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Royal Ascot
Wie auf einer Hochzeit mit 60.000 Menschen

Heute beginnt wieder Royal Ascot – fünf Tage lang Pferderennen im Beisein der Queen. Ascot aber ist viel mehr. Es ist königliches Volksfest, Champagner-Happening - und exzentrische Modenschau mit Hüten und High-Heels.

Von Jochen Spengler |
    Eine Besucherin von Ascot 2014
    Pferde-Enthusiastin bei Ascot 2014 (dpa / picture alliance / Facundo Arrizabalaga)
    "Das fängt immer mit einem bisschen komischen Gefühl an, weil man zieht sich schick an zuhause und ist dann erstmal der Pfau unter den normalen Leuten, die in kurzer Hose in den Park gehen und fühlt sich etwas overdressed."
    Ascot lockt. Das berühmteste Pferderennen der Welt. Seit über 300 Jahren eine nationale Institution.
    "Wenn man dann in den Zug nach Ascot kommt, ändert sich das schlagartig, weil der ganze Zug voll ist mit Leuten, die im Anzug und feinem Kleid wie die Sardinen stehen – so eng ist das in dem Zug; da gibt's dann auch schon die ersten Gläser Champagner und es ist eine ausgelassene Stimmung..."
    Andreas lebt als Deutscher schon elf Jahre in London und er verpasst selten den Besuch des Areals, das einige Dutzend Kilometer westlich der Metropole nahe Schloss Windsor liegt.
    "Der Reiz ist, dass das eine sehr englische Veranstaltung ist. Die Engländer zelebrieren sich da, nehmen das auf der einen Seite sehr ernst, dass sich alle sehr schick anziehen. Es ist wie auf ner Hochzeit, nur dass 60.000 Leute dahin kommen. Und auf der anderen Seite nehmen sich die Engländer auch nicht zu ernst, es gibt auch Leute die einen lustigen Anzug anhaben – es ist ne sehr schöne Mischung."
    Um elf Uhr morgens geht's los
    Morgendliche Warteschlange am Eingang von Royal Ascot
    Morgendliche Warteschlange am Eingang von Royal Ascot (dpa / picture alliance / Andy Rain)
    Ein königliches Volksfest mit Modenschau, verrückten Hüten, eleganten Kleidern und einem seit dem 19. Jahrhundert unveränderten strengen Dresscode für jene, die auf Empfehlung in die königliche Enclosure eingeladen sind.
    Los geht's in Ascot morgens um halb elf, wenn die ersten Gäste sich schon auf den Wiesen innerhalb der sechs Kilometer langen Grasrennbahn niederlassen.
    "Dann hat man erstmal ein ausgelassenes Picknick mit Freunden; da gibt's dann natürlich das Standardgetränk ist Champagner dann, Erdbeeren sollte man dabei haben, irgendwelche englischen Pies und andere Leckereien."
    Doch man darf darüber nicht verpassen, rechtzeitig vor 14 Uhr an der Rennbahn zu stehen, weil dann an jedem der fünf Ascot-Tage zum Greifen nah in offenen Kutschen die Queen mit Familie auf die Rennbahn einzieht. Die Untertanen klatschen, schwenken Union Jacks und singen die Nationalhymne.
    Wetten ist wichtig
    Kurz darauf beginnen die sechs Galopprennen und man sollte, wie es sich für einen Briten gehört, wetten. Von Vorteil ist es, wenn man wie die Queen einen Pferdeverstand hat, über den Andreas eigenem Bekunden nach nicht verfügt:
    "Da gibt's dann verschiedene Methoden, wenn man keine Ahnung hat. Entweder man richtet sich nach den sogenannten Odds, den Quoten, dass man ein Pferd nimmt, das eine relativ niedrige Quote hat, das also ne hohe Gewinnwahrscheinlichkeit hat, oder aber was öfters bei den weiblichen Begleitern ist, dass die sich nach den Trikotfarben des Jockeys richten, wenn das gut aussieht...
    Was der 44-Jährige nun wirklich nicht despektierlich meint, denn:
    "Meine Wetten waren alle verloren, ich habe mich dann auch meine weibliche Begleiterin verlassen nach der zweiten Wette und bin dann auch wesentlich besser geworden. "
    Feuchtfröhliches Ende gegen 18 Uhr
    Zum Abschluss wird gesungen bei Royal Ascot
    Zum Abschluss wird gesungen bei Royal Ascot (dpa / picture alliance / Alan Crowhurst)
    Den Siegern der wichtigsten Rennen überreicht die Queen persönlich den Pokal und vor zwei Jahren war ihr das ein besonderes Vergnügen, da mit Estimate erstmals ein Pferd aus ihrem eigenen Rennstahl den prestigeträchtigen Gold Cup gewann.
    Jeder Ascot-Tag endet feuchtfröhlich gegen 18 Uhr: zehntausende Besucher versammeln sich um einen kleinen Musikpavillon auf dem eine Militärband bekannte Weisen spielt – von Rule Britannia bis zu Beatles Songs und internationalen Hits.
    "Und dann wird aus vollem Herzen gesungen. Eigentlich ist das ne sehr bewegende Sache, diese Lieder zu singen, alle liegen sich in den Armen und freuen sich nochmal über den schönen Tag – das ist ein sehr schöner Abschluss."