Alberto Matía sitzt in der Cafeteria des Institut Francais in Madrid. In ein paar Minuten beginnt der Unterricht, Alberto geht noch einmal die Lektion durch. Zwei Jahre hat der 45-jährige als Buchhalter und Steuerberater in Südfrankreich gearbeitet. Die dort erworbenen Sprachkenntnisse will er nicht verlernen. Auch wenn er seit Juli wieder mit seiner Familie in Spanien lebt. "Wir sind damals gegangen, weil ich wegen der Krise meinen Job verloren hatte und nur noch sehr schlecht bezahlte Angebote bekam. Eines unserer Kinder kam mit einer schweren Behinderung zur Welt, die Therapien waren sehr teuer und wir hatten keine staatlichen Hilfe. Als meine Frau dann das Angebot bekommen hatte, nach Frankreich zu gehen, haben wir nicht lange überlegt und haben zugesagt. "
Ursprünglich wollte die Familie für immer in Frankreich bleiben, sagt Alberto Matía, doch der Neustart im Nachbarland war schwieriger als gedacht: Der Sprachkurs, den die Vermittlungsagentur versprochen hatte, zerschlug sich, das Einkommen war geringer, der Umgangston ruppiger als zu Hause. Nach zwei Jahren packten sie wieder ihre Koffer. Über das Internet hatte das Paar zwei Jobangebote gefunden.
Auslandserfahrung wird geschätzt
Auch wenn die beiden Umzüge die finanziellen Reserven aufgefressen haben, die richtige Entscheidung, sagt Alberto Matías. Seine Chefin schätzt seine Auslandserfahrung, in der neuen Firma wird er sukzessive die Betreuung der französischsprachigen Kunden übernehmen und gemeinsam mit ihnen Finanzpläne entwickeln.
Auch Javier Alarcón ist im letzten Jahr nach Spanien zurückgekommen, die Wände der Wohnung in Badalona sind noch fast kahl. Vier Jahre hat er als Projektleiter in der Automobilbranche in Wolfsburg gearbeitet. Eine tolle Zeit mit vielen anregenden Erfahrungen, aber die Organisation des Alltags sei irgendwann zu kompliziert geworden, erzählt der Mittdreißiger, während seine Frau die beiden Kinder füttert. "Unsere Familien wohnen hier, und dort waren wir allein. Mit zwei Babys, 15 Monate Unterschied, hatten wir viel zu tun. Das war viel zu viel für meine Frau." Im neuen Job verdient er, bei gleichen Lebenshaltungskosten, ein Drittel weniger als in Deutschland: auch auf Dienstwagen, Kinder- und Elterngeld muss er verzichten.
Rückkehrer kommen mit neuen Ideen
"Die meisten Rückkehrwilligen haben eine gute Arbeit im Ausland gefunden, aber wollen trotzdem zurück, aus privaten Gründen, oft wegen der Familie, wegen Freunden", sagt Raúl Gil, einer der drei Gründer von Volvemos.org. Die Plattform will Anlaufstelle für die wachsende Zahl der Rückkehrer sein. Fast 5.000 Profile von Spaniern aus aller Welt finden sich in der Datenbank, überwiegend aus Großbritannien, Deutschland, Frankreich. Auch die Arbeitgeber zeigen zunehmend Interesse an den sprachgewandten und auslandserfahrenen Rückkehrern. Die Arbeitsbedingungen aber sind, so Gil, trotz guter makroökonomischer Daten in Spanien immer noch schlecht: Die Macher von Volvemos.org sortieren fast jedes zweite Job-Angebot aus. Praktika, Zeitverträge unter einem Jahr und Gehälter unter dem tariflichen Mindestlohn werden aus Prinzip nicht veröffentlicht.
"El talento vuelve, pero no a cualquier precio." Das Talent kehrt nicht um jeden Preis zurück: Diese Erkenntnis muss sich bei vielen Firmen erst noch durchsetzen. Seit 2012 sind die Gehälter um zehn Prozent gesunken, die Zahl der Zeitarbeitsverträge gestiegen. Von einer Trendwende könne daher noch keine Rede sein. Immer noch wandern mehr Spanier aus als zurückkehren. Allerdings, glaubt Gil, werden die Rückkehrer Spanier langfristig verändern. "Die Rückkehrer kommen mit neuen Ideen, anderen Arbeitserfahrungen zurück und werden die schlechten Bedingungen hier eher hinterfragen, weil sie Dinge wie Heimarbeit oder Elternzeit kennen. Das werden sie dann auch von der Politik einfordern."
So könnten nicht nur die Auswanderer selbst von ihrer Auslandserfahrung profitieren, sondern auch der Arbeitsmarkt selbst.