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Rom
Fundamentalopposition gegen Papst Franziskus

Große Teile Roms sind momentan mit Anti-Papst-Plakaten vollgepflastert. Sogar eine gefälschte Ausgabe der offiziellen Vatikanzeitung gehört zum Repertoire der Papst-Gegner. Sie versuchen darin, Papst Franziskus lächerlich zu machen. Hinter den Aktionen werden finanzstarke konservative Kreise der Kurie vermutet.

Von Jan-Christoph Kitzler |
    Papst Franziskus von Hinten, wie er die großen Flügel der "Heiligen Pforte" öffnet. Das Portal besteht aus zwei großen Kassettentüren mit schwarzen Rahmen und goldenen Kassetten mit christlichen Motiven.
    Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte (imago stock&people / ZUMA Press)
    In Rom, nahe der Piazza Navona, steht eine berühmte Statue. Der Pasquino, so heißt dieser Torso, ist nicht so sehr künstlerisch wertvoll, aber bekannt dafür, dass hier die Römer Schmähgedichte und Ähnliches gegen die Machthaber angebracht haben. Der Pasquino war jahrhundertelang ein Ort, um seinem Ärger Luft zu machen. Und weil in Rom ziemlich lange die Päpste das Sagen hatten, konnte man da viel Papstkritisches lesen.
    Die heutigen Kritiker von Papst Franziskus haben es nicht bei einem einzelnen Schmähgedicht belassen. Sie haben große Teile der Stadt mit Plakaten gegen den Papst gepflastert. "Ey Franziskus", kann man da in etwas bemühtem römischen Dialekt lesen, "Du hast Behörden zwangsverwaltet, Priester entfernt, den Malteserorden enthauptet, Kardinäle ignoriert - wo ist Deine Barmherzigkeit?" Dazu gibt es ein wenig vorteilhaftes Bild des Papstes.
    Das soll nach der Stimme des Volkes klingen. Tatsächlich, so wird vermutet, stecken hinter der Aktion konservative Kreise der Kurie, sagt Franca Giansoldati, die die Affäre für die römische Zeitung "Il Messaggero" verfolgt:
    "Ich glaube nicht, dass die, die hinter den Plakaten stecken, die Mehrheit sind. Das ist eine Minderheit, aber eine sehr geeinte Minderheit. Laut und mit einer gewissen Finanzkraft."
    Auch eine gefälschte Zeitung
    Denn die Plakate waren sicher nicht ganz billig. Und es blieb nicht bei den Plakaten: Verschiedene Kardinäle, Bischöfe, Adlige in der Stadt haben in den letzten Tagen eine E-Mail mit einer PDF-Datei im Anhang bekommen. Da hat sich jemand Mühe gegeben und die Titelseite des "Osservatore Romano", der offiziellen Zeitung des Vatikans, nachempfunden.
    Der Titel über dem Foto des Papstes: "Er hat geantwortet". Gemeint sind die fünf Dubia, also Zweifel, die vier Kardinäle, darunter auch die Deutschen Meisner und Brandmüller, medienwirksam veröffentlicht hatten. Sie sehen im päpstlichen Schreiben "Amoris Laetitia", das Franziskus nach Abschluss der letzten Familiensynode veröffentlicht hatte, Widersprüche zur offiziellen Lehre der Kirche.
    Auf jeden der Punkte antwortet der Papst in der falschen Vatikan-Zeitung mit "Sic et non" also "Ja und nein". Dazu muss man wissen, dass "Sic et non" eine Schrift des höchst streitbaren Philosophen Abaelard ist, der entmannt worden war und somit als einer der berühmtesten Kastraten des Mittelalters gilt.
    "Das Ziel ist, den Papst lächerlich zu machen. Ein Papst der nicht sagen kann, ob eine Sache richtig oder falsch ist, der mit den Achseln zuckt, und sagt, vielleicht ja, vielleicht aber auch nein, soll zeigen, dass es einen Papst gibt, der nicht geeignet ist."
    Bisher nicht verwendete Methoden
    Die meisten Päpste hatten mit Opposition zu kämpfen, aber noch wie wurden solche Methoden angewandt, noch nie war der Widerstand so unverhohlen. In der falschen Ausgabe der Vatikanzeitung werden auch Vertraute des Papstes verunglimpft. Äußern will sich keiner von ihnen, nur Giovanni Maria Vian, der Chefredakteur des originalen "Osservatore Romano". Er nimmt die Affäre sportlich:
    "Das ist eine großartige Werbung für die wir sehr dankbar sind, weil sie umsonst ist. Trotzdem sind wir etwas enttäuscht, denn der "Osservatore Romano" ist viel schöner als die Fake-Version, nicht nur in puncto Grafik, sondern auch was das Latein angeht. Diese Fälscher sind echte Dilettanten."
    Und Papst Franzikus? Gerade erst hat er gegenüber Mitarbeitern der Jesuiten-Zeitschrift "Civiltà Cattolica" Sätze gesagt, die man als Reaktion verstehen kann:
    "Ihr seid im Boot Petri. Und dieses Boot wird manchmal, einst und jetzt, von den Wellen hin- und hergeworfen. Das darf einen nicht verwundern. Und manchmal rudern die Matrosen, die im Boot Petri ihren Dienst tun, in entgegengesetzte Richtung. Das gab es schon immer."
    Außerdem, so hat er gesagt, habe er eine gesunde Egal-Haltung entwickelt, wenn es um solche Dinge geht. Die wird er brauchen, denn der Widerstand gegen ihn geht sicher weiter.