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Rückblick aufs Medienjahr 2020
Wir stellen die Diagnose

Auch für Medien war 2020 ein schwieriges Jahr. Ihnen wurde eine kritikarme Berichterstattung über die Anti-Corona-Maßnahmen vorgeworfen. Zeitungen litten unter dem Einbruch von Werbeeinnahmen. Reporter wurden von Demonstranten angegriffen und von der Polizei nicht immer geschützt. Wir diskutieren, was vom Medienjahr bleibt.

Brigitte Baetz, Matthias Dell und Stefan Fries im Gespräch |
Polizisten setzen auf einer Demonstration auf dem Alexanderplatz Pfefferspray ein
Das Berichten über die Proteste gegen Corona, hier in Berlin, ist gefährlich worden für Journalistinnen und Journalisten (picture alliance/Christophe Gateau/dpa)
Dass Medien die Anti-Corona-Maßnahmen der Regierungen zu unkritisch begleitet haben, war ein Vorwurf, der schon im Frühjahr aufkam. Tatsächlich hatten viele Medien sich zunächst darauf beschränkt, die Aufrufe der Exekutive zu verbreiten, zu Hause zu bleiben und sich zu schützen. Der Medienethiker Christian Schicha nannte das im März im Deutschlandfunk angesichts der Lage angemessen. Später verbreiteten vor allem Demonstranten das Narrativ, Medien und Politik gingen Hand in Hand.
Scheinbar gestützt wurde die Kritik im August von einer umstrittenen Studie der Universität Passau. Darin warfen die Autoren ARD und ZDF vor, in Sondersendungen Regierungsmaßnahmen zu wenig hinterfragt zu haben. Ob sie effizient und angemessen waren, sei kaum verhandelt worden. Untersucht wurde aber aus filmsemiotischer Sicht, deswegen gab es an der Studie auch Kritik.
Die Corona-Pandemie traf auch Medien hart. Zunächst mussten sie wie alle anderen auch ihre Arbeitsbedingungen umstellen. Lokalreporter kamen nicht mehr so nah ran wie bisher. Viele Reporter mussten im Homeoffice arbeiten. Werbeeinnahmen brachen ein - nicht nur bei Zeitungen, sondern auch bei privaten Radios.
Dafür schlug für viele Medien auch eine Sternstunde, schließlich war wie selten zuvor wichtig, wie die Situation in der eigenen Gemeinde oder Stadt aussah. Viele machten erstmals öffentlich, wie sie arbeiten.
Im Jahr 2020 setzte sich auch ein Trend fort, dem Reporterinnen und Reporter auf Demonstrationen schon in den Jahren zuvor ausgesetzt waren: Sie wurden von Teilnehmern solcher Demos angegriffen. Zugleich beklagten Berichterstatter, die Polizei schütze sie nicht ausreichend vor solchen Attacken.
In den USA hat der Mord an dem Schwarzen George Floyd durch Polizisten die Aufmerksamkeit wieder auf Rassismus gelenkt - auch in Deutschland, wo medial endlich über Rassismus geredet werde, meinte Matthias Dell in seiner Kolumne im Juni. In unserer heutigen Sendung wies er auch auf ein Feature in Dlf und Dlf Kultur hin, in dem es um mangelnde gesellschaftliche Vielfalt in Redaktionen und Führungsetagen der deutschen Rundfunkanstalten ging. Es trägt den Titel "Dekolonisiert Euch!" und ist hier zu hören.
Wir blicken auf diese und andere Themen im Medienjahr 2020 zurück: Brigitte Baetz und Stefan Fries aus der Medienredaktion und unser Kolumnist Matthias Dell.