Mario Woldt, Sportdirektor des Deutschen Ruderverbandes, hat sich selbstkritisch über die Leistungen der deutschen Ruderer bei den Olympischen Spielen in Tokio geäußert. Denn mit zwei Silbermedaillen blieben die Ruderer hinter den selbstgesetzten Erwartungen zurück. Dabei stellte der DRV-Sportdirektor noch einmal die speziellen Herausforderungen aufgrund der Olympia-Verschiebung wegen der Corona-Pandemie heraus.
"Wir hatten die Mannschaften bereits selektiert für die Olympischen Spiele 2020 und kurz vorher werden sie abgesagt. Dann müssen wir auch zusehen, wie bekommen wir die Sportler über das nächste Jahr weiter motiviert. Das sie auch ein zusätzliches Jahr voller Entbehrungen auch mit dranhängen", sagte Woldt im Deutschlandfunk. Er hinterfragte, ob man die Nominierungen der Boote von 2020 auch gleich automatisch für 2021 hätte übernehmen oder die Qualifikation noch einmal neu hätte öffnen müssen. Dies sei am Ende aber hypothetisch.
Holtmeyer hört auf und teilt aus
Im Deutschen Rudern steht ein Umbruch bevor. Der langjährige Bundestrainer Ralf Holtmeyer wird seine Tätigkeit nach den Olympischen Spielen in Tokio beenden. Der 65-Jährige kritisierte nach den Wettkämpfen dabei vor allem die Vereine. "Tokio 1964 ist ein schönes Beispiel. Da hatte der Berliner Ruderklub ein Vereinsboot am Start. Aber wer macht das denn noch? Neuseeland und Großbritannien zentralisieren total und bei uns wird diskutiert, dass Vereine Boote entwickeln sollen."
Auch fehle der Nachwuchs in Deutschland, sagte Holtmeyer. "Da geht uns in der Juniorenzeit viel verloren. Da müssen wir neue Wege gehen, haben viel verschlafen." Auch in der Trainerausbildung sei nichts passiert. "2012 wurde von einer Traineroffensive im deutschen Sport gesprochen. Da ist gar nichts gekommen."
Mehr Sensibilität für Rassismus schaffen
Sportdirektor Woldt reagierte auf die Kritik von Holtmeyer und entgegnete, man müsse alle Wege kritisch hinterfragen. Das Wichtigste sei aber, dass "wir zusammen trainieren", sagte der DRV-Sportdirektor. "Das ist das A und O." Nur durch kontinuierliches und intensives Training werde man auch in Zukunft erfolgreich sein. "Leistung ist für uns die oberste Maxime", sagte Woldt, man müsse sich in Zukunft von Einzelinteressen lösen und freisprechen. Für Olympia zähle nur das schnellste Boot, unbeachtet von regionalen Besonderheiten.
Der Sportfunktionär verurteilte im Deutschlandfunk auch die rassistischen Entgleisungen von Rad-Sportdirektor Patrick Moster. "Die haben im Olympischen Geist keinen Platz." Bei den deutschen Ruderern sei der Eklat aber kein intensives Diskussionsthema gewesen, weil man sich auf die Rennen fokussiert habe. Rassismus sei ein Thema, vielfach fehle aber das Bewusstsein, wo Rassismus bereits beginne. Dort müsse man über Workshops, Seminare oder auch in der Trainerausbildung mehr Sensibilität schaffen, forderte Woldt.