Gestern nachmittag, Punkt 17 Uhr Ortszeit in Moskau. Das russische Fernsehen ist live dabei, als vom Kosmodrom Baikonur eine Sojus-Trägerrakete abhebt. An ihrer Spitze soll sie eine Versorgungskapsel vom Typ Progress zur Internationalen Raumstation (ISS) befördern. Der Lift Off verläuft nach Plan; der Zuschauer sieht vier Punkte, die sich in den wolkenlosen Himmel über der kasachischen Steppe erheben. Alle vier Triebwerke der ersten Stufe brennen fehlerfrei. Als diese unterste Stufe abgeworfen wird und auch die zweite Stufe problemlos zündet, hat sich das Fernsehen bereits aus der Live-Übertragung ausgeblendet. Und so bekommen die Zuschauer gar nicht mit, dass die dritte Stufe Probleme macht. Es kommt zu einem Druckabfall im Treibstofftank; die Rakete wird nicht schnell genug, um sich aus dem Anziehungsbereich der Erde zu lösen. Automatisch stellt sich das Triebwerk ab, die Rakete fällt zurück zur Erde und schlägt irgendwo im Osten Russlands auf.
"And that, unfortunately, is about all we know today."
Und das sei leider auch schon alles, was bislang bekannt sei, erklärte Mike Suffredini auf einer Pressekonferenz der US-Raumfahrtbehörde Nasa in deren Johnson Space Center in der Nacht. Dort, im texanischen Houston, wird der Betrieb der Internationalen Raumstation überwacht. Suffredini ist der Manager dieses Programms für die Nasa, und muss sich nun mit den Folgen dieses Fehlstarts für die ISS herumschlagen.
"Obviously this has implications to the vehicle on orbit and the crew as well."
Ja, natürlich habe dies Auswirkungen auf die ISS und die sechsköpfige Mannschaft an Bord, so der Nasa-Manager. Nur welche, das weiß derzeit noch niemand.
"We’re in a good position logistically to withstand this loss of supplies. We could go several months without a resupply vehicle if that becomes necessary."
Auch ohne frischen Nachschub von der Erde seien immer noch genügend Vorräte an Bord bis ins nächste Frühjahr, so Suffredini. Die ausgebliebene Lieferung ist denn auch nicht das Hauptproblem dieses Fehlstarts, sondern die Tatsache, dass mit einer ähnlichen Rakete im nächsten Monat auch die nächste Mannschaft zur ISS fliegen soll. Suffredini:
"The third stage of both of those vehicles is similar, so this has potential implications to the Soyuz launch on the 22nd of September."
Die dritte Stufe sei bei beiden Versionen – der bemannten wie der unbemannten – so ziemlich baugleich, sagt Suffredini und gibt zu, dass damit der für Ende September geplante nächste Sojus-Start gefährdet sei. Auch ohne den Austausch eines Teils der Crew steht jedoch für drei der sechs Raumfahrer an Bord nächsten Monat die Rückkehr zur Erde an, so oder so. Dazu werden sie sich einer der beiden Sojus-Kapseln bedienen, die ständig als Rettungsboot und Rückkehrkapsel an die ISS gedockt sind. Deren Lebenszeit ist jedoch nur auf rund 200 Tage begrenzt. Spätestens im November also muss die Hälfte der Mannschaft die ISS verlassen. Sollten die Russen bis dahin den Fehler nicht gefunden und behoben haben, könnte die Besatzung wegen des derzeit gültigen Sojus-Startverbots nicht wieder komplettiert werden. Suffredini:
"We’re perfectly able to operate three crew, we just won’t get much research done in that period."
Es sei möglich, die ISS mit der Hälfte der Crew zu betreiben, nur hätten die drei Verbliebenen an Bord dann kaum noch Zeit für Forschung und Experimente. Neuen Nachschub von der Erde werden erst im März Europas ATV und im Mai Japans HTV ins All befördern. Von einer Evakuierung der Station will Suffredini nichts wissen – noch nicht.
"That’s way in the future. We won’t be talking about that for some time."
Auch wenn der gestrige Fehlstart auf das Konto der Russen geht, hat auch die Nasa die derzeitige Situation mitzuverantworten. Für den Transport von Menschen ins All gibt es derzeit keine Alternativen. Das heißt: Nur die Russen können die ISS anfliegen.
"Clearly if we had another vehicle in our list of systems to fly to ISS that would give us margin that we would obviously make use of. The shuttle vehicle could fly crew, it could fly quite a bit of cargo. It would be nice to have the capability. We have always known this was a risk."
Es wäre schon schön, wenn wir die Shuttles noch hätten, so ISS-Manager Mike Suffredini. Damit könnten wir einerseits Astronauten und andererseits enorm viel Nutzlast transportieren. Wir wussten immer, dass es ein Risiko bedeuten würde, die Fähren auszumustern und keinen Nachfolger zu haben. Und genau diese Entscheidung rächt sich jetzt: Nur einen Monat nach dem Ende der Shuttle-Ära bekommen die Russen Probleme mit ihrem Raumfahrt-Monopol.
"And that, unfortunately, is about all we know today."
Und das sei leider auch schon alles, was bislang bekannt sei, erklärte Mike Suffredini auf einer Pressekonferenz der US-Raumfahrtbehörde Nasa in deren Johnson Space Center in der Nacht. Dort, im texanischen Houston, wird der Betrieb der Internationalen Raumstation überwacht. Suffredini ist der Manager dieses Programms für die Nasa, und muss sich nun mit den Folgen dieses Fehlstarts für die ISS herumschlagen.
"Obviously this has implications to the vehicle on orbit and the crew as well."
Ja, natürlich habe dies Auswirkungen auf die ISS und die sechsköpfige Mannschaft an Bord, so der Nasa-Manager. Nur welche, das weiß derzeit noch niemand.
"We’re in a good position logistically to withstand this loss of supplies. We could go several months without a resupply vehicle if that becomes necessary."
Auch ohne frischen Nachschub von der Erde seien immer noch genügend Vorräte an Bord bis ins nächste Frühjahr, so Suffredini. Die ausgebliebene Lieferung ist denn auch nicht das Hauptproblem dieses Fehlstarts, sondern die Tatsache, dass mit einer ähnlichen Rakete im nächsten Monat auch die nächste Mannschaft zur ISS fliegen soll. Suffredini:
"The third stage of both of those vehicles is similar, so this has potential implications to the Soyuz launch on the 22nd of September."
Die dritte Stufe sei bei beiden Versionen – der bemannten wie der unbemannten – so ziemlich baugleich, sagt Suffredini und gibt zu, dass damit der für Ende September geplante nächste Sojus-Start gefährdet sei. Auch ohne den Austausch eines Teils der Crew steht jedoch für drei der sechs Raumfahrer an Bord nächsten Monat die Rückkehr zur Erde an, so oder so. Dazu werden sie sich einer der beiden Sojus-Kapseln bedienen, die ständig als Rettungsboot und Rückkehrkapsel an die ISS gedockt sind. Deren Lebenszeit ist jedoch nur auf rund 200 Tage begrenzt. Spätestens im November also muss die Hälfte der Mannschaft die ISS verlassen. Sollten die Russen bis dahin den Fehler nicht gefunden und behoben haben, könnte die Besatzung wegen des derzeit gültigen Sojus-Startverbots nicht wieder komplettiert werden. Suffredini:
"We’re perfectly able to operate three crew, we just won’t get much research done in that period."
Es sei möglich, die ISS mit der Hälfte der Crew zu betreiben, nur hätten die drei Verbliebenen an Bord dann kaum noch Zeit für Forschung und Experimente. Neuen Nachschub von der Erde werden erst im März Europas ATV und im Mai Japans HTV ins All befördern. Von einer Evakuierung der Station will Suffredini nichts wissen – noch nicht.
"That’s way in the future. We won’t be talking about that for some time."
Auch wenn der gestrige Fehlstart auf das Konto der Russen geht, hat auch die Nasa die derzeitige Situation mitzuverantworten. Für den Transport von Menschen ins All gibt es derzeit keine Alternativen. Das heißt: Nur die Russen können die ISS anfliegen.
"Clearly if we had another vehicle in our list of systems to fly to ISS that would give us margin that we would obviously make use of. The shuttle vehicle could fly crew, it could fly quite a bit of cargo. It would be nice to have the capability. We have always known this was a risk."
Es wäre schon schön, wenn wir die Shuttles noch hätten, so ISS-Manager Mike Suffredini. Damit könnten wir einerseits Astronauten und andererseits enorm viel Nutzlast transportieren. Wir wussten immer, dass es ein Risiko bedeuten würde, die Fähren auszumustern und keinen Nachfolger zu haben. Und genau diese Entscheidung rächt sich jetzt: Nur einen Monat nach dem Ende der Shuttle-Ära bekommen die Russen Probleme mit ihrem Raumfahrt-Monopol.