Berlin, Mitte Mai. Der russische Ölkonzern Rosneft eröffnet eine Dependance. Konzernchef Igor Setschin erklärt bei einer Pressekonferenz:
"Unsere Tätigkeit hängt mit dem direkten Verkauf von Erdölprodukten an deutsche Verbraucher zusammen. Das ist eines unserer aussichtsreichen Projekte. Wir wollen unser Geschäft entwickeln, dafür gibt es nun die Voraussetzungen, darunter zum Geschäft mit Flugbenzin. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserem Markteintritt die Konkurrenz auf dem deutschen Markt erhöhen."
Der Konzern teilt auf seiner Internetseite mit, Setschin habe sich in Berlin außerdem mit der deutschen Wirtschafts- und Energieministerin Brigitte Zypries, SPD, getroffen. Und er habe Gespräche sich mit dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder, ebenfalls SPD, geführt. Wie das russische Medienhaus RBK gestern Abend berichtete, ist Gerhard Schröder dafür vorgesehen, in den Vorstand des russischen Ölkonzerns Rosneft gewählt zu werden. In der Recherche heißt es unter Verweis auf anonyme Informanten, der Ex-Kanzler solle ein sogenannter "unabhängiger Vorstand" werden. Die Wahl stehe Ende September an, heißt es.
Rosneft steht auf der Sanktionsliste der EU
Rosneft gehört mehrheitlich dem russischen Staat. Dividenden des Konzerns kommen auch dem russischen Haushalt zugute. Als Antwort auf die russische Politik in der Ukraine haben die Europäische Union und die Vereinigten Staaten das Unternehmen auf die Sanktionsliste gesetzt. Geschäftsführer Igor Setschin ist außerdem die Einreise in die USA verboten. Setschin zählt zum engsten Kreis um den russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Auf Anfrage des Deutschlandfunks teilte Gerhard Schröders Kanzlei mit, dieser könne sich zurzeit nicht äußern. Rosneft war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Gerhard Schröder ist bereits Verwaltungsratschef einer Gazprom-Gesellschaft, die die geplante Gas-Pipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee von Russland nach Deutschland auf den Weg bringen soll. Um die Röhre gibt es inzwischen ein politisches Tauziehen. Östliche EU-Länder protestieren gegen die Umgehung; außerdem ist im unlängst verabschiedeten neuen Sanktionspaket der USA die Möglichkeit enthalten, Unternehmen zu sanktionieren, die an Nord Stream 2 beteiligt sind. Dazu zählen aus Deutschland Wintershall und Uniper.