Archiv

Rode-Breymann vs. Thielemann
Brotlose Kunst – Bilden wir zu viele Musiker aus?

Für rund 22.000 Musikstudenten hat das Wintersemester an den deutschen Hochschulen begonnen. Viele träumen von einer Karriere als Solist oder Orchestermusiker. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus und angesichts der Sparmaßnahmen in Kunst und Kultur ist Besserung nicht in Sicht. Susanne Rode-Breymann und Christian Thielemann im Gespräch mit Christoph Schmitz.

Am Mikrofon: Christoph Schmitz |
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    Das Gürzenich Orchester Köln: Orchestermusiker zu sein, bleibt für viele Musikstudenten ein Traum. (Holger Talinski)
    Bilden wir zu viele Musiker aus?
    Darüber streiten die Musikwissenschaftlerin Susanne Rode-Breymann und der Dirigent Christian Thielemann.
    Es gibt eine breite Spanne von Möglichkeiten für Musiker
    Susanne Rode-Breymann ist Präsidentin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, Leiterin des Forschungszentrums Musik und Gender sowie Vorsitzende der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen. Sie sagt:
    "Wir bilden nicht zu viele Studierende aus. Wir haben auch gute Absolventenquoten. Und ich glaube, ein Teil des Problems, dass das immer wieder gesagt wird, dass wir zu viele ausbilden, ist, dass wir nur bestimmte musikalische Berufe und Berufstätigkeiten im Auge haben und immer nur denken: Wer kommt zum Beispiel im Orchester an? Das ist ein gut bezahltes Berufsfeld, aber es gibt so eine breite Spanne von Möglichkeiten, musikalisch tätig zu sein. Und die brauchen wir auch, um der ganzen Gesellschaft auch immer wieder Zugang zur musikalischen Bildung zu geben."
    Eine Begabung setzt sich immer durch
    Christian Thielemann ist Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden und Musikdirektor der Bayreuther Festspiele.
    "Die Frage der Eignung, des Timbres, die Musizierhaltung, die entscheidet nachher, ob Sie ins Orchester kommen. Eine Begabung setzt sich immer durch. Das ist bei Sängern so, bei Dirigenten so, bei jedem so. Die kommen sozusagen aus dem Nichts, die haben dann auch gute Lehrer, haben auch gute Ratgeber. Aber es ist ein Maß der Persönlichkeit mit einem Mal vorhanden, was Sie übrigens auch nicht lernen können. (….) Automatisch zu folgern, dass ein Studium Ihnen die Welt öffnet, das ist nicht so. Da gibt es etwas, was Sie nicht lernen können."