Mareike Miller ist die Kapitänin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Sie spielt seit ihrer Jugend Rollstuhlbasketball. Bevor sie mit dem Sport in Kontakt kam, spielte sie Basketball und nach vier Kreuzbandrissen sagten ihr die Ärzte, dass sie auf das Sportmachen künftig besser verzichten sollte. "Ich habe gemerkt, dass es mir hilft, vorher Basketball gespielt zu haben. Es war aber trotzdem etwas ganz anderes", erzählt Miller Dlf-Sportredakteurin Marina Schweizer im Sportgespräch: "Am Anfang war es schwierig, aber es hat dann am Ende doch Spaß gemacht. Rollstuhlbasketball ist ein Sport wie jeder andere auch. Die perfekte Alternative, wenn es meine Knie nicht zulassen."
Vor allem die Koordination sei eine Herausforderung, so die 28-Jährige: "Man hat natürlich nur zwei Hände, muss aber Ball und zwei Räder kontrollieren und irgendwie koordinieren, damit man voran kommt."
"Der Rollstuhl ist kein Gefährt, sondern ein Sportgerät"
Mareike Miller kam über ihren damaligen Sportlehrer zum Rollstuhlbasketball. Jetzt ist Martin Otto ihr Trainer im Damen-Nationalteam. Ende der 1980er Jahre wurde er durch seine Eltern für den Sport begeistert, die bei einem Turnier in Köln als Schiedsrichter aktiv waren: "Ich kam in die Halle voller Rollis und innerhalb von ein paar Minuten fühlte ich mich wie Zuhause. Es war alles sehr viel persönlicher als im Fußgängerbereich. Aber ich war auch begeistert, weil die Spieler mit unterschiedlichen Behinderungsgeraden unglaubliche Treffer erzielten. Das hat mich so mitgenommen, dass ich gesagt habe: ich werde Trainer."
Sein Kollege vom Herren-Nationalteam, Nicolai Zeltinger, hat selbst zwölf Jahre Rollstuhlbasketball gespielt. Um auf dem Topniveau mitzuhalten, sei hartes Training notwendig: "Der Rollstuhl ist kein Gefährt. Wir sehen ihn als Sportgerät an - für Menschen mit und ohne Behinderung. Man muss seinen Rollstuhl beherrschen können." Vier bis fünf Jahre hartes Training seien nötig, vor allem im Athletik- und Kraftbereich.
"Inklusion findet einfach statt"
Das Zusammenspiel zwischen behinderten und nichtbehinderten Sportlern sei selbstverständlich, sagt Jan Haller, Team-Kapitän der deutschen Herren-Nationalmannschaft: "Die Inklusion findet einfach statt. Da redet man gar nicht groß drüber. Wer sich entscheidet Rollstuhlbasketball zu spielen, der setzt sich in einen Stuhl und fängt an zu spielen. Dann gehört er dazu."
Für Jan Haller ist das ein Grund, weshalb er den Sport so mag: "Ich war immer schon Mannschaftssportler. Ich finde es cool, einen Sport mit Gleichgesinnten zu treiben. Aber auch mit Leuten wie Mareike, die vom Fußgänger-Basketball kamen."
Nicolai Zeltinger findet, dass die Inklusion vor allem im Jugendbereich gut funktioniere: "Da sind Kinder, die zu regulären Schulen gehen und nachmittags dann in die Halle kommen, um Rollstuhlbasketball zu spielen. Da können unsere Vereine wahnsinnig viel leisten, indem sie Rollstühle für ihre Freunde anbieten und dann spielen da Behinderte und Nicht-Behinderte einfach zusammen."
"Wir müssen eine intensive Förderung kriegen"
Für diesen Dienst an der Gesellschaft würden sich die deutschen Rollstuhlbasketballer eine großzügigere Förderung vom Bund wünschen. Herren-Bundestrainer Zeltlinger weist in diesem Zusammenhang auf konkurrierende Nationen hin: "Da werden Athleten direkt gefördert oder sie werden fest angestellt, damit sie ihrem Job Rollstuhlbasketball nachgehen können. Wir müssen gucken, dass wir im Mannschaftsbereich so eine intensive Förderung kriegen, um auch langfristig mitzuhalten."
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