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Rugby
"Die deutsche Mannschaft hat mit viel Herz und Energie gekämpft"

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft hat die Teilnahme an der WM 2019 verpasst. Das Team habe in der Verteidigung stark gespielt, sagte Dlf-Journalist Sebastian Trepper. Bis zum Schluss sei es sehr knapp geblieben, doch mit einer starken Leistung hätten sich die Kanadier am Ende durchgesetzt.

Sebastian Trepper im Gespräch mit Matthias Friebe |
    Jarrid Els (Deutschland/schwarzes Trikot) wird von zwei kanadischen Spielern gestoppt
    Das deutsche Rugby-Team im Spiel gegen Kanada (picture alliance/Jürgen Kessler/dpa)
    Matthias Friebe: War es so deutlich, wie das Ergebnis es scheinen lässt?
    Sebastian Trepper: Das finde ich nicht. Die deutsche Mannschaft hat wirklich mit unglaublich viel Herz und Energie gekämpft. Sie haben bis kurz vor Schluss immer mal wieder dumme Fehler gemacht, aber dann doch wieder sehr stark in der Verteidigung dagegengehalten. Kanada hat in der ersten Halbzeit nur einen Versuch gelegt, also den Ball in die Endzone der Deutschen gebracht. Das bringt dann fünf Punkte plus zwei Zusatzpunkte für einen anschließenden Tritt durch die Malstangen. Deutschland hat es nur ein Mal nach vorne geschafft, aber auch gleich einen Versuch gelegt. Und bis zehn Minuten vor Schluss ist es eigentlich immer sehr knapp geblieben. Dann hat Kanada aber innerhalb kurzer Zeit zwei Versuche gelegt und damit Deutschland aus der Qualifikation gekickt.
    Friebe: Gibt es nicht rechnerisch noch eine Chance? Deutschland hatte das erste Spiel gegen Hongkong ja gewonnen.
    Trepper: Nein. Die Kanadier haben noch Zusatzpunkte bekommen, weil sie in ihren Spielen jeweils mindestens vier Versuche gelegt haben. Die einzige Mannschaft, die Kanada noch abfangen kann, ist Hongkong, obwohl Deutschland die geschlagen hat. Das Spiel Deutschland-Kenia kommenden Freitag ist bedeutungslos.
    Skurriler Weg in die Qualifikation
    Friebe: Für alle, die in Sachen Rugby weniger bewandert sind: Das war heute 15-er-Rugby – warum ist gerade diese Variante so wichtig?
    Trepper: Das ist die weltweit populärste Variante, Rugby Union nennt man die auch – auch 7-er-Rugby, wie es bei Olympia gespielt wird, funktioniert nach ähnlichen Regeln. Rugby League und andere Varianten wie Aussie Rules Football haben nicht diese Relevanz. Das kann man an einem einfachen Fakt gut demonstrieren: Die Rugby-WM, die Deutschland jetzt denkbar knapp verpasst hat, ist nach Olympia und Fußball-WM eins der größten Sportevents weltweit.
    Friebe: Das klingt für uns in Deutschland immer noch verwunderlich. Hier ist Rugby Randsportart. Warum hat die deutsche Mannschaft es diesmal dennoch so nah an die WM heran geschafft?
    Trepper: Das ist für mich immer noch eine der verrücktesten Geschichten, die mir im Sport überhaupt jemals begegnet ist: Hans-Peter Wild – das ist der ehemalige Besitzer des Capri-Sonne-Konzerns – also ziemlich finanzkräftig und der größte und wichtigste Förderer des Rugby hierzulande. Der hat seit gut zehn Jahren versucht, Deutschland in Sachen Rugby zu pushen. Unter anderem gibt es die Wild-Rugby-Academy in Heidelberg, bei der die stärksten deutschen Spieler unter Vertrag waren. Dann haben sich aber der Deutsche Rugby-Verband und Wild zerstritten. Resultat war, dass die Academy-Spieler nicht mehr bei der Nationalmannschaft mitspielten. Dadurch hat Deutschland eine grauenhafte WM-Quali gespielt, in Europa. Alle Spiele verloren, teilweise sehr hoch.
    Deutschland ohne Chance gegen Samoa
    Friebe: Warum durfte die Mannschaft denn dann überhaupt jetzt noch um die Qualifikation spielen?
    Trepper: Da wird es dann richtig skurril. Von fünf Mannschaften in der Quali haben drei Spieler eingesetzt, die nicht hätten spielen dürfen. Dafür gab es so viel Punktabzug, dass sie raus waren. Russland war dann Erster und qualifiziert - die hatten auch mal gewonnen – zum Beispiel gegen Deutschland. Deutschland bekam als Zweiter aber noch eine Playoff-Chance. Daraufhin haben sich der Verband und Wild kurzfristig geeinigt. Der Generalsekretär des Verbands, Volker Himmer, war im Interview hier im Deutschlandfunk letzte Woche dann auch recht zurückhaltend.
    Wild hat in den letzten Monaten hochkarätige Trainer und eine ziemlich professionelle Vorbereitung mitbezahlt. Und Deutschland hat mit den Academy-Spielern ganz knapp ein Entscheidungsspiel gegen Portugal gewonnen. Anschließend gab es klare Niederlagen im Playoff gegen Samoa. Da muss man dazusagen: Samoa ist zwar ein kleines Land, da ist Rugby aber Nationalsport und das Land gehört im Rugby auch zu den wirklich guten Nationen. Da war es klar, dass Deutschland keine Chance haben würde.
    Nach der Niederlage spielt Deutschland jetzt im "Repechage-Turnier", so heißt das - in Marseille. Das war zwar die allerletzte Chance auf das letzte WM-Ticket überhaupt, aber es war auch ganz klar so nah wie Deutschland jemals an eine Teilnahme bei einer Rugby Weltmeisterschaft herangekommen ist. Das gepaart mit einem zwar teilweise etwas ungeschickten, unglücklichen aber eben auch extrem beherzten Spiel heute gegen Kanada, die immerhin bisher immer bei der WM dabei waren - das gibt dann schon Hoffnung, finde ich.