Die ersten Befunde kamen schon 2009 aus dem Kantonalen Labor Zürich, einer eidgenössischen Behörde, unseren Landesuntersuchungsämtern vergleichbar. Der Lebensmittelchemiker Toni Grob fand bis zu 28 Milligramm Erdölreste pro Kilogramm Reis, Nudeln oder Müsli - 40 Mal mehr als die Weltgesundheitsorganisation bei einer vergleichbaren Verunreinigung für tolerabel hält. Auch die Herkunft der Gifte war schnell ausgemacht: sie stammten aus den Fasern des Recyclingpapiers, aus dem Verpackungen für Lebensmittel hergestellt werden. Grobs Ergebnisse lösten auch im Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung, BfR, Alarm aus.
"Es war auf jeden Fall ein völlig neuer Befund und sehr überraschend",
sagt Karla Pfaff, die am BfR die Abteilung Nachweismethoden leitet.
"Herr Grob beschäftigt sich schon lange mit den Mineralölverunreinigungen in Lebensmitteln, aber es hat sich auch die Analytik bei ihm weiter entwickelt und dass das aus dem Recycling-Karton auf Lebensmittel übergeht, war für uns jedenfalls ein neuer Befund."
Die Erdölverunreinigung ist ein komplexes Stoffgemisch, das sich lediglich grob in einen Berg im einzelnen unbekannter gesättigter Kohlenwasserstoffe und eine Fraktion aromatischer Kohlenwasserstoffe auftrennen lässt. Von den Substanzen in der gesättigten Fraktion weiß man nur, dass sie sich im menschlichen Körper anreichern, noch nicht, was sie bewirken. Das BfR wurde deshalb vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit einer Risikobewertung beauftragt.
"Jetzt bei der Bewertung hat man die akzeptablen täglichen Aufnahmemengen von der Weltgesundheitsorganisation genommen und verglichen mit den Daten, die Herr Grob gemessen hat, und dabei festgestellt, dass die WHO-Daten um ein Vielfaches überschritten werden."
Toxikologen wie Detlef Wölfle sind besonders beunruhigt, weil die aromatischen Anteile in dem Giftcocktail im Verdacht stehen, Krebs zu erzeugen. Diese Besorgnis hat das Bundesministerium zu dem Entwurf einer neuen Verordnung veranlasst, der sogenannten Mineralölverordnung, die seit Mai allen Beteiligten vorliegt. Sie soll den Eintrag solcher Stoffe in Lebensmittel mithilfe von Grenzwerten einschränken. Diese Werte wie auch der gesamte Entwurf ist unter den Interessengruppen äußerst umstritten. Außerdem gewinnt das Thema eine zusätzliche Brisanz durch die Interessenkollision zwischen Verbraucherschutz und Umweltschutz. Eine Lösung, die beides berücksichtigt ist derzeit nicht in Sicht.
"Die einfachste Option wäre Frischfasern zu verwenden und auf Recyclingsfasern gänzlich zu verzichten, das wäre aus ökologischer Sicht nicht wünschenswert und stößt auf Probleme mit der Verfügbarkeit solcher Fasern."
Naheliegend wäre, das Übel an der Wurzel zu packen. Denn letztendlich stammen die belasteten Recyclingfasern aus den Druckfarben im Altpapier.
"Eine Möglichkeit wäre natürlich auch, die Zusammensetzung der Zeitungsdruckfarben zu ändern, so dass dieser Eintrag in den Recycling Kreislauf unterbunden wird. Aber diese Möglichkeit ist praktisch nicht umsetzbar."
Die Zeitungsverleger mauern, sie sind juristisch nicht in die Pflicht zu nehmen, eine Umstellung der Druckfarben käme sie zu teuer.
"Die nächste Option wäre durch Barrieren zu verhindern, Barriereschichten zwischen der Verpackung und den Lebensmittel, dass diese Stoffübergänge nicht stattfinden."
