Antimon ist ein Metall, das zum Beispiel in Batterien für Autos, Boote und Solaranlagen steckt. Oder in Katalysatoren, die die chemische Industrie in ihren Prozessen nutzt. Wolfram ist ebenfalls ein Metall. Und ein wichtiger Bestandteil zum Beispiel von besonders harten Werkzeugstählen wie auch von Dampf-und Gastubinenschaufeln.
Doch es könnte sein, daß die beiden Metalle in den nächsten Jahren nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen. Diese Sorge äußerte Hildegard Wilken jetzt auf dem Fachtreffen der Dechema in Frankfurt am Main. Die Chemikerin arbeitet bei der BGR in Hannover - bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ...
"Bei Antimon und bei Wolfram sehen wir eine mögliche kritische Entwicklung. Wenn man sich die Explorations- und Bergbauaktivitäten in Zukunft anschaut und dagegenhält mögliche Szenarien der Nachfrage, kann es bei diesen beiden Rohstoffen in den nächsten Jahren zu Versorgungsengpässen kommen."
Nach den Prognosen der BGR wird die Nachfrage nach den beiden Metallen in diesem Jahrzehnt stärker steigen als ihre bergbaulichen Fördermengen. Schon in zwei, drei Jahren dürfte deshalb zu wenig von den Rohstoffen auf dem Weltmarkt vorhanden sein: Bei Antimon könnte die Nachfrage um sieben Prozent höher liegen als die Produktionsmenge. Bei Wolfram sogar um elf Prozent – so die Szenarien aus Hannover.
"Das heißt auf jeden Fall, daß die Preise enorm steigen und daß auch eventuell manche Nachfrager keinen Rohstoff bekämen."
Als kritisch in Sachen Versorgungssicherheit beurteilen Hildegard Wilken und ihre Kollegen auch Seltenerdmetalle. Dazu zählen Elemente wie Cer, Gadolinium und Lanthan ...
"Das sind sehr spezielle Metalle, die in sehr kleinen Mengen in sehr speziellen Anwendungen eine Rolle spielen. Hochtechnologiemetalle."
Nur gibt es ein Problem mit diesen Exoten, genauso wie mit Antimon und Wolfram:
"Bei all diesen drei Rohstoffen beziehungsweise Rohstoffgruppen handelt es sich um Rohstoffe, die vorwiegend zurzeit in China produziert werden. Bei den Seltenen Erden ist es am stärksten ausgeprägt: über 95 Prozent. Und bei den anderen beiden Rohstoffen ist es um 90 Prozent herum. Und Deutschland ist abhängig von einem Land."
China benötigt die Metalle in zunehmenden Maße für die eigene Industrie. So hat das Land den Export von Seltenen Erden in den letzten zehn Jahren nach den BGR-Daten mehr als halbiert. Dennoch schätzt die BGR die Lage bei dieser Rohstoff-Gruppe als nicht so prekär ein wie bei den Industriemetallen Antimon und Wolfram:
"Wir haben uns auch die Vorräte angeschaut. Bei Seltenen Erden sind die Vorräte an Rohstoffen, das heißt die Reserven und Ressourcen, schon sehr breit über die Erde verteilt. So daß es in Zukunft auch sein kann, daß auch andere Länder Seltenerden produzieren. Insbesondere USA, Australien, verschiedene asiatische Länder neben China könnten es sein. Bei Antimon und Wolfram ist es so, daß die bekannten Vorräte nicht so breit verteilt sind über den Erdball, sondern überwiegend in China liegen."
Hier wird das Reich der Mitte also sein Quasi-Monopol behalten. Auch im Fall von Wolfram und Antimon hat China in den letzten Jahren die Ausfuhrmengen gedrosselt. Sollte dieser Trend anhalten, ist die Versorgungssicherheit in anderen Ländern gefährdet. Auch in Deutschland. Künftige Engpässe könnten auch die Entwicklung von Zukunftstechnologien ausbremsen. Mit Legierungen, die Antimon enthalten, könnte die Halbleiterindustrie zum Beispiel schnellere Speichermedien produzieren. Und von Wolfram hofft man, daß es robustere Bohrköpfe für moderne Tiefbohrtechniken ermöglicht oder teures Platin in Brennstoffzellen ersetzen kann. Solche Entwicklungen werden natürlich obsolet, wenn die nötigen Rohstoffe nicht mehr zur Verfügung stehen. Die BGR möchte die Industrie stärker für die Problematik sensibilisieren. Sie gibt neuerdings Steckbriefe über kritische Rohstoffe heraus. Der für Antimon ist bereits erschienen. Der für Wolfram steht kurz vor der Veröffentlichung.