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Rückkehr von Apollo 13 vor 50 Jahren
Glückliche Landung nach dramatischen Tagen im All

Nach der ersten Landung von Menschen auf dem Mond im Juli 1969 folgten noch sechs weitere Missionen. Eine davon erreichte das Ziel nicht und hätte beinahe zum Tode der Männer an Bord geführt. Das Drama von Apollo 13 und ihre Rückkehr zur Erde bewegte die ganze Welt.

Von Dirk Lorenzen |
    Die Astronauten Jim Lovell, Jack Swigert und Fred Haise landen mit ihrer Kapsel im Pazifik
    Die Astronauten Jim Lovell, Jack Swigert und Fred Haise landeten sicher nahe Amerikanisch-Samoa im Südpazifik (picture alliance / NASA via Consolidated News Photo)
    Apollo 13 war die dritte NASA-Mission, die Menschen auf den Mond bringen sollte. Die Astronauten Jim Lovell, Jack Swigert und Fred Haise hoben am 11. April 1970 mit einer Saturn-V-Rakete von Cape Canaveral ab. Ziel der Mission war, erstmals in einer Gebirgsregion zu landen, drei Meter tief in den Mond zu bohren und festzustellen, ob der Mond wärmer oder kälter wird. Doch knapp zweieinhalb Tage nach dem Start spielten die wissenschaftlichen Aufgaben keine Rolle mehr.

    "Houston, wir haben hier ein Problem."
    "Bitte wiederholen."
    "Houston, wir haben ein Problem. Unterspannung im Hauptbus B."
    "Verstanden. Einen Moment, 13. Wir sehen uns das mal an."
    Es gab ein Problem und es war gravierend
    Zwar wurde später "Houston, we have a problem" zum geflügelten Wort, tatsächlich aber hat die Besatzung "We've had a problem" zur Erde gefunkt. Und das Problem war gravierend: Nach der Explosion eines Sauerstofftanks waren Teile des Raumschiffs schwer beschädigt. Rund 300.000 Kilometer von der Erde entfernt schwebte die Besatzung in Lebensgefahr. Es ging nicht mehr darum, auf dem Mond zu landen, sondern nur noch um die Rettung der Astronauten. Ein sofortiges Umkehren war in einer solchen Fluglage unmöglich. Daher zog Apollo 13 einmal um den Mond herum und trat dann direkt den Rückweg zur Erde an. Die Mannschaft hatte derweil aus dem defekten Hauptmodul in die enge Mondlandefähre umziehen müssen, erläuterte Flugdirektor Gene Kranz auf einer Pressekonferenz:
    "Schon bei Apollo 9 haben wir untersucht, ob die Mondlandefähre auch als Rettungsboot taugt. Wir wissen, was zu tun ist, wenn sich dort nicht zwei, sondern drei Menschen aufhalten – und das viel länger als üblich, für mehrere Tage. Die Landefähre hat bei allen Tests gezeigt, dass sie mehr kann als erwartet. Sie ist in der Lage, die Besatzung zurückzubringen."
    Die Besatzung musste in eisiger Kälte ausharren
    Das Team am Boden und die drei Mann an Bord bewiesen viel Improvisationskunst und Durchhaltewillen. So wurden aus Schläuchen, Klebeband, Pappdeckeln von Handbüchern und Kanistern Atemmasken gebaut, damit sich in der Landefähre nicht zu viel Kohlendioxid ansammelt, an dem die Astronauten erstickt wären. Zudem musste die Besatzung Wasser und Strom sparen und in eisiger Kälte ausharren. Das Drama im All war schlagartig das dominierende Thema auf der Erde, erinnert sich Wolfgang Hillebrandt, Astrophysiker am Max-Planck-Institut in Garching:
    "Natürlich, da oben sind Menschen und mit Menschen hat man Mitleid. Die Empathie ist halt da, und da hat halt jeder gezittert und gedacht, hoffentlich geht das gut. Und es ist schon fantastisch, wie die das hingekriegt haben. Da hat kaum einer daran geglaubt, dass das klappt – aber es hat geklappt."
    Fotos zeigten das ganze Ausmaß der Zerstörung
    Dreieinhalb Tage nach der Explosion erreichte das havarierte Raumschiff die Erde. Die Besatzung kletterte in die Landekapsel, sprengte Hauptmodul und Mondfähre ab, machte dabei Fotos, die das ganze Ausmaß der Zerstörung zeigten und setzte am 17. April 1970 gegen 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit zum Eintritt in die Erdatmosphäre an – sehnsüchtig erwartet von Wolf Mittler, Reporter des Bayerischen Rundfunks:
    "Apollo ist im Endanflug. Wir erwarten das Signal aus der Raumkapsel, dass sie wieder aus dem Funkschatten aufgetaucht ist. … Noch nie war die Spannung so groß wie jetzt in diesen Augenblicken, wo es um alles geht. Seit einer Minute warten wir auf ein Zeichen von Apollo. Ist der Hitzeschild vielleicht doch nicht in Ordnung gewesen? Niemand konnte ihn ja kontrollieren. … Oh! … Das klingt, wie wenn sie es wären. Oh, that was Jim Lovell responding. Das war Jim Lovell, der geantwortet hat, etwa noch 20, 22 Kilometer von der Erdoberfläche entfernt..."
    Kommandant Jim Lovell und seine Mitstreiter Jack Swigert und Fred Haise landeten sicher nahe Amerikanisch-Samoa im Südpazifik. Keiner der drei ist jemals wieder ins All geflogen.