Alles deutet daraufhin, dass man sich vorerst auf diese Notlösung einigen wird: Zusätzliche Verpackungsbeutel, die Reis und Co. vor den aus der Pappschachtel ausgasenden Ölrückständen abschirmen – nicht gerade die ökologischste Lösung. Das Gerangel um die geplante Mineralölverordnung wird jedenfalls noch eine Weile weiter gehen.
Link zur Fachtagung
"Es war auf jeden Fall ein völlig neuer Befund und sehr überraschend",
sagt Karla Pfaff, die am BfR die Abteilung Nachweismethoden leitet.
"Herr Grob beschäftigt sich schon lange mit den Mineralölverunreinigungen in Lebensmitteln, aber es hat sich auch die Analytik bei ihm weiter entwickelt und dass das aus dem Recycling-Karton auf Lebensmittel übergeht, war für uns jedenfalls ein neuer Befund."
Die Erdölverunreinigung ist ein komplexes Stoffgemisch, das sich lediglich grob in einen Berg im einzelnen unbekannter gesättigter Kohlenwasserstoffe und eine Fraktion aromatischer Kohlenwasserstoffe auftrennen lässt. Von den Substanzen in der gesättigten Fraktion weiß man nur, dass sie sich im menschlichen Körper anreichern, noch nicht, was sie bewirken. Das BfR wurde deshalb vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit einer Risikobewertung beauftragt.
"Jetzt bei der Bewertung hat man die akzeptablen täglichen Aufnahmemengen von der Weltgesundheitsorganisation genommen und verglichen mit den Daten, die Herr Grob gemessen hat, und dabei festgestellt, dass die WHO-Daten um ein Vielfaches überschritten werden."
Toxikologen wie Detlef Wölfle sind besonders beunruhigt, weil die aromatischen Anteile in dem Giftcocktail im Verdacht stehen, Krebs zu erzeugen. Diese Besorgnis hat das Bundesministerium zu dem Entwurf einer neuen Verordnung veranlasst, der sogenannten Mineralölverordnung, die seit Mai allen Beteiligten vorliegt. Sie soll den Eintrag solcher Stoffe in Lebensmittel mithilfe von Grenzwerten einschränken. Diese Werte wie auch der gesamte Entwurf ist unter den Interessengruppen äußerst umstritten. Außerdem gewinnt das Thema eine zusätzliche Brisanz durch die Interessenkollision zwischen Verbraucherschutz und Umweltschutz. Eine Lösung, die beides berücksichtigt ist derzeit nicht in Sicht.
"Die einfachste Option wäre Frischfasern zu verwenden und auf Recyclingsfasern gänzlich zu verzichten, das wäre aus ökologischer Sicht nicht wünschenswert und stößt auf Probleme mit der Verfügbarkeit solcher Fasern."
Naheliegend wäre, das Übel an der Wurzel zu packen. Denn letztendlich stammen die belasteten Recyclingfasern aus den Druckfarben im Altpapier.
"Eine Möglichkeit wäre natürlich auch, die Zusammensetzung der Zeitungsdruckfarben zu ändern, so dass dieser Eintrag in den Recycling Kreislauf unterbunden wird. Aber diese Möglichkeit ist praktisch nicht umsetzbar."
Die Zeitungsverleger mauern, sie sind juristisch nicht in die Pflicht zu nehmen, eine Umstellung der Druckfarben käme sie zu teuer.
"Die nächste Option wäre durch Barrieren zu verhindern, Barriereschichten zwischen der Verpackung und den Lebensmittel, dass diese Stoffübergänge nicht stattfinden."
Alles deutet daraufhin, dass man sich vorerst auf diese Notlösung einigen wird: Zusätzliche Verpackungsbeutel, die Reis und Co. vor den aus der Pappschachtel ausgasenden Ölrückständen abschirmen – nicht gerade die ökologischste Lösung. Das Gerangel um die geplante Mineralölverordnung wird jedenfalls noch eine Weile weiter gehen.
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