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Ruhr-Uni Bochum
Mensa-Projekt gegen Verschwendung

Die Mensa der Bochumer Uni spart Müll: 25 Prozent weniger Lebensmittelabfälle fallen seit kurzem an den vier Standorten an. Erreicht wurde dies durch die Teilnahme an der bundesweiten Initiative "Zu gut für die Tonne". Im Rahmen der Aktion werden etwa Speisen vom Vortag zu vergünstigen Preisen angeboten und Lebensmittel zwischen den Mensen besser ausgetauscht.

Von Kai Rüsberg |
    Campus der Ruhr-Universität Bochum
    An den vier Standorten der Mensa der Bochumer Ruhr-Universität gibt es seit kurzem 25 Prozent weniger Lebensmittelabfälle. (Ruhr-Universität Bochum)
    Die Küche hat die Ausmaße einer Turnhalle. Gut 30 Köche, Serviererinnen und Hilfskräfte schwirren überall durch den Raum. Die Kochtöpfe und Pfannen sind für ungeübte Augen gar nicht zu erkennen: sie sind im gigantischen Maßstab, sehen aus wie ein Schrank, ihre Deckel groß wie Tischplatten. Alles ist hier überdimensional, sagt Peter van Dyk vom akademischen Förderungswerk, so wie die Zahl der zubereiteten Mahlzeiten:
    "Hier sind wir in unserer Zentralküche, in der wir 12.500 Mahlzeiten herstellen können. 6.500 für unsere Mensa, der Rest geht an unsere Außenstellen: andere Hochschulen, Cafeterien oder andere Einrichtungen.
    Die Mensa an der Bochumer Ruhruniversität ist auch groß beim Klimaschutz. Denn hier wird nachhaltig versucht Küchenabfälle zu vermeiden, trotz einer Vielfalt von bis zu neun Gerichten, die Michael Preitauer, der Küchenchef, auf der Karte hat:
    "Wir haben bei der Aktionstheke den Schweinebraten im eigenen Saft. Dann im Komponentenbereich eine Frikadelle mit Bratensoße. Vegetarisch eine Gemüsefrikadelle mit Dipp, dann das vegetarische Sprintergericht: Käsespätzle mit Tomatensalat."
    500 Mahlzeiten mit den Resten von gestern
    Dazu kommen noch zahlreiche Beilagen: von Kroketten, Makkaroni, Prinzessbohnen bis Rotkohl. Damit nicht bei Schließung trotz der großen Auswahl viel übrig bleibt, wurde eine Sondertheke eingerichtet: mit dem Tipp des Tages.
    "Das ist ein Gericht mit Resten vom Vortag, das verkaufen wir für den halben Preis: Hähnchenbrust natur mit Spätzle und Salat."
    Dieses Hauptgericht mit dem Besten von gestern kostet in Bochum nur zwei Euro zwanzig. Dies sind täglich vier bis 500 Mahlzeiten, die früher möglicherweise in den Müll gegangen wären. Deshalb startete man die Aktion "Zu gut für die Tonne". Das kommt bei den Studenten gut an. Insgesamt ist die Mensa bei den Studenten beliebt.
    "Schmeckt immer gut"
    "Ich finde es gut, wenn man Essen nicht weg schmeißt."
    "Aber ich habe es noch nicht bemerkt, bin nicht oft hier"
    "Ich finde es gut, wenn das so funktioniert. Vielleicht mit einem Eintopf. Ich würde es auch essen, weil mache ich auch so"
    "Mir ist auch aufgefallen, dass die gegen Ende weniger Essen zur Verfügung stellen. Gut wenn man Essen nicht wegschmeißt, und darum geht es ja"
    Gegen Ende wird weniger Essen nachgekocht
    Als zweite Maßnahme wird in der letzten halben Stunde kein Essen mehr nachgekocht, auch wenn eine Theke ausverkauft ist. Die übrigen Gerichte werden dann im Preis reduziert, bis möglichst nichts mehr übrig ist.
    Die Erfolge kann Küchenchef Preitauer in der Spülküche direkt sehen, wo der Abfall in grünen Mülltonnen gesammelt wird:
    "Wir haben so circa vier von diesen kleinen Tonnen. Die haben circa 60 kg. Das sind so die Reste, die wir haben. Früher hatten wir 12 Tonnen."
    25 Prozent weniger Abfall
    Für das Akademische Förderungswerk in Bochum (Akafö) war es keine Frage die Aktion "Zu gut für die Tonne" voran zu treiben, den laut Peter van Dyk zahlen sich die Maßnahmen nicht nur für die Umwelt, sondern auch durch weniger Lebensmittelverschwendung aus:
    "Wir hatten einen Durchschnitt von 750 dieser Tonnen. Am Ende waren noch 550 Tonnen übrig. Das ist eine Ersparnis von 25 Prozent. Und in der Größenordnung sparen wir auch die Entsorgungskosten."
    Wenn weniger gekocht wird, wird weniger Energie für Transport, Kühlung und Zubereitung der Essen und Abtransport des Mülls verbraucht. Die Initiative dafür ging vom Küchenpersonal der Bochumer Mensa aus, sagt der stellvertretende Küchenleiter Marcel Pleger"
    "Wir haben ja auch alle einen Haushalt und schmeißen da auch nichts weg. Weil das ja unser Geld kostet. Ist ja auch schade, weil man das noch verwenden kann."
    Nicht nur in Bochum ein Thema: allein in Nordrhein-Westfalen fallen jährlich 1,2 Millionen Tonnen Küchenabfälle an. Die Ruhruni soll Vorbild für die anderen Mensen sein. So wird das positive Beispiel jetzt auf der Messe E-World in Essen vorgestellt.