Archiv

Roland Koch bei Bilfinger
Konzern-Umbau zum Dienstleister fortsetzen

Bei Bilfinger geht eine Ära zu Ende: Unternehmenschef Roland Koch will den schwächelnden Tiefbau loswerden. Ein weiterer Schritt weg vom Baukonzern - und der Abschied von den Konzernanfängen. Die Quartalszahlen von Bilfinger sind derweil durchwachsen.

Von Michael Brandt |
    Der Vorstandsvorsitzende des Bau- und Industriedienstleisters Bilfinger, Roland Koch, gestikuliert am 08.05.2014 in Mannheim (Baden-Württemberg) bei der Hauptversammlung während seiner Rede.
    Bilfinger-Vorstand Koch setzt den Weg seines Vorgängers fort, sich auf Dienstleistungen rund um Bau und Industrie zu konzentrieren. (dpa picture alliance / Uwe Anspach)
    Das Timing von Bilfinger Chef Roland Koch war bemerkenswert. Gestern Abend teilte das Unternehmen mit, dass der einstige Baukonzern noch weitere Teile seines Baugeschäfts abstoßen werde, heute Morgen veröffentlichte der Konzern seine Quartalszahlen und wenig später erklärte sich der frühere Ministerpräsident vor seinen Aktionären auf der Hauptversammlung in Mannheim:
    "Wir werden einen Prozess einleiten, wesentliche Teile unseres bisherigen Geschäftsfelds Construction zu veräußern. Betroffen sind die Aktivitäten, die im Allgemeinen als Ingenieurbau innerhalb unserer Gruppe bezeichnet werden."
    Die betreffenden Unternehmen mit insgesamt 3.000 Mitarbeitern, davon 1.700 in Deutschland, sollen, so Koch, ausgewählten Interessenten zum Kauf angeboten werden - und zwar im Laufe eines Jahres.
    Der Hochbau soll erhalten bleiben, ebenso Betriebsteile, die auf den Bau von Offshore Windanlagen und Überlandleitungen spezialisiert sind.
    Konzentration auf Dienstleistungen rund um Bau und Industrie
    Vorstandschef Koch setzt also sehr entschieden den Weg seines Vorgängers Herbert Bodner fort, sich vom risikoreichen und wenig profitträchtigen klassischen Baugeschäft zu trennen und sich auf Dienstleistungen rund um Bau und Industrie zu konzentrieren. Etwa das Gebäudemanagement oder das Warten und Modernisieren von Kraftwerken und Industrieanlagen.
    Die Quartalszahlen von Bilfinger sind derweil durchwachsen. Der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahresquartal zwar leicht auf 1,88 Milliarden Euro gewachsen, aber das Ergebnis ist erkennbar zurück gegangen. Trotz eines - für die Baubranche wichtigen - milden Winters.
    Koch stellt jedoch einen Trend fest, nach dem die Kunden mit ihren Investitionsentscheidungen zunehmend bis zur zweiten Jahreshälfte warten. Seine Erwartungen für das Gesamtjahr 2014 demzufolge positiv:
    "Unsere Erwartungen für 2014 sind daher positiv. Unsere Gesellschaft wächst sowohl organismisch als auch durch die geplanten Akquisitionen, so dass wir für das laufende Jahr eine Leistung von mindestens 9 Milliarden geplant haben."
    Umbau wird wohl mehr als 1.000 Arbeitsplätze kosten
    Einschließlich der geplanten Verkäufe.
    Ein guter Teil der Leistung soll durch Effizienzsteigerung erbracht werden. Durch die frühere Konzernstruktur sowie durch die zahlreichen Zukäufe der vergangenen Jahre gebe es in vielen zentralen Bereichen Doppelstrukturen, die nun unter der Überschrift Bilfinger Excellence abgebaut werden sollen. Das werde voraussichtlich 1.250 Arbeitsplätze kosten; man werde versuchen, diese im Dialog mit dem Betriebsrat und ohne betriebsbedingte Kündigungen abzubauen.
    "Das Wachstumspotenzial, das in unserer Neupositionierung steckt, ist noch nicht annähernd erreicht oder gar ausgeschöpft. Und deshalb müssen wir uns mit diesen Maßnahmen auch mit Mühen der Ebene der Umstrukturierung beschäftigen, damit wir diese Potenziale ausschöpfen können."
    Dazu will Koch auch die Einkaufstour des Unternehmens fortsetzen. Nach Zukäufen in Höhe von 800 Millionen seit 2011, will Bilfinger in diesem und dem nächsten Jahr noch einmal so viel Geld in die Hand nehmen, um den Umbau des Baukonzerns zum Dienstleister fortzusetzen.