Die Halle in der Küstenstadt Gangneung ist zu zwei Dritteln gefüllt. Familien, Senioren und Schulklassen scheint es ähnlich zu gehen: Sie staunen. Auch über die deutschen Spieler, die im Morgengrauen im paralympischen Dorf aufgebrochen sind und erst nach Mitternacht wieder in ihren Betten liegen werden. Fast jeden Tag müssen sie bei den Paralympics zwei Spiele bestreiten, mit einer Dauer von jeweils zweieinhalb Stunden. Auf der Tribüne sitzt auch Petra Schlitt, Teammanagerin der deutschen Rollstuhlcurler.
"Man muss immer wieder seine Taktik neu ausrichten. Und man muss lernen, das Eis zu lesen. Also das wird immer diffiziler, je mehr man sich damit befasst."
Seit 2004 bei den Paralympics
Noch ist das Fundament klein. Anfang des Jahrtausends entstanden die ersten Teams. Das Internationale Paralympische Komitee nahm Rollstuhlcurling 2004 auf. Bei den bisherigen drei Weltspielen gewann Kanada Gold, Weltmeister ist Norwegen. Mittlerweile wird die Sportart in 25 Ländern betrieben, intensiv auch in der Schweiz, in Schottland oder Russland. In Deutschland ist die Szene noch vergleichsweise klein, Teammanagerin Schlitt:
"Es geht darum, die Eishallen einfach erreichbar zu machen, barrierefrei. Zum Beispiel hat Hamburg eine wunderschöne Eishalle, ganz neu gemacht, man kommt aber mit dem Rollstuhl nicht aufs Eis."
Nachwuchs gesucht im deutschen Team
Die fünf Mitglieder des deutschen Teams haben ein Durchschnittsalter von 52 Jahren. Daher suchen sie dringend Nachwuchs. Aber leicht wird das nicht. Von den rund sieben Millionen Menschen in Deutschland mit einer schweren Behinderung sind 17.000 querschnittsgelähmt. Und im Deutschen Rollstuhl-Sportverband werben fast dreißig Sportarten um Mitglieder. Lars Pickardt von der Deutschen Behindertensportjugend möchte den Blick über den Leistungsgedanken hinaus lenken. Vor allem auf behinderte Kinder und Jugendliche, denen Sport bei der Rehabilitation helfen könnte. Die Paralympics können motivieren.
"Wir brauchen diese Leuchttürme. Egal, wo wir unterwegs sind. Wir können uns als Trainer, als Referenten, als Funktionäre irgendwo hinstellen und schöne Sonntagsreden halten. Aber wenn so ein Leichtathlet, den die Kiddies kennen, wenn der etwas sagt, das ist komplett anders."