Welche mineralischen und nicht-mineralischen Rohstoffe bezieht Deutschland aus Russland?
„Russland ist ein wichtiger Rohstoffproduzent, nicht nur bei den Energierohstoffen, sondern auch bei den mineralischen und nicht-mineralischen Rohstoffen, insbesondere Nickel, da ist Russland ein großer Produzent für, einer der weltweit größten, aber auch mit Titan, bei Aluminium, bei Kupfer, Palladium. Also eigentlich fast die gesamte Bandbreite wichtiger Rohstoffe“, sagt Siyamend Al Barazi von der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) in Berlin.
Nickel, Palladium, Eisen, Kupfer – die Liste der Rohstoffe, die Deutschland in größeren Mengen aus Russland bezieht, ist lang. Und sie umfasst viele Metalle, die die Basis für verschiedenste Industriezweige darstellen:
- Nickel etwa, das Deutschland derzeit zu 44 Prozent aus Russland bezieht, wird für die Produktion von Batterien und zur Stahlveredelung eingesetzt.
- Palladium ist als Katalysator und für die Wasserstoffwirtschaft von herausragender Bedeutung.
- Kupfer wird für alles benötigt, was Leitungen und Kabel hat.
- Und dann sind da auch noch die Edelgase, die für die Herstellung von Mikrochips und somit die ganze Elektronik essenziell sind.
Mariupol war wichtiger Standort für Edelgas-Produktion
„Neon zum Beispiel braucht man für die Herstellung von Halbleitern", erklärt Al Barazi. "Und da ist die Produktion in der Ukraine jetzt schon eingestellt worden. Das ist wirklich kritisch, weil wir nur eine begrenzte Anzahl an sogenannten Luftzerlegungsanlagen haben, die dann eben Neon produzieren. Und im letzten Jahr gab es ja schon diverse Lieferprobleme für die Halbleiter, und das könnte sich jetzt durch diese Entwicklung noch mal verschärfen. “
Neon wurde unter anderem in der stark umkämpften und zerstörten Stadt Mariupol hergestellt. Daneben gibt es weitere Produktionsstätten in der Ukraine und Russland. Sollten Edelgase im Zuge des Ukraine-Kriegs knapp werden, würde das unzählige Branchen treffen. Denn Halbleiter sind eine Art Grundbaustein für verschiedenste Produkte, das gilt auch und besonders für Energiewende-Technologien.
Neon wurde unter anderem in der stark umkämpften und zerstörten Stadt Mariupol hergestellt. Daneben gibt es weitere Produktionsstätten in der Ukraine und Russland. Sollten Edelgase im Zuge des Ukraine-Kriegs knapp werden, würde das unzählige Branchen treffen. Denn Halbleiter sind eine Art Grundbaustein für verschiedenste Produkte, das gilt auch und besonders für Energiewende-Technologien.
Bisher seien die Hersteller von Halbleitern und Mikrochips jedoch nicht in Alarmstimmung, berichtet Jürgen Gern vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Zum einen berufen sie sich auf alternative Lieferquellen, zum anderen auf Lagerbestände.
Bei vielen aus Russland exportierten Metallen sei die Lage ebenfalls noch ruhig, sagt Gern – auch weil es hier noch keine Sanktionen gibt.
„Anders als beim Öl scheint bei den Metallen der physische Handel im Moment noch relativ normal zu verlaufen. Gleichwohl sind die Preise zum Teil zwischenzeitlich enorm gestiegen, weil Sorgen vor Angebotsengpässen bestehen. Wenn die Preise wichtiger Metalle noch weiter steigen sollten oder auf dem gegenwärtigen hohen Niveau länger verharren, dann dürfte das die Produktion vieler Produkte und Grundstoffe verringern und zu Lieferengpässen führen, wie wir sie im vergangenen Jahr aus anderen Gründen gesehen haben.“
Der Ukraine-Krieg verdeutlicht nun in der Praxis, was in der Theorie oft besprochen wurde: Deutschland ist nicht nur von Öl und Gas, sondern auch von Metallimporten extrem abhängig.
Bei vielen aus Russland exportierten Metallen sei die Lage ebenfalls noch ruhig, sagt Gern – auch weil es hier noch keine Sanktionen gibt.
„Anders als beim Öl scheint bei den Metallen der physische Handel im Moment noch relativ normal zu verlaufen. Gleichwohl sind die Preise zum Teil zwischenzeitlich enorm gestiegen, weil Sorgen vor Angebotsengpässen bestehen. Wenn die Preise wichtiger Metalle noch weiter steigen sollten oder auf dem gegenwärtigen hohen Niveau länger verharren, dann dürfte das die Produktion vieler Produkte und Grundstoffe verringern und zu Lieferengpässen führen, wie wir sie im vergangenen Jahr aus anderen Gründen gesehen haben.“
Der Ukraine-Krieg verdeutlicht nun in der Praxis, was in der Theorie oft besprochen wurde: Deutschland ist nicht nur von Öl und Gas, sondern auch von Metallimporten extrem abhängig.
Welche Rolle spielt China als Zulieferer?
Al Barazi: „Wir haben hier bestimmte Konzentrationen am Markt, nehmen wir Niob zum Beispiel, was zu über 80 Prozent in Brasilien produziert wird. Die seltenen Erden fallen auch immer mal wieder, die primär in China produziert werden. Das ist im Bereich der Bergwerksförderung. Nur wenn wir uns die Weiterverarbeitung angucken, dann ist gerade die Raffinadeproduktion noch deutlich stärker konzentriert.“
Denn aus den Bergwerken kommt nicht der fertige Rohstoff. Metalle müssen oft sehr energieaufwändig weiterverarbeitet, veredelt, gereinigt werden, bevor sie verwendet werden können. Rund ein Drittel dieser sogenannten Raffinadeprodukte, so zeigt eine Risikoanalyse der Deutschen Rohstoffagentur, liegt im roten Bereich. Das bedeutet, dass die Marktkonzentration sehr hoch ist. Oft sind es zudem Länder, die politisch instabil sind, mit Korruption zu kämpfen haben oder Probleme bei der Regulierung und Rechtsstaatlichkeit haben.
Al Barazi: „Und wenn wir uns dann angucken, in welche Richtung sich die Welt bewegen möchte: Wir sprechen alle von Klima-Neutralität, nicht nur hier in Deutschland und in Europa, sondern auch China möchte bis 2060 klimaneutral sein. Und wenn man sich dann anguckt, was für Rohstoffe man für bestimmte Technologien benötigt und wo diese Rohstoffe dann primär weiterverarbeitet werden, dann haben wir hier gerade bei so Spezial- und Hightech-Rohstoffen eine sehr hohe Abhängigkeit von einzelnen Ländern.“
So ist China etwa bei 25 der 27 untersuchten Raffinadeprodukte der größte Produzent. Gleichzeitig setzt das Land nach und nach höhere Umwelt- und Klimaschutzstandards durch, wodurch die Produktion insgesamt sinkt und teurer wird.
Denn aus den Bergwerken kommt nicht der fertige Rohstoff. Metalle müssen oft sehr energieaufwändig weiterverarbeitet, veredelt, gereinigt werden, bevor sie verwendet werden können. Rund ein Drittel dieser sogenannten Raffinadeprodukte, so zeigt eine Risikoanalyse der Deutschen Rohstoffagentur, liegt im roten Bereich. Das bedeutet, dass die Marktkonzentration sehr hoch ist. Oft sind es zudem Länder, die politisch instabil sind, mit Korruption zu kämpfen haben oder Probleme bei der Regulierung und Rechtsstaatlichkeit haben.
Al Barazi: „Und wenn wir uns dann angucken, in welche Richtung sich die Welt bewegen möchte: Wir sprechen alle von Klima-Neutralität, nicht nur hier in Deutschland und in Europa, sondern auch China möchte bis 2060 klimaneutral sein. Und wenn man sich dann anguckt, was für Rohstoffe man für bestimmte Technologien benötigt und wo diese Rohstoffe dann primär weiterverarbeitet werden, dann haben wir hier gerade bei so Spezial- und Hightech-Rohstoffen eine sehr hohe Abhängigkeit von einzelnen Ländern.“
So ist China etwa bei 25 der 27 untersuchten Raffinadeprodukte der größte Produzent. Gleichzeitig setzt das Land nach und nach höhere Umwelt- und Klimaschutzstandards durch, wodurch die Produktion insgesamt sinkt und teurer wird.
Wie könnte Europa unabhängiger von Rohstofflieferanten werden?
Um durch die Energiewende nicht von einer Abhängigkeit in die nächste zu stolpern, wäre ein europäischer Ausbau der Weiterverarbeitung von Metallen daher ein erster wichtiger Schritt, meint Al Barazi. Aber gerade vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und des Konflikts mit Russland wünscht er sich auch einen zweiten:
„Ja, also es wäre natürlich schön, wenn wir in bestimmten Bereichen den Bergbausektor in Europa auch wiederbeleben könnten. Das ist aber in vielen Fällen schwierig, hat sich gezeigt. Das ist immer: not in my backyard. Man will den Bergbau nicht vor seiner Haustür haben, obwohl wir mittlerweile in Europa ja Standards haben, die dies eigentlich ermöglichen, unter möglichst umweltschonenden Bedingungen Bergbau zu betreiben, da sieht es in anderen Ländern teilweise anders aus.“
„Ja, also es wäre natürlich schön, wenn wir in bestimmten Bereichen den Bergbausektor in Europa auch wiederbeleben könnten. Das ist aber in vielen Fällen schwierig, hat sich gezeigt. Das ist immer: not in my backyard. Man will den Bergbau nicht vor seiner Haustür haben, obwohl wir mittlerweile in Europa ja Standards haben, die dies eigentlich ermöglichen, unter möglichst umweltschonenden Bedingungen Bergbau zu betreiben, da sieht es in anderen Ländern teilweise anders aus.“