Keinen deutschen Schriftsteller, mit Ausnahme Thomas Manns, haben die Nationalsozialisten so sehr gehasst wie Lion Feuchtwanger. Denn lange vor 1933 hatte er Hitler porträtiert, in dem 1927 geschriebenen Roman "Erfolg". Noch früher, schon 1920, hatte Feuchtwanger prophezeit:
Türme von Büchern verbrannten, und Scheiterhaufen waren aufgerichtet, hoch bis in die Wolken, und Menschen verkohlten.
Als 1933 Feuchtwangers eigene Bücher in Deutschland verbrannt, sein Vermögen konfisziert und seine Villa in Berlin beschlagnahmt wurden, hielt er sich auf Vortragsreise in Amerika auf und schrieb dem neuen Besitzer seines Hauses im Stadtteil Grunewald einen Brief:
Sehr geehrter Herr X, Was fangen Sie wohl mit den beiden Räumen an, die meine Bibliothek enthielten? Bücher, habe ich mir sagen lassen, sind nicht sehr beliebt in dem Reich, in dem Sie leben, und wer sich damit befasst, gerät leicht in Unannehmlichkeiten. Ich zum Beispiel habe das Buch Ihres "Führers" gelesen und harmlos konstatiert, dass seine 140000 Worte 140000 Verstöße gegen den deutschen Sprachgeist sind. Infolge dieser meiner Feststellung sitzen jetzt Sie in meinem Haus.
Rückblickend kam Lion Feuchtwanger sein Leben als Abenteuerreise vor. Dabei mochte er das Abenteuerliche gar nicht:
"Ich liebe keine Abenteuer, ich hasse sie. Aber ich bin durch sehr viele Erlebnisse durchgegangen, durch rohe und durch bittere, und zum Schluss ergab sich, dass gerade die bitteren mir zum Segen ausschlugen. Ohne die hätte ich nicht schreiben können, was ich schreiben musste."
Geboren wurde Feuchtwanger 1884 als Sohn eines jüdischen Fabrikanten in München. Nach Versuchen als Dramatiker, die damit endeten, dass er in langen freundschaftlichen Gesprächen Bertolt Brecht auf dessen Weg brachte, entdeckte Feuchtwanger das ihm eigene Terrain: den historischen Roman. Mit dem Buch "Jud Süß" gelang ihm als erstem deutschen Autor sogar ein internationaler Bestseller, der ihm auch eine königliche Einladung nach London einbrachte.
Wie sehr die Nationalsozialisten Feuchtwanger nachstellten und hassten, zeigte sich noch 1940, als Joseph Goebbels den Roman in einem von Veit Harlan gedrehten antisemitischen Hetzfilm verzerren ließ. Als die Deutschen im selben Jahr Frankreich besetzten - wo Feuchtwanger in Sanary-sur-Mer lebte -, blieb als neuer Fluchtort wiederum nur Amerika. Seine Villa "Aurora" am Rande von Los Angeles, in Pacific Palisades ist oft beschrieben worden.
In Amerika vervollständigte Feuchtwanger sein Werk mit Romanen wie "Goya" oder "Die Jüdin von Toledo". Die Kritik hatte ihm zwar schon in den 20er Jahren vorgeworfen, sich einem breiten Lesepublikum zu sehr anzubiedern, doch Feuchtwanger ließ sich nicht irritieren. In seinem Roman "Erfolg" sagt die autobiografische Schriftstellerfigur:
Ein großer Mann meinte: Die Philosophen haben die Welt erklärt, es kommt darauf an, sie zu ändern. Ich für meine Person glaube, das einzige Mittel, sie zu ändern, ist, sie zu erklären. Erklärt man sie plausibel, so ändert man sie auf stille Art, durch fortwirkende Vernunft.
Nach 1945 ist Lion Feuchtwanger in Amerika geblieben. Seine Bücher wurden vor allem im Osten Deutschlands viel gelesen, während man im Westen lange seinen 1937 erschienenen, zustimmenden Reisebericht über das Moskau der stalinistischen Prozesse und seine Schilderung über ein stundenlanges persönliches Gespräch mit dem Diktator gegen ihn. Einer seiner letzten Besucher erlebte Feuchtwanger in seiner Villa über dem Pazifik, wie ihn Thomas Mann beschrieben hat: als einen "lieben, heiter mitteilsamen und treuherzigen Mann".
"Im Übrigen bin ich deutscher Schriftsteller, und suche mich immer zu umgeben mit deutschen Dingen, mit deutschen Büchern. Schreiben kann man nur in seiner Muttersprache. In meinem Haus spreche ich fast ausschließlich Deutsch. Und ich fühle mich in gewissem Sinn immer zu Hause in Deutschland, auch wenn ich hier bin."
Gestorben ist Lion Feuchtwanger am 21. Dezember 1958 in Los Angeles.
Türme von Büchern verbrannten, und Scheiterhaufen waren aufgerichtet, hoch bis in die Wolken, und Menschen verkohlten.
Als 1933 Feuchtwangers eigene Bücher in Deutschland verbrannt, sein Vermögen konfisziert und seine Villa in Berlin beschlagnahmt wurden, hielt er sich auf Vortragsreise in Amerika auf und schrieb dem neuen Besitzer seines Hauses im Stadtteil Grunewald einen Brief:
Sehr geehrter Herr X, Was fangen Sie wohl mit den beiden Räumen an, die meine Bibliothek enthielten? Bücher, habe ich mir sagen lassen, sind nicht sehr beliebt in dem Reich, in dem Sie leben, und wer sich damit befasst, gerät leicht in Unannehmlichkeiten. Ich zum Beispiel habe das Buch Ihres "Führers" gelesen und harmlos konstatiert, dass seine 140000 Worte 140000 Verstöße gegen den deutschen Sprachgeist sind. Infolge dieser meiner Feststellung sitzen jetzt Sie in meinem Haus.
Rückblickend kam Lion Feuchtwanger sein Leben als Abenteuerreise vor. Dabei mochte er das Abenteuerliche gar nicht:
"Ich liebe keine Abenteuer, ich hasse sie. Aber ich bin durch sehr viele Erlebnisse durchgegangen, durch rohe und durch bittere, und zum Schluss ergab sich, dass gerade die bitteren mir zum Segen ausschlugen. Ohne die hätte ich nicht schreiben können, was ich schreiben musste."
Geboren wurde Feuchtwanger 1884 als Sohn eines jüdischen Fabrikanten in München. Nach Versuchen als Dramatiker, die damit endeten, dass er in langen freundschaftlichen Gesprächen Bertolt Brecht auf dessen Weg brachte, entdeckte Feuchtwanger das ihm eigene Terrain: den historischen Roman. Mit dem Buch "Jud Süß" gelang ihm als erstem deutschen Autor sogar ein internationaler Bestseller, der ihm auch eine königliche Einladung nach London einbrachte.
Wie sehr die Nationalsozialisten Feuchtwanger nachstellten und hassten, zeigte sich noch 1940, als Joseph Goebbels den Roman in einem von Veit Harlan gedrehten antisemitischen Hetzfilm verzerren ließ. Als die Deutschen im selben Jahr Frankreich besetzten - wo Feuchtwanger in Sanary-sur-Mer lebte -, blieb als neuer Fluchtort wiederum nur Amerika. Seine Villa "Aurora" am Rande von Los Angeles, in Pacific Palisades ist oft beschrieben worden.
In Amerika vervollständigte Feuchtwanger sein Werk mit Romanen wie "Goya" oder "Die Jüdin von Toledo". Die Kritik hatte ihm zwar schon in den 20er Jahren vorgeworfen, sich einem breiten Lesepublikum zu sehr anzubiedern, doch Feuchtwanger ließ sich nicht irritieren. In seinem Roman "Erfolg" sagt die autobiografische Schriftstellerfigur:
Ein großer Mann meinte: Die Philosophen haben die Welt erklärt, es kommt darauf an, sie zu ändern. Ich für meine Person glaube, das einzige Mittel, sie zu ändern, ist, sie zu erklären. Erklärt man sie plausibel, so ändert man sie auf stille Art, durch fortwirkende Vernunft.
Nach 1945 ist Lion Feuchtwanger in Amerika geblieben. Seine Bücher wurden vor allem im Osten Deutschlands viel gelesen, während man im Westen lange seinen 1937 erschienenen, zustimmenden Reisebericht über das Moskau der stalinistischen Prozesse und seine Schilderung über ein stundenlanges persönliches Gespräch mit dem Diktator gegen ihn. Einer seiner letzten Besucher erlebte Feuchtwanger in seiner Villa über dem Pazifik, wie ihn Thomas Mann beschrieben hat: als einen "lieben, heiter mitteilsamen und treuherzigen Mann".
"Im Übrigen bin ich deutscher Schriftsteller, und suche mich immer zu umgeben mit deutschen Dingen, mit deutschen Büchern. Schreiben kann man nur in seiner Muttersprache. In meinem Haus spreche ich fast ausschließlich Deutsch. Und ich fühle mich in gewissem Sinn immer zu Hause in Deutschland, auch wenn ich hier bin."
Gestorben ist Lion Feuchtwanger am 21. Dezember 1958 in Los Angeles.