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Rücktritt von Kaiser Akihito
"Die Japaner stehen zu ihrem Kaiserhaus"

Zum ersten Mal seit 200 Jahren verlässt in Japan ein Kaiser den Thron vor seinem Tod. Es sei ein freiwilliger Rücktritt aus Stärke und Vernunft, sagte Diplomat Hans-Joachim Daeer im Dlf. Eine Diskussion über die Abschaffung der Monarchie gebe es in Japan nicht: "Es ist eine rundum akzeptierte Tradition."

Hans-Joachim Daerr im Gespräch mit Michael Köhler |
Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko
Das Kaiserpaar stehe für Japan, habe eine begrenzte, aber sehr wichtige Rolle und werde von der Mehrheit der Bevölkerung geliebt, sagte Diplomat Hans-Joachim Daerr im Dlf (MAXPPP)
Am 30. April endet in Japan die Ära von Kaiser Akihito, der aus eigenem Willen seine Regentschaft beendet. Anfang der kommenden Woche übernimmt sein ältester Sohn Naruhito den Thron. Akihito ist damit der erste japanische Tenno seit rund 200 Jahren, der zu Lebzeiten Platz für seinen Nachfolger macht. Der ehemalige deutsche Botschafter in Tokio, Hans-Joachim Daeer, sagte im Deutschlandfunk, Akihito sei der Meinung, dass ein Kaiser nicht bis zum letzten Atemzug im Amt bleibe solle. "Er hat einen Sohn, der das gut übernehmen kann." Er verglich die Situation mit dem Rücktritt von Papst Benedikt im Jahr 2013.
Das Kaiserpaar habe diesen Entschluss vermutlich gemeinsam im Sinne des Amtes getroffen. "Es ist wirklich seine Entscheidung, sicher auch eine Frage der Gesundheit. Es gab keinen Druck von außen." Es sei ein Rücktritt aus Stärke und aus einer vernünftigten Reaktion. Diese Entscheidung sei von der konservativen Regierung Japans mit Befremden und Erstaunen aufgenommen worden.
Kaiserhaus ist Teil der japanischen Identität
Nach Ansichts Daaers ist der Kaiser Teil des Landes und der japanischen Identität. Er kenne keine einzige Stimme, die in Japan die Abschaffung der Monarchie fordere, so Daaer. Auch wenn das Kaiserhaus beispielsweise für junge Leute nicht unbedingt von zentraler Bedeutung sei, handele es sich dabei doch um eine rundum akzeptierte Tradition. Das Kaiserpaar stehe für Japan, habe eine begrenzte, aber sehr wichtige Rolle und werde von der Mehrheit der Bevölkerung geliebt. "Die Japaner stehen zu ihrem Kaiserhaus."
Die älteste Erbmonarchie der Welt habe eine weit über 1.000-jährige Tradition. Die Rolle des Kaisers sei seit 1945 begrenzt auf die Repräsentation, von der politischen Rolle her aber weniger als der deutsche Bundespräsident, erläuterte der Ex-Botschafter. Das derzeitige Kaiserpaar sei sehr eindrucksvoll. Es bleiben Bilder im Kopf, wie nah Akihito der Bevölkerung kam. Etwa 1991, als er die Opfer eines Vulkanausbruchs im Süden besuchte, nach dem Erdbeben in Kobe oder der Tsunami-Katastrophe rund um Fukushima.