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Rückkehr der Eiszeitgiganten
Torill Kornfeldt: "Wie klone ich ein Mammut?"

Mammuts waren beeindruckende Tiere. Wohl auch deshalb war die schwedische Wissenschaftsjournalistin Torill Kornfeldt zunächst begeistert von der Idee, ausgestorbene Arten wieder zum Leben zu erwecken. Sie besuchte Genforscher, die daran arbeiten - und bekam Zweifel, ob ihr Vorhaben sinnvoll ist.

Rezension von Michael Lange |
    Cover: Theiss Verlag / Hintergrund: (imago / Science Photo Library)
    Cover: Theiss Verlag / Hintergrund: (imago / Science Photo Library) (Theiss Verlag / imago / Science Photo Library)
    Dickes, zotteliges Fell, lange Stoßzähne und ein wuchtiger Körperbau. Mammuts sind beeindruckende, charismatische Tiere. Die riesigen Tiere prägten die Steppen der Eiszeit. Doch dann starben sie aus. Der Mensch blieb zurück und möchte nun mit neuen Methoden aus der Gentechnologie das Mammut zurückholen.
    Die schwedische Wissenschaftsjournalistin Torill Kornfeldt war sofort begeistert von der Idee, ausgestorbene Arten wieder zum Leben zu erwecken. Sie besuchte mögliche Lebensräume der Mammuts im heutigen Sibirien, wo Wissenschaftler dabei sind, eine Art Eiszeitpark anzulegen. Schnell wurde ihr bei ihren Recherchen klar, dass einfaches Klonen wie beim Schaf Dolly mit jahrtausendealten Knochen und Fleischresten unmöglich ist. Aber die Journalistin lernt neue genetische Verfahren kennen, die das Mammut durch Manipulation von indischen Elefanten zurückholen könnten. Sie trifft ambitionierte Genforscher, stellt kritische Fragen und beschreibt offen ihre Eindrücke und auch ihre Zweifel an den Zielen und den Erfolgsaussichten der Forscher.
    Grundsatzfragen der Wissenschaft
    Torill Kornfeldt beschränkt sich dabei nicht auf das Mammut. In Kalifornien trifft sie junge Biologen, die die ausgestorbene amerikanische Wandertaube zurückholen wollen. Auch der Auerochse, ausgestorbene Korallen oder Kastanien könnten mit neuen Verfahren wieder zum Leben erweckt werden. Dabei spielen neue genetische Erkenntnisse über die Verwandtschaft zwischen ausgestorbenen Arten und heute lebenden Verwandten eine Schlüsselrolle. Je enger verwandt die heutigen Vertreter mit den ausgestorbenen Verwandten sind, umso realistischer deren Rückkehr.
    Immer wieder stellt Torill Kornfeldt auch die Grundsatzfrage: Wäre es nicht wichtiger und erfolgversprechender, bedrohte Arten und deren Lebensräume zu retten, als viel Geld und Energie in die Rückkehr von Arten zu investieren, die der Mensch bereits vom Planeten getilgt hat? Sie formuliert eigene Gedanken und lässt verschiedene Ansichten zu Wort kommen. Viele Experten zitiert sie wörtlich und ausführlich, wie in einem längeren Radiobericht.
    Durch ihre zweifelnde, aber stets zugewandte Art nimmt die Wissenschaftsjournalistin ihre Leser an die Hand. Sie sind gewissermaßen bei der Recherche dabei, und erleben mit, wie aus einzelnen Informationen ein umfassendes Bild entsteht. Das Buch liefert kaum molekularbiologische Details und bietet doch einen guten Überblick über den heutigen Wissensstand und aktuelle Diskussionen und ist deshalb lesenswert.
    "Wie klone ich ein Mammut? Die Rückkehr der Eiszeitgiganten"
    Von Torill Kornfeldt
    Aus dem Schwedischen von Maike Barth und Inge Wehrmann
    Theiss-Verlag, 240 Seiten, 24.95 Euro.