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Rücktritt von Shinzo Abe
Japan verliert seinen Olympia-Macher

Seit Freitagmorgen ist es offiziell: Der japanische Premierminister Shinzo Abe tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Während seiner Amtszeit hatte er die Olympiabewerbung Japans für die Spiele in Tokio 2020 intensiv unterstützt. IOC-Präsident Thomas Bach drückte sein Bedauern über den Rücktritt aus und würdigte Abes Einsatz für die Olympische Bewegung.

Von Andrea Schültke |
Japans Premierminister Shinzo Abe
Shinzo Abe ist der am längsten amtierende Ministerpräsident in der Geschichte Japans. (picture alliance / dpa / MAXPPP)
Das Engagement Shinzo Abes sei entscheidend dafür gewesen, "dass das Organisationskomitee von Tokio das am besten vorbereitete aller Zeiten wurde", so IOC-Präsident Thomas Bach in einem Pressestatement zum Rücktritt des japanischen Ministerpräsidenten.
Shinzo Abe sei immer ein vertrauensvoller und starker Partner gewesen, sodass "selbst unter den schwierigsten Bedingungen der COVID-19-Pandemie" Lösungen hätten gefunden werden können, "die es ihm ermöglichten, seine Vision für Japan noch immer zu verwirklichen, wenn auch mit einem Jahr Verspätung", so Thomas Bach in einer schriftlich veröffentlichten Erklärung.
Junge Japaner posieren mit dem Victory-Zeichen vor der Olympischen Flamme im Nordosten des Landes.
Olympiagastgeber Japan - Von Einheit und Vielfalt keine Spur
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Einen Nachfolger gibt es noch nicht
Am Freitagmorgen hatte Shinzo Abe auf einer Pressekonferenz seinen Rücktritt offiziell verkündet. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin steht noch nicht fest. Auf Olympia bezogen sagte der scheidende Ministerpräsident:
"Wir wollen gewährleisten, dass die Athleten unter den bestmöglichen Konditionen antreten können. Außerdem sollen die Zuschauer sich sicher fühlen und unter tatsächlich sicheren Umständen die Spiele begleiten können."
Der Gouverneur von Tokio, Yuriko Koike, der Präsident von Tokio 2020, Yoshiro Mori, der Präsident des IOC, Thomas Bach, und der japanische Premierminister, Shinzo Abe, nehmen an der Zeremonie "One Year to Go" für die Olympischen Spiele von Tokio 2020 teil.
Kritik am Corona-Krisenmanagement Japans
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Komplett offen, ob die Spiele 2021 stattfinden können
Vor sieben Jahren hatte das Internationale Olympische Komitee Japan den Zuschlag für die Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio gegeben. Eigentlich hätten die Spiele in diesem Sommer stattfinden sollen. Aufgrund der Corona-Pandemie waren sie um ein Jahr verschoben worden. Noch ist offen, ob das Sportereignis im Sommer 2021 stattfinden kann.
"Wir möchten eng mit dem IOC, dem IOC-Exekutivkomitee und der Stadt Tokio zusammenarbeiten und die Vorbereitungen dem Zeitplan nach voranbringen. Es liegt an uns, die Verantwortung als Austragungsland zu erfüllen", so Shinzo Abe auf der heutigen Pressekonferenz.

Sollten die Olympischen und Paralympischen Spiele im kommenden Jahr stattfinden, wird auf jeden Fall ein anderer Ministerpräsident oder eine Präsidentin im Amt sein.