Ein großes, blitzsauberes und gut ausgestattetes Labor im Keller der Universitate de stiinte agrigoltura Timisoara, also der Hochschule für Agrarwissenschaften im westrumänischen Temeswar: Hier, erzählt Molekularbiologin Sorina Popescu, können auch gentechnisch veränderte Pflanzen untersucht werden. Das sei schließlich in wichtiges Forschungsfeld in Rumänien - ein Land, das nach wie vor auf den Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen setzt: Im zentalrumänischen Verwaltungskreis Braila, aber auch in den westrumänischen Regionen Arad und Timisoara werden auf über 400 Hektar gentechnisch veränderter Mais des Typs MON810 an, ein Produkt des US-amerikanischen Agrarkonzerns Monsanto. Dafür gibt es eine EU-Zulassung.
Gen-Tech-Expertin Sorina Popescu hält das auch für sinnvoll und mag die Einwände, die Natur- und Umweltschutzorganisationen gegen den Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen vorbringen, nicht so recht verstehen:
"Normalerweise haben gentechnisch veränderte Nutzpflanzen den Vorteil, dass sie gegenüber Schädlingen viel resistenter sind als vergleichbare herkömmliche Pflanzen. Gerade beim Mais ist es so, dass eine ganz bestimmte Raupe von innen in die Pflanze eintritt und den Stängel auffrisst. Dadurch verliert sie ihre Stabilität und knickt, beispielsweise bei Wind, um."
Um dieser Plage beizukommen, müsse man mit viel umweltgefährdender Chemie dem Schädling zu Leibe rücken. Beim Genmais hingegen könne man darauf verzichten. Dies komme der Umwelt zugute. Vor dem EU-Beitritt im Jahre 2007 hatte Rumänien noch viel stärker auf gentechnisch veränderte Nutzpflanzen gesetzt als derzeit.
"Nehmen wir gentechnisch verändertes Soja. Das könnte für unsere Landwirtschaft ein gutes Geschäft sein - und war es auch vor dem Jahr 2007. Dann kam der EU-Beitritt Rumäniens. Und das bedeutete: Der Anbau gentechnisch veränderter Sojabohnen wurde verboten. Und deshalb ist der Soja-Anbau bei uns im Land sehr stark zurückgegangen. Der Anbau herkömmlichen Sojas ohne gentechnisch herbeigeführter Resistenz gegen Schädlinge lohnt sich für uns nicht."
Doch die Hoffnung auf eine Veränderung der Verhältnisse stirbt zuletzt - auch in Rumänien. Zwar bleibt das Anbauverbot gentechnisch veränderten Sojas zunächst einmal bestehen. Dennoch sind Naturschutzorganisationen nicht nur in Rumänien, sondern auch darüber hinaus, hellhörig geworden. Denn das rumänische Parlament hat umfangreiche Änderungen der Agar- und Umweltgesetzgebung verabschiedet.
Und ein Absatz lässt aufhorchen: Demzufolge wird zukünftig der Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen ausgerechnet in Natura-2000-Schutzgebieten erlaubt. Die wurden in Abstimmung mit der EU eigentlich dafür ausgewiesen, um den Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten zu erhalten. Dass ausgerechnet in solchen rumänischen Schutzgebieten beispielsweise Gen-Mais angebaut werden darf, stimmt Daniel Hertwig vom Informationsdienst Gentechnik in Berlin bedenklich:
"Es ist so, dass diese Natura-2000-Schutzgebiete zum Schutz der Artenvielfalt da sind und extra dafür eingerichtet wurden. Und wenn jetzt dort gentechnisch veränderter Mais oder andere Pflanzen angebaut werden könnten, dann hätte das wahrscheinlich negative Folgen für die Artenvielfalt dort, weil zum Beispiel dieser Mais, in der EU für den Anbau zugelassen ist, ein Insektengift freisetzt und dann wiederum dort Auswirkungen hätte auf die geschützten Flächen, auf die Böden, auf das Wasser in den Naturschutzgebieten."
Daniel Hertwig vermutet zudem, dass es der rumänischen Regierung nicht nur um den Anbau von Gen-Mais geht. Große Flächen des ökologisch wertvollen Donaudeltas am Schwarzen Meer sind Natura-2000-Schutzflächen. Diese gelten aber auch als überaus fruchtbar und eignen sich nach Ansicht des Berliner Informationsdienstes Gentechnik hervorragend für den Anbau von Gen-Soja, was allerdings innerhalb der EU verboten ist - noch verboten ist. Denn den zuständigen EU-Behörden liegen mehrere Anträge auf Zulassung bestimmter gentechnisch veränderter Sojabohnen zum Anbau vor.
"Es könnte eben schon sein, dass da einige Agrarfirmen darauf abzielen, dass in der Zukunft diese Gentechnik-Sojabohnen auch hier zum Anbau zugelassen werden und dann dort in den Startlöchern stehen, um das im Donaudelta in Rumänien zum Beispiel anzubauen."
Solche Überlegungen spielten in den beiden rumänischen Parlamentskammern vor dem Beschluss, die Natura-2000-Schutzgebiete für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zu öffnen, allerdings keine Rolle. Die Regierungsvorlage wurde von allen Parteien nachgerade durchgewunken.
Florin Arhie ist darüber nicht eben glücklich. Umwelt- und Naturschutz, sagt der westrumänische Umweltaktivist der Gruppe "Revolutio Nou Timiusoara", habe in Rumänien nach wie vor keinen allzu großen Stellenwert. Hinzu komme die für alle sichtbare Verzahnung zwischen Politik und den großen, im Rumänien tätigen Agrarkonzernen wie beispielsweise Monsanto.
"Wir hatten, glaube ich, drei Direktoren von Monsanto als Mitarbeiter des Agrarministerium gehabt. Das sagt viel. Natürlich werden sie die Interessen von Monsanto in Gesetze formulieren."
Gen-Tech-Expertin Sorina Popescu hält das auch für sinnvoll und mag die Einwände, die Natur- und Umweltschutzorganisationen gegen den Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen vorbringen, nicht so recht verstehen:
"Normalerweise haben gentechnisch veränderte Nutzpflanzen den Vorteil, dass sie gegenüber Schädlingen viel resistenter sind als vergleichbare herkömmliche Pflanzen. Gerade beim Mais ist es so, dass eine ganz bestimmte Raupe von innen in die Pflanze eintritt und den Stängel auffrisst. Dadurch verliert sie ihre Stabilität und knickt, beispielsweise bei Wind, um."
Um dieser Plage beizukommen, müsse man mit viel umweltgefährdender Chemie dem Schädling zu Leibe rücken. Beim Genmais hingegen könne man darauf verzichten. Dies komme der Umwelt zugute. Vor dem EU-Beitritt im Jahre 2007 hatte Rumänien noch viel stärker auf gentechnisch veränderte Nutzpflanzen gesetzt als derzeit.
"Nehmen wir gentechnisch verändertes Soja. Das könnte für unsere Landwirtschaft ein gutes Geschäft sein - und war es auch vor dem Jahr 2007. Dann kam der EU-Beitritt Rumäniens. Und das bedeutete: Der Anbau gentechnisch veränderter Sojabohnen wurde verboten. Und deshalb ist der Soja-Anbau bei uns im Land sehr stark zurückgegangen. Der Anbau herkömmlichen Sojas ohne gentechnisch herbeigeführter Resistenz gegen Schädlinge lohnt sich für uns nicht."
Doch die Hoffnung auf eine Veränderung der Verhältnisse stirbt zuletzt - auch in Rumänien. Zwar bleibt das Anbauverbot gentechnisch veränderten Sojas zunächst einmal bestehen. Dennoch sind Naturschutzorganisationen nicht nur in Rumänien, sondern auch darüber hinaus, hellhörig geworden. Denn das rumänische Parlament hat umfangreiche Änderungen der Agar- und Umweltgesetzgebung verabschiedet.
Und ein Absatz lässt aufhorchen: Demzufolge wird zukünftig der Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen ausgerechnet in Natura-2000-Schutzgebieten erlaubt. Die wurden in Abstimmung mit der EU eigentlich dafür ausgewiesen, um den Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten zu erhalten. Dass ausgerechnet in solchen rumänischen Schutzgebieten beispielsweise Gen-Mais angebaut werden darf, stimmt Daniel Hertwig vom Informationsdienst Gentechnik in Berlin bedenklich:
"Es ist so, dass diese Natura-2000-Schutzgebiete zum Schutz der Artenvielfalt da sind und extra dafür eingerichtet wurden. Und wenn jetzt dort gentechnisch veränderter Mais oder andere Pflanzen angebaut werden könnten, dann hätte das wahrscheinlich negative Folgen für die Artenvielfalt dort, weil zum Beispiel dieser Mais, in der EU für den Anbau zugelassen ist, ein Insektengift freisetzt und dann wiederum dort Auswirkungen hätte auf die geschützten Flächen, auf die Böden, auf das Wasser in den Naturschutzgebieten."
Daniel Hertwig vermutet zudem, dass es der rumänischen Regierung nicht nur um den Anbau von Gen-Mais geht. Große Flächen des ökologisch wertvollen Donaudeltas am Schwarzen Meer sind Natura-2000-Schutzflächen. Diese gelten aber auch als überaus fruchtbar und eignen sich nach Ansicht des Berliner Informationsdienstes Gentechnik hervorragend für den Anbau von Gen-Soja, was allerdings innerhalb der EU verboten ist - noch verboten ist. Denn den zuständigen EU-Behörden liegen mehrere Anträge auf Zulassung bestimmter gentechnisch veränderter Sojabohnen zum Anbau vor.
"Es könnte eben schon sein, dass da einige Agrarfirmen darauf abzielen, dass in der Zukunft diese Gentechnik-Sojabohnen auch hier zum Anbau zugelassen werden und dann dort in den Startlöchern stