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Ruhrvalley
Vernetzung als Erfolgsmodell

Bisher wurden Fachhochschulen in der Forschungsförderung eher stiefmütterlich behandelt. Das es auch anders geht, zeigt ein Projekt aus dem Ruhrgebiet. "Ruhrvalley" hat das Bundesbildungsministerium überzeugt und erhält eine vierjährige Förderung.

Von Kai Rüsberg |
    Außenansicht der Hochschule Bochum.
    Die Hochschule Bochum (im Bild), die FH Dortmund und die westfälische Hochschule bilden das Forschungsprojekt "Ruhrvalley". (Hochschule Bochum)
    Symbolisch könnte der Standort des Projektbüros Ruhrvalley nicht besser ausgesucht sein: Wo früher die Zeche Mont Cenis in Herne Kohle förderte, steht ein Glaskubus mit Büros - größer als jede Kirche im Ruhrgebiet. Von hier aus soll die Vernetzung von 18 Start-up-Firmen mit den drei großen Fachhochschulen im Ruhrgebiet gesteuert werden, sagt Ute Ritzerfeld-Zell.
    "Wenn man so will eine Landschaft für kreative Köpfe, wo Ideen entwickelt werden, wo Ideen auch zum Leben gebracht werden, wo aus Ideen auch Unternehmen entstehen und wo auch echte Kompetenzen in gewissen Technologiebereichen entstehen und was jetzt so gar nicht transparent ist."
    Das Projekt basiert auf der Idee, die angewandte Forschung systematisch in Produkte und neue Arbeitsplätze voranzutreiben. Die Hochschule Bochum, die Fachhochschule Dortmund und die westfälische Hochschule haben mit diesem Konzept den Zuschlag des Bundesbildungsministeriums bekommen, beim Förderprogramm "Forschung an Fachhochschulen, FH Impuls”. Die Aufgabe ist, Impulsgeber für innovative Technologieprojekte in der Region zu sein, so die Marketing-Professorin:
    "Wir wollen nicht das Silicon Valley werden, aber wir wollen so vermessen sein zu sagen, wir wollen diese Idee und die Art der Verbindung von Forschung sich ausprobieren, die wollen wir hier auch implementieren, dass auch Investoren aus anderen Gebieten sagen: In Europa können wir das im Ruhrvalley auch wunderbar machen. Das ist die Landschaft dafür da."
    Besondere Kompetenzen bündeln
    Die drei Hochschulen haben bereits einzeln besondere Kompetenzen in Elektromobilität, Geothermie und Informationstechnologie aufgebaut. Für die Bewerbung im Förderprogramm FH-Impuls haben sie diese Fähigkeiten gebündelt, sagt Ritzerfeld-Zell:
    "Die Fachhochschulen sind bislang in der Forschung immer etwas stiefmütterlich behandelt worden. Und die Idee, die dahinter steht ist eben auch ein Forum zu schaffen, das den Fachhochschulen verstärkt ermöglicht Forschung zu betreiben und sie hier eben auch zu unterstützen und Projekte, die eben einen Exzellenz Charakter haben hier zu fördern."
    Gefördert wird zunächst für vier Jahre. Für den Ausbau dieser Exzellenz gibt es 4,5 Miollionen Euro. Transfer aus den Fachhochschulen läuft bislang meist so ab, dass die Forscher ihre Akademikerkarriere aufgeben und ihre Arbeit in einem Unternehmen fortsetzen - ihr Wissen aber der Hochschule verloren geht. Bei Ruhrvalley soll der Übergang aus der Forschung in die Umsetzung systematischer angegangen werden:
    "Und diese Projekte haben aber auch das Ziel, das Zusammenarbeiten zwischen Hochschulen und Unternehmen an solchen Projekten zu professionalisieren. Das heißt, dass man hier Strukturen schafft, wie solche Projekte zwischen Hochschulen und Unternehmen ablaufen können."
    Michael Schugt hat es bereits geschafft. Vor 15 Jahren gründete er mit drei Kommilitonen ein Start-up: Die Firma Scienlab rüstet heute weltweit hoch spezialisierte Prüflabore für Batterien aus, die für Elektroautos entwickelt werden. Inzwischen gibt es Niederlassungen in München und in China. Doch alleine auf weiter Flur Spitzenleistungen anzubieten reiche nicht mehr aus, um von Konzernen wahrgenommen zu werden.
    "Wir möchten, dass wir wahrgenommen werden, als starke Region für technische Lösungen. Und wenn hier ein Unternehmen ist, das hat keine Strahlwirkung nach außen. Wir müssen mehr Unternehmen werden."
    Vernetzung für mehr Erfolg
    Damit seine Firma mehr Gewicht bei größeren Auftraggebern bekommt, hat er sich mit anderen spezialisierten Technologiefirmen aus der Region zusammengeschlossen.
    "Wir haben uns mit Unternehmen im Bereich der Mobilität zusammen getan, weil im Mittelständler im Prinzip Anfragen für komplexe Systeme erstmal nicht allein bewältigen können. Das kommt jetzt, wenn Sie einen Antriebsstrang von einem Auto haben, dann kann einer ne Batterie beherrschen, ein anderer die Maschine und ein III. die Elektronik. Und in so einem Verbund kann man solche Projekte bearbeiten."
    Weg vom Kirchturm-Denken
    18 junge Unternehmen mit knapp 400 Mitarbeitern haben sich an dem FH-Impuls Programm beteiligt und zusammen weitere 1,1 Miollion Euro Investitionen eingesammelt. Sie erhoffen sich so, künftig gemeinsam auch große Projekte schultern zu können, sagt Michael Schugt:
    "Wir waren sicherlich eine ganze Zeit lang aus Bildungsanstalten für die Großunternehmen hier in Bochum: Opel, Nokia, die Industrie insgesamt im Ruhrgebiet und viele andere Unternehmen. So und da haben wir jetzt gesagt, wir haben jetzt andere Aufgaben. Die Aufgabe ist, dass wir uns am Mittelstand orientieren müssen."
    Das Projekt Ruhrvalley hat sich auf eine längere gemeinsame Umsetzungsperiode eingestellt. Bei Erfolg kann das Förderprogramm FH-Impuls um weitere vier Jahre verlängert werden.
    "Wir müssen für diese Region als Hochschulen was gemeinsam auch voranbringen, Es geht nicht mehr um Kirchturmdenken, sondern einfach diese starke Wissensregion, die wir sind, auch nach außen sichtbar zu machen."