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Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp
"Young Fathers nicht zensieren"

Weil sich die Hip-Hopper Young Fathers nicht von einer Israel-Boykottkampagne distanzierten, hatte die Ruhrtriennale-Leitung die Band wieder ausgeladen. Nach reiflicher Überlegung sei sie zu dem Schluss gekommen, dass sie die Ausladung nicht richtig finde, sagte Intendantin Stefanie Carp im Dlf.

Stefanie Carp im Gespräch mit Pia Rauschenberger |
    Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp bei der Programmpräsentation, rechts ein Plakat zur Ruhrtriennale 2018-2020
    Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp bei der Programmpräsentation (Edi Szekely / Ruhrtriennale)
    BDS steht für Boycott, Divestment, Sanctions. Dahinter versammeln sich Menschen, die mit Sanktionen gegen Israel auf die humanitäre Lage in den von Israel besetzten Palästinensergebieten hinweisen wollen. Das Hip-Hop-Trio Young Fathers hatte sich letztes Jahr dem BDS-Boykott des Pop-Kultur-Festivals in Berlin angeschlossen, weil eine Künstlerin von der israelischen Regierung einen Reisekostenzuschuss bekommen hatte. Im Deutschlandfunk verteidigte die Band ihre Position.
    Als Opfer inszeniert
    Als die Ruhrtriennale die Band eingeladen habe, habe sie gar nicht gewusst, was der BDS ist, sagte Intendantin Stefanie Carp im Dlf. Außerdem sei man davon ausgegangen, dass sich die Aufregung wieder gelegt habe. Das "Social-Media-Gequatsche", die Übertreibungen und Verselbständigungen, die daraus resultierten, möge sie nicht. Als der Versuch, das Management der Band zu überreden, sich vom BDS zu distanzieren, fehlgeschlagen sei, habe man die Gruppe ausgeladen. Die Young Fathers hätten sich daraufhin gegenüber ihren Fans als Opfer inszeniert.
    Ein Programm ohne Zensur
    Weil es ihr nicht um den BDS, sondern um die Musik der Young Fathers gehe, sei sie nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss gekommen, dass sie die Ausladung nicht richtig finde, weil sie Künstler damit für eine bestimmte Haltung zensiere und ihnen unterstelle, dass sie Antisemiten seien.
    Positionieren möchte Stefanie Carp sich nicht, sondern "ein möglichst unzensiertes Programm machen, in dem weder Rassismus noch Antisemitismus oder anderes ausgrenzendes Verhalten zum Ausdruck kommen darf in den Werken der Künstler." Wenn sie kontrollieren wollte, was die Künstler als Personen sagen, müsse sie Dreiviertel ihres Programm in die Tonne treten. Künstler seien nicht die Repräsentanten eines identitären Diskurses, sondern ihrer Kunst, so Stefanie Carp.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.