Die Ruhrtriennale lädt jedes Jahr zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen ein, die monumentale Industriearchitektur der Metropole Ruhr zu bespielen. Hallen, Kokereien, Maschinenhäuser, Halden und Brachen des Bergbaus und der Stahlindustrie verwandeln sich dabei in Spielorte für Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Performance und Bildende Kunst.
In der Turbinenhalle an der Jahrhunderthalle Bochum moderierte Bundestagspräsident a.D. Norbert Lammert nun heute Nachmittag eine Podiumsdiskussion unter dem Titel "Freedom of Speech/Freiheit der Künste", in der sich Künstler, Kuratoren und Politiker mit dem Spannungsverhältnis von Meinungsfreiheit und Freiheit von Kunst im Kontext der deutschen Geschichte auseinandersetzten.
Dabei ging es auch um Sinn und Legitimation von Boykott-Strategien im Bereich der Kultur. Anlass war die umstrittene Einladung der Pop-Band "Young Fathers", die die israelkritische Boykott-Kampagne BDS unterstützt.
Hildegard De Vuyst, Dramaturgin des belgischen Choreographen Alain Platel, bezeichnete die Kampagne "Boycott, Divestment and Sanctions" (BDS) nach wie vor als ein legitimes Instrument. Ihre Ausführungen wurden aus dem Publikum mit Zwischenrufen und Buhs beantwortet.
Zu den Gästen auf dem Podium im mit 500 Gästen besetzten Saal gehörten neben der Intendantin, Stefanie Carp, auch die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Isabel Pfeiffer-Poensgen, der Komponist Elliott Sharp aus New York und der Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer der Ruhrtriennale, Michael Vesper.
Die jüdische Aktivistin Malca Goldstein-Wolf aus Köln hatte zuvor zu einer Protestkundgebung vor der Veranstaltung aufgerufen, zu der einige Dutzend Menschen gekommen waren. Die Demonstration richtete sich gegen den Umgang Carps mit dem Thema BDS-Kampagne und gegen die Teilnahme von zwei Befürwortern an der Diskussion. Eine linke Gruppierung hatte gleichzeitig eine Solidaritätskundgebung für Carp organisiert, die ebenfalls einige wenige Demonstranten zusammen brachte.