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Rumänien hadert mit den USA

Rumänien gilt als treuer Bündnispartner der USA. Schon kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 stellte sich das kleine osteuropäische Land an die Seite der Supermacht. Rumäniens Engagement in Afghanistan und Irak ist groß. Geheime CIA-Gefangenenflüge sollen auch über rumänische Flughäfen abgewickelt worden sein. Doch die Annerkennung des Kosovos durch die USA stellt die Freundschaft auf eine schwere Belastungsprobe. Keno Verseck berichtet.

    Auf Bukarester Straßen geht nichts mehr. Wegen des Nato-Gipfels ist die Nord-Süd-Achse der rumänischen Hauptstadt für den Verkehr gesperrt, das ohnehin chronisch verstopfte Bukarest erlebt den Verkehrsinfarkt.

    Blockade, Getöse, Chaos - ein wenig zugespitzt ließe sich das auch über die derzeitige rumänische Außenpolitik behaupten. Durcheinander gebracht hat die bisher scheinbar klaren außenpolitischen Koordinaten das Kosovo-Problem. Ausgerechnet die USA, Rumäniens wichtigster Verbündeter, waren unter den Ersten, die Mitte Februar das Kosovo als unabhängigen Staat anerkannten.

    In Rumänien löste das einen tiefen Schock aus, fürchtet man doch, dass so ein Präzedenzfall geschaffen ist und Politiker der ungarischen Minderheit in Siebenbürgen Auftrieb für ihre eigenen Autonomiebestrebungen erhalten. In einer furiosen Sitzung verurteilte das rumänische Parlament die Unabhängigkeit des Kosovo als "illegalen, völkerrechtswidrigen Akt", der Staatschef Traian Basescu verkündete gebetsmühlenartig, Rumänien bleibe bei seinem Standpunkt und werde die Unabhängigkeit der Provinz Kosovo nicht anerkennen.

    Noch hat kein maßgeblicher rumänischer Politiker offene Kritik an der Haltung der USA ausgesprochen. Doch es ist unübersehbar: Es ist das erste Mal seit Beginn des US-amerikanisch-rumänischen Sonderverhältnisses, dass es einen so gravierenden Interessenkonflikt zwischen beiden Ländern gibt. Cristian Tudor Popescu, Rumäniens prominentester Journalist und Leitartikler, drückt es so aus:

    "Nach unserer Integration in die Nato habe ich erleichtert aufgeatmet und gesagt: Washington ist da und wird nicht mehr erlauben, dass es bei uns zu interethnischen Konflikten kommt wie 1990. Jetzt aber bin ich mir nicht mehr sicher."

    Getrieben von einer historischen Bedrohungsangst vor dem russischen Imperium, pflegt das postkommunistische Rumänien seit mehr als zehn Jahren sein in Europa viel kritisiertes Sonderverhältnis zu den USA. Einzig die USA und die unter ihrer Führung stehende Nato könnten Rumäniens Sicherheit langfristig garantieren, ist die Überzeugung fast aller politischen Kräfte im Land.

    Mit einer strategischen Partnerschaft zwischen Rumänien und den USA fing es 1997 an - als Trostpreis für die damals aufgeschobene Nato-Mitgliedschaft. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde Rumänien fast schlagartig zu einem der treuesten US-Verbündeten in Europa. Es beteiligte sich von Anfang an intensiv an US-geführten Militäroperationen in Afghanistan und im Irak, zahlreiche geheime CIA-Gefangenenflüge sollen auch über rumänische Flughäfen abgewickelt worden sein. 2002 unterzeichnete Rumänien ein Abkommen mit den USA, demzufolge es keine US-Soldaten an den Den Haager Gerichtshof ausliefert.

    Die Treue belohnte Washington 2003 mit dem Nato-Beitritt. Rumäniens Staatspräsident Basescu prägte gleich bei seinem Amtsantritt im Dezember 2004 das Schlagwort von der so genannten "Achse Washington-London-Bukarest". "Die Achse", wie sie inzwischen in Bukarest einfach heißt, führte unter anderem dazu, dass die USA im August letzten Jahres eine ständige Militärbasis in Rumänien einrichteten. Allerdings zog der rumänische Staatspräsident nach der Kosovo-Unabhängigkeitserklärung die Grenzen der "Achse":

    "Wenn Rumänien strategische Partnerschaften hat, dann bedeutet das nicht, dass es von Positionen abrückt, die seine nationalen Interessen betreffen."

    Womöglich ist der US-Regierung aufgegangen, dass sie in der Kosovo-Frage zu wenig Rücksicht auf rumänische Empfindlichkeiten genommen hat. Womöglich deshalb verlässt US-Präsident Bush am heutigen Mittwoch für ein paar Stunden den Bukarester Nato-Gipfel, um in den rumänischen Schwarzmeer-Ort Neptun zu fliegen. Dort, in der Nähe von Basescus Heimatstadt Constanta, trifft er den rumänischen Staatspräsidenten, um mit ihm über außenpolitische und strategische Fragen zu plaudern.

    Ob es dabei einen politischen Trostpreis für den strapazierten rumänischen Verbündeten geben wird, ist offen.