Auch Liebermanns zweite Oper war aus dem Leben gegriffen – der Plot entstammte einem Illustrierten-Artikel von 1952. Verknüpft wurde eine Story aus dem Berliner Alltag mit griechischer Mythologie: Mit dem zwei Jahrzehnte dauernden Warten der Penelope auf ihren in den Trojanischen Krieg gezogenen und nach dessen Ende nicht zurückkehrenden Mann Odysseus.
Singe mir, Muse, das Lied von Penelopeia, der Edlen, die so viel' Jahr gewartet der Heimkehr des Gatten Oysseus.
Rolf Liebermanns Oper "Penelope" spielt auf zwei "Stilebenen" – im historischen Festsaal der Residenz von Ithaka, in dem die Freier die Königin bedrängen, die mit der Arbeit am legendären Teppich nicht zu Ende kommen will, und auf der alltäglichen Ebene einer modernen Tragödie: Eine Frau hatte, nachdem ihr Mann im Krieg als verschollen gemeldet und für tot erklärt worden war, erneut geheiratet. Eines Tages erhält sie ein Telegramm, ihr erster Mann komme am Abend mit dem Zug aus der Gefangenschaft zurück. Sie findet sich am Bahnhof ein, ihr Name wird aufgerufen und man teilt ihr mit, der Mann sei auf dem Transport gestorben. Erst bricht sie zusammen, dann ist sie erleichtert, da sie auf diese Weise des Konflikts enthoben ist. Nach Hause zurückkehrend findet sie ihren zweiten Mann – erhängt. Er nahm sich das Leben, um die geliebte Frau nicht an deren anderen rechtmäßigen Mann zu verlieren.
Heinrich Strobel und Rolf Liebermann verlegten diese Spielebene nach Italien, um einem unmittelbaren Bezug auf die Berliner Ereignisse aus dem Weg zu gehen, und sie bedienten die antike Rahmenhandlung mit Buffo-Elementen: Prinz Telemach kann nicht verstehen, warum seine Mama sich von einem stotternden Poeten und anderen Gecken den Hof machen lässt. Die moderne Frau aber hat allen Grund, in großer Arie die Fragen von Verstrickung und Schuld aufzuwerfen.
Bei der Uraufführung im Rahmen der Salzburger Festspiele sangen am 17. August 1954 – heute vor 50 Jahren – unter der Leitung von George Szell unter anderem Anneliese Rothenberger, Walter Berry, Rudolf Schock und – die Titelpartie – Christel Goltz.
Eine Lösung hält nur die Kunst bereit. Anders als im wirklichen Leben, in dem Odysseus nicht wirklich heimkehrt, tut er dies auf dem Theater "durch der Dichtung Wunderkraft" – und es gibt gute Gründe, die Kunst zu preisen. Neun Jahre nach dem Ende des großen Kriegs war eine Heimkehrertragödie noch durchaus aktuell und reflektierte beiläufig auch einen kollektiven Verdrängungsmechanismus: dass und wie schnell so viele Opfer des großen Kriegs und Völkermords vergessen wurden.
Ziemlich einhellig war der Uraufführungs-Erfolg von Rolf Liebermann "Penelope", die dann – unter Michael Gielen – in Wien präsentiert wurde, in Frankfurt von George Solti, in Zürich, Stockholm und einer ganzen Reihe weiterer Opernhäuser. In der Balance zwischen Mythenaneignung und gegenwartsnaher Tragödie, die mit "griffiger" Musik ausgestattet wurde, hatte der Komponist die Voraussetzung für den Aufstieg zu einem der führenden Köpfe des europäischen Musiktheaters gelegt. Auch in seinem Pessimismus gegenüber der Wirklichkeit, dem nur mehr Optimismus der Kunst standzuhalten vermöchte.
Singe mir, Muse, das Lied von Penelopeia, der Edlen, die so viel' Jahr gewartet der Heimkehr des Gatten Oysseus.
Rolf Liebermanns Oper "Penelope" spielt auf zwei "Stilebenen" – im historischen Festsaal der Residenz von Ithaka, in dem die Freier die Königin bedrängen, die mit der Arbeit am legendären Teppich nicht zu Ende kommen will, und auf der alltäglichen Ebene einer modernen Tragödie: Eine Frau hatte, nachdem ihr Mann im Krieg als verschollen gemeldet und für tot erklärt worden war, erneut geheiratet. Eines Tages erhält sie ein Telegramm, ihr erster Mann komme am Abend mit dem Zug aus der Gefangenschaft zurück. Sie findet sich am Bahnhof ein, ihr Name wird aufgerufen und man teilt ihr mit, der Mann sei auf dem Transport gestorben. Erst bricht sie zusammen, dann ist sie erleichtert, da sie auf diese Weise des Konflikts enthoben ist. Nach Hause zurückkehrend findet sie ihren zweiten Mann – erhängt. Er nahm sich das Leben, um die geliebte Frau nicht an deren anderen rechtmäßigen Mann zu verlieren.
Heinrich Strobel und Rolf Liebermann verlegten diese Spielebene nach Italien, um einem unmittelbaren Bezug auf die Berliner Ereignisse aus dem Weg zu gehen, und sie bedienten die antike Rahmenhandlung mit Buffo-Elementen: Prinz Telemach kann nicht verstehen, warum seine Mama sich von einem stotternden Poeten und anderen Gecken den Hof machen lässt. Die moderne Frau aber hat allen Grund, in großer Arie die Fragen von Verstrickung und Schuld aufzuwerfen.
Bei der Uraufführung im Rahmen der Salzburger Festspiele sangen am 17. August 1954 – heute vor 50 Jahren – unter der Leitung von George Szell unter anderem Anneliese Rothenberger, Walter Berry, Rudolf Schock und – die Titelpartie – Christel Goltz.
Eine Lösung hält nur die Kunst bereit. Anders als im wirklichen Leben, in dem Odysseus nicht wirklich heimkehrt, tut er dies auf dem Theater "durch der Dichtung Wunderkraft" – und es gibt gute Gründe, die Kunst zu preisen. Neun Jahre nach dem Ende des großen Kriegs war eine Heimkehrertragödie noch durchaus aktuell und reflektierte beiläufig auch einen kollektiven Verdrängungsmechanismus: dass und wie schnell so viele Opfer des großen Kriegs und Völkermords vergessen wurden.
Ziemlich einhellig war der Uraufführungs-Erfolg von Rolf Liebermann "Penelope", die dann – unter Michael Gielen – in Wien präsentiert wurde, in Frankfurt von George Solti, in Zürich, Stockholm und einer ganzen Reihe weiterer Opernhäuser. In der Balance zwischen Mythenaneignung und gegenwartsnaher Tragödie, die mit "griffiger" Musik ausgestattet wurde, hatte der Komponist die Voraussetzung für den Aufstieg zu einem der führenden Köpfe des europäischen Musiktheaters gelegt. Auch in seinem Pessimismus gegenüber der Wirklichkeit, dem nur mehr Optimismus der Kunst standzuhalten vermöchte.