Eigentlich wollte Paul Ronzheimer aus Kabul berichten – aus einer Stadt, in der Taliban-Kämpfer die Macht übernommen haben und für viele Menschen Lebensgefahr droht. Nach nicht einmal 24 Stunden wurde der Bild-Reporter jedoch von US-Streitkräften wieder außer Landes gebracht.
Zusammen mit anderen internationalen Journalisten sei er durch das US-Militär gezwungen worden, einen Flieger nach Doha zu nehmen, so Ronzheimer. Im Deutschlandfunk erklärte er: "Ich bin mit einer Militärmaschine aus Katar in Kabul angekommen. Dann hieß es von den Amerikanern zunächst, es gebe Möglichkeiten, das Gelände zu verlassen. Dann wurde mir das untersagt, mit dem Hinweis auf Sicherheitsrisiken."
Er sei unter anderem von der Militärpolizei zu einem Flieger gebracht worden und zusammen mit Flüchtlingen nach Doha in Katar geflogen worden. Inzwischen sei er wieder frei und könne sich frei bewegen.
"Wie Verbrecher festgehalten"
Aufgrund der Ausweisung wirft Ronzheimer der US-Regierung eine Beschränkung der Pressefreiheit vor. Auf Twitter schrieb er: "Wir werden wie Verbrecher von US-Soldaten festgehalten und jetzt zum Flieger nach Doha eskortiert. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas als Krisenberichterstatter mit dem US Militär einmal erleben würde." Daran anknüpfend stellte er die Frage: "Was ist die Presse der US Regierung wert?"
"Für mich ist es ein Eingriff in die Pressefreiheit, dass das US-Militär nicht allein die Macht für den Flughafen übernommen hat, sondern bestimmt hat, dass ich diesen Flughafen nicht verlassen durfte, nicht Richtung Kabul durfte und man mich damit an der Ausübung meines Berufs massiv und entscheidend behindert hat."
Die USA wollten, so Ronzheimer, "keine Zeugen dafür, dass die USA untergegangen sind am Ende".
"Generell natürlich nach Afghanistan"
Ronzheimer wollte nach eigener Aussage über die aktuelle Lage der Menschen in Kabul und den Machtwechsel in Afghanistan berichten. Warum er in ein Land reist, das von der Bild-Zeitung als "Taliban-Hölle" beschrieben wird, erklärte er folgendermaßen: "Mein Plan war, in Kabul zu landen, vom Flughafen zu berichten und dann in die Stadt auch selbst zu gehen und von der Machtübernahme der Taliban zu berichten."
Es gebe viele Orte auf dieser Welt, die gefährlich sind - "und trotzdem fahren da Journalisten immer wieder hin, weil es wichtig ist, da hinzuschauen". Er wolle nun die Lage in Afghanistan weiter beobachten und nach Möglichkeit erneut nach Kabul reisen: "Generell will ich natürlich unbedingt nach Afghanistan."