot wäre. Der hatte uns gestern schon erzählt, es ist einer gestorben. Jetzt haben wir heute halt gelesen, dass der reanimiert werden konnte. Aber das war auch für mich der ausschlaggebende Punkt, um jetzt abzuhauen", erzählen zwei junge Frauen dem SWR. Und sie sind nicht die einzigen der 90.000 Fans, die beschließen, das Matsch-Festival zu verlassen. Auch wenn Auftritte von Bands wie den Red Hot Chili Peppers und The Boss Hoss noch bevorstehen und Fans gute Noten für die gestrige Evakuierung vergeben.
"Das ging sehr flüssig. Also, es war sehr geordnet, du konntest problemlos rausgehen, es wurde von den Weisern auch sehr gut gesagt, wo wir lang mussten, und es war sehr klar beschildert auch."
Andere berichten von Panik und Drängelei, die sich allerdings nicht zugespitzt hatten. Notfall-Anweisungen, die gepostet und per Lautsprecherwagen durchgegeben wurden, hatten sich als nicht unbedingt praxistauglich erwiesen. Zelte, die aufgesucht werden sollten, waren teilweise vom Starkregen weggespült worden. Die Rettungswagen blieben aber zum Glück nicht im Schlamm stecken, was im erneuten Ernstfall jedoch durchaus passieren könnte. Teilweise waren auch die Autos abreisebereiter Fans kaum mehr aus dem Parkplatz-Schlamm zu bekommen.