Gemütlich tuckern die Diesel-Motoren – auch hier, auf dem Gebrauchtwagenmarkt Mihala, vor den Toren der westrumänischen Stadt Timisoara.
"Aus Deutschland kaufen die Rumänien alles, wo irgendwie Diesel draufsteht. Denn: Deutsche Autos sind in der Regel gut in Schuss. Häufig haben die Fahrzeuge, die wir in Deutschland aufkaufen, nicht einmal mehr TÜV."
Mehr Gebrauchtwagen aus Deutschland
Dass vor allem ältere Diesel-PKW ab 2010 nicht mehr überall herumfahren, hat Marco, einer der Gebrauchtwagenhändler auf dem MIhala-Markt, auch schon gehört. Und auch der Grund, nämlich die hohen Schadstoffwerte, ist ihm bekannt. Allerdings:
"Für Deutschland mag das ja o.k. sein. Da haben die Leute ja ganz andere, nämlich höhere Gehälter. Da tun sich die Deutschen einfach leichter, ganz neue Autos zu kaufen. Und ja: Es ist ja eigentlich normal, dass man die Luft nicht verschmutzt. Aber hier? Naja, da blasen doch die Fabriken viel mehr Schadstoffe durch ihre Kamine als die Autos durch die Auspuff-Anlagen."
"Das Angebot von Diesel-Gebrauchtwagen aus Deutschland ist, würde ich mal sagen, so um 25 Prozent im vergangenen Jahr angestiegen."
Ergänzt Oivideo Burago, ebenfalls Händler auf dem Mihala-Markt.
"Wie wir von unseren Geschäftspartnern in Deutschland gehört haben, liegt das daran, dass es in Deutschland derzeit eine ganze Menge Einschränkungen für ältere Diesel-Fahrzeuge gibt."
Umweltprobleme von West nach Ost verschieben
Was die Händler nicht davon abhält, diese Autos nach Rumänien zu importieren – und zwar in einem Ausmaß, das in ganz Osteuropa seinesgleichen sucht: Von 520.000 Gebraucht-PKW’s, die im vergangenen Jahr nach Rumänien eingeführt wurden, hatten 370.000, also rund 70 Prozent, einen Dieselmotor. So liest sich das in einer Statistik von "Transport and Environment", einer europäischen Dachorganisation von Nicht-Regierungsorganisationen im Verkehrsbereich. 70 Prozent Diesel-Anteil am Gebrauchtwagen-Import Rumäniens – dieser Anteil liegt deutlich höher als in Bulgarien und in Polen; dort machen Diesel-Autos an den Second-Hand-Importen insgesamt nur 30 beziehungsweise 40 Prozent aus. Was in Rumänien besonders auffällt: Die meisten der eingeführten Diesel-Gebrauchtwagen sind ziemlich alte Fahrzeuge.
"Mit Euro drei und Euro zwei oder drei – die haben einen größeren Markt. Und dann kommt Euro vier. Für die Leute ist das egal. Was für die Leute interessant ist: Der Preis, nicht ob das Euro zwei oder drei ist."
So Mircea Tarau, nebenberuflich arbeitender Auto-Importeur und Gebrauchtwagenhändler in Timisoara. Seine Beobachtung deckt sich mit den Zahlen von "Transport and Environment". Demnach sind 80 Prozent aller nach Rumänien importierten Diesel acht Jahre und älter; die meisten dieser Fahrzeuge erfüllen noch nicht mal die Schadstoffnorm Euro fünf. Und aus diesem Grund schlägt "Transport and Environment" gemeinsam mit der rumänischen Mitglieds-Organisation "2Celsius" Alarm: Es dürfe nicht sein, dass über den Verkauf von alten Diesel-Fahrzeugen Umweltprobleme vom Westen Europas in den Osten verlagert werden – ein Skandal sagen die einen, oder möglicherweise ...
"... Doch nicht, weil die Autos, wenn wir zehn Jahre zurückschauen, ist es ein bisschen verbessert, die Autos sind bissl neuer."
Fahrverbote für alte Diesel erst in fünf Jahren
Sagt Florin Ahire, Umweltaktivist in Timisoara. Arhire erinnert an jene Zeit vor über zehn Jahren, als noch bedeutend ältere Diesel-Fahrzeuge als derzeit über Rumäniens Straßen rumpelten. Im Vergleich dazu sie der gegenwärtige Zustand eine spürbare Verbesserung. Dass in Deutschland selbst Euro-fünf-Dieseln Fahrverbote drohen, habe sich in Rumänien zudem noch nicht herumgesprochen
"Soweit ich weiß, ist das kein Thema. Die Gruppen wissen nicht über die Gerichte, die Entscheidungen zum Diesel – niemand spricht davon."
Dabei gelten für Rumänien eigentlich die gleichen europäischen Regelungen zu Stickoxid-Grenzwerten wie für Deutschland auch. Allerdings: Fahrverbote wie in Deutschland sind in Rumänien in absehbarer Zeit nicht absehbar, so Gebrauchtwagenhändler Mircea Tarau:
"Was ich gehört habe, will Bukarest so etwas machen, im Zentrum. Aber ich glaube, in den nächsten fünf Jahren noch nicht. Wir sind fünf Jahre zurück von Deutschland."
Allerdings: So ganz untätig sind die rumänischen Behörden dann doch nicht. Beispiel: Alte Diesel-Autos, die von ihren Besitzern zwecks Verschrottung an die Händler zurückgegebenen wurden, um damit Rabatte für den Kauf eines Neufahrzeuges zu bekommen. Etliche solcher Fahrzeuge sollen Medienberichten dann aber nicht verschrottet, sondern auf rumänischen Gebrauchtwagenmärkten aufgetaucht sein. Wie berichtet wird, verweigerten die rumänischen Behörden in einigen Fällen die Zulassung solcher Gebrauchtfahrzeuge. Außerdem soll in absehbarer Zeit die KfZ-Steuer für ältere Diesel-PKW in Rumänien deutlich angehoben werden, um der regelrechten Schwemme alter Diesel-Autos doch noch Einhalt zu gebieten.