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Rohstoffe
Grönland und der Traum vom großen Geld

Die größte Insel der Welt ist reich an Eis und an Rohstoffen wie Erdöl, Eisen und Seltenen Erden. Doch Grönlands Vorkommen sind kaum erschlossen, und die Frage stellt sich, wie der Bergbau mit nur 56.000 Einwohnern bewältigt werden kann.

Von Ralf Geissler |
    Abenddämmerung in Kulusuk, Grönland.
    Grönland hat eine der geringsten Bevölkerungsdichten der Welt. (imago/Westend61)
    Andreas Uldum ist erst 36 Jahre alt und schon Finanzminister der größten Insel der Erde – von Grönland. Er sitzt in einem schmucken Neubau in der Hauptstadt Nuuk. Pralinen auf dem Besprechungstisch, frisches Gletscherwasser. Als Minister verwaltet Uldum auch die Bodenschätze. Grönland ist reich an Erdöl, Eisen und Seltenen Erden. Doch die Lagerstätten sind bislang kaum erschlossen.
    "Noch 2009 haben wir hier an das ganz große Geld geglaubt, an den Reichtum durch Öl, an Milliarden und noch mehr Milliarden. Auch ich hatte diesen Traum, und ich habe ihn heute noch. Aber wir sind realistischer geworden. Er wird in den nächsten ein bis zwei Jahren nicht wahr werden. In der Zukunft ja, aber nicht schnell."
    Viele Grönländer wollen unabhängig von Dänemark werden und die Rohstoffe könnten dabei helfen. Es gibt eine Vereinbarung mit den Dänen. Grönland darf die Einnahmen aus den Förderlizenzen behalten. Dafür reduziert Dänemark seine Subventionen von derzeit noch 430 Millionen Euro im Jahr. Kann sich Grönland allein tragen, ist es frei. Doch die Probleme beginnen schon bei der Frage: Wie betreibt man Bergbau in einem eisigen Land mit nur 56.000 Einwohnern?
    "Wir haben keine ausgebildeten Bergarbeiter. Eine Mine, wie sie die Firma London Mining üblicherweise betreibt, braucht 3.000 Leute. Die haben wir nicht. Wenn wir eine große Mine aufmachen wollen, müssen wir uns die Arbeiter aus anderen Ländern holen."
    Die Regierung hatte vor wenigen Jahren die Idee, 3.000 Chinesen nach Grönland zu holen. In der Nähe der Hauptstadt Nuuk sollten sie ein Eisenbergwerk erschließen. Der Soziologe Birger Poppel schüttelt noch heute den Kopf über das Vorhaben – und ist froh, dass daraus nichts wurde:
    "Die Firma, die das Recht hatte, die Mine im Fjord von Nuuk zu erkunden, besaß auch zahlreiche Eisenbergwerke in Afrika. Als dort die Ebola-Epidemie ausbrach, bekam sie finanzielle Schwierigkeiten. Deshalb wurde das Projekt bei Nuuk wieder abgesagt."
    Klimawandel könnte Rohstoffabbau behilflich sein
    Grönland ist ein unerschlossenes Land. Seine Fläche: sechs Mal größer als Deutschland. Doch es gibt weder Eisenbahn noch Fernverkehrsstraßen. Das hat manchen Investor verschreckt. Ausgeträumt ist der Rohstofftraum aber nicht. Ausgerechnet der Klimawandel soll helfen, ihn noch wahr werden zu lassen. Das Meer vor Grönland bleibt immer länger eisfrei. Dort soll nun nach Öl gesucht werden. Für den Klimaforscher Andreas Ahlstroem keine gute Perspektive:
    "Sehen Sie sich die Geschichte der Länder doch einmal an, die im großen Maßstab Öl fördern wollten. Insbesondere die Geschichte kleiner Länder. Das ging nie gut. Die Erdölgesellschaften haben dort alles erdrückt, sie zerstörten die regionale Wirtschaft. Und das brachte immer die Gesellschaft durcheinander."
    Bislang fehlt auch dem Öl-Abenteuer in Grönland der Investor. Trotzdem gibt es erste Bergbauprojekte. Minister Uldum leuchten die Augen, als er davon erzählt:
    "Es ist eine Rubin-Saphir-Mine. Nicht groß. Was mich sehr glücklich macht, dass die lokalen Einwohner daran teilhaben, dass sie Jobs erhalten, dass die Firmen vor Ort mit der Bergbaugesellschaft Vereinbarungen geschlossen haben. So lernen sie, wie Bergbau funktioniert, was bislang Grönland nicht weit verbreitet ist."
    Wissenschaftler haben ausgerechnet, wie viele Bergbaulizenzen Grönland vergeben muss, damit es tatsächlich von dänischen Subventionen unabhängig wird. Die Experten kamen auf 20 Minen. Würden sie alle eröffnet, müssten rund 60.000 Gastarbeiter ins Land geholt werden. Dann wären die Grönländer unabhängig - aber in der Minderheit in ihrem eigenen Land.