Das Gericht verurteilte Ex-Propagandachef Nuon Chea (88) und den damaligen Staatschef Khieu Samphan (83) wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft. Die Richter machten sie etwa für die Zwangsvertreibung von zwei Millionen Menschen aus der Hauptstadt Phnom Penh nach der Machtübernahme 1975 verantwortlich. Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft gefordert. Beide gaben an, von Gräueltaten nichts gewusst zu haben.
Bauernstaat in Kambodscha
Es ist erst das zweite Urteil des acht Jahre alten Tribunals. Kaing Guek Eav, Chef des Foltergefängnisses Tuol Sleng, war bereits zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Chea und Samphan waren bei der Urteilsverkündung, die live im Fernsehen übertragen wurde, zugegen. Der Prozess gegen sie war bereits im vergangenen Jahr zu Ende gegangen. Wegen der Schwere ihrer Verbrechen sollten die beiden "in Haft bleiben, bis die Urteile rechtskräftig sind", sagte Richter Nil Nonn. Die beiden nun Verurteilten wollen nach Angaben ihrer Anwälte Berufung gegen das Urteil einlegen.
Der Rote-Khmer-Prozess in Kambodscha sei ungeheuer wichtig für das Land, sagte die Menschenrechtsexpertin Barbara Lochbihler (Grüne) im Interview mit dem Deutschlandfunk. Noch immer lebten dort Täter und Opfer zusammen. Eine kollektive Aufarbeitung des Rote-Khmer-Regimes stehe noch aus.
Die kommunistischen Roten Khmer wollten einen Bauernstaat schaffen, witterten aber bald überall Staatsfeinde. Zwischen 1975 und 1979 kamen mindestens 1,7 Millionen Menschen durch Folter, Mord, Zwangsarbeit und Hungersnöte um. Das war ein Viertel der damaligen Bevölkerung.
(tzi/sima)