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Rückkehr von Fans in die Stadien
Neue Pläne, alte Ideen

Egal ob Fußball, Handball oder Eishockey - seit vier Monaten sind Geisterspiele in allen Profiligen wieder Realität. Ein Bündnis aus Sport und Kultur hat nun ein Konzept vorgestellt, wie eine Rückkehr der Fans aussehen könnte. Wichtige Fragen bleiben aber offen.

Von Maximilian Rieger |
Zuschauer mit Alltagsmaske, Mund- und Nasenschutz auf Tribüne, beim Spiel in der 1. Runde des DFB-Pokal 2020/21
Mit dem "Basismodell" soll die Zuschauerauslastung bei Fußball-Spielen im Stadion bei bis zu 40 Prozent liegen. (imago images / foto2press)
Der Abwärtstrend bei den Corona-Infektion stagniert und die Reproduktionszahl liegt laut Robert Koch-Institut über 1 – vor allem wegen der ansteckenderen Mutation aus Großbritannien fürchten Expertinnen und Politiker eine dritte Welle.
Trotzdem präsentiert heute ein Bündnis aus Profi-Ligen, Kultur-Verbänden und Arena-Betreibern einen Plan, wie Events wieder mit Publikum stattfinden könnten. 20 Ärzte, Hygiene-Expertinnen und auch Anwälte haben an dem Papier gearbeitet – darunter auch der Gesundheitsökonom Florian Kainzinger, der das Hygienekonzept der Basketball-Bundesliga mit entwickelt hat.

Es gehe nicht um das "Wann", sondern um das "Wie"

Er sagt: Es gehe erst mal darum, "wie" Fans zurückkehren könnten: "Es geht uns also nur in zweiter Priorität um das 'Wann'", meint Kainzinger. "Das 'Wann' ist eine Frage, die die Politik auch gerne mit uns gemeinsam diskutieren kann. Wir denken, dass der Einstieg bald möglich ist. Aber wichtiger ist uns das 'Wie', dass das gut und schrittweise gemacht wird, sodass Veranstaltungsstätten verschiedener Größe, von dem ganz kleinen Theater bis zum großen Fußballstadion damit arbeiten können."
Grundlage für die Rückkehr der Fans ist ein sogenanntes Basismodel. Die dafür geäußerten Ideen sind aber nicht neu: auf Abstände achten, Mundschutz-Pflicht, personalisierte Tickets für eine schnelle Kontaktnachverfolgung. Bei Handball-Spielen in der Halle soll so eine Publikums-Auslastung von 25 bis 30 Prozent möglich sein, bei Fußball-Spielen im Stadion bis zu 40 Prozent.
Vereine, die noch mehr Zuschauerinnen und Zuschauer mit dabeihaben möchten, sollen ein Spezialkonzept entwickeln, das insbesondere die Lüftungs-Situation vor Ort berücksichtigt. Denn gerade moderne Lüftungstechnik in Arenen könne für konstanten Luftwechsel sorgen.

Fachärztliches Gutachten soll Voraussetzung sein

Neu an dieser Idee ist, dass ein fachärztliches Gutachten Voraussetzung für ein solches Spezialkonzept sein soll – um einen gemeinsamen Standard zu setzen und Wildwuchs zu vermeiden.
"Wir glauben, dass es sinnvoll ist, so eine Art Kontrollfunktion reinzubringen über ein fachärztliches Konzept", sagt Kainzinger. "Auch als Angebot an die Politik, um dort Vertrauen für Hygienekonzepte aufzubauen."

Wer geimpft ist oder infiziert war, dürfte ohne Test ins Stadion

In einer dritten Stufe, dem sogenannten Maximalmodell, beschreibt das Papier sogar einen Weg, um wieder vor ausverkauften Arenen zu spielen. Grundlage hierfür: Alle Fans sollen vor Ort einen Antigentest machen. Wer vorzeigen kann, bereits infiziert gewesen zu sein, –oder geimpft ist, – darf ohne Test rein.
Die Tests müsste aber geschultes Personal durchführen. Außerdem müssten ausreichend Kapazitäten an der Arena aufgebaut werden – wie das bei zehntausenden Fans umgesetzt werden soll, steht im Öffnungsplan nicht.
Mit Abstand und Mundschutz auf der Tribüne: Die Ersatzbank vom SC Paderborn beim Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund.
Fußball und Corona - Lückenhafte Kontrolle von Bundesliga-Hygienekonzept
Die Politik lobt das Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga. Bei mindestens elf Klubs aus der 1. und 2. Liga wird die Umsetzung aber nicht von externen Stellen wie Gesundheitsämtern kontrolliert. Stattdessen soll die Liga sich selbst kontrollieren – beantwortet dazu aber keine Fragen.
Das Papier lässt aber auch andere Fragen offen: An- und Abreise werden gar nicht erwähnt. Und auch, wer genau die fachärztlichen Gutachten ausstellen soll und die Umsetzung kontrolliert, ist unklar.
Dabei wäre gerade das wichtig. Denn die Party-Bilder von Borussia Dortmund am Wochenende zeigen: Hygienekonzepte müssen nicht nur auf dem Papier gut aussehen, sondern auch richtig umgesetzt und kontrolliert werden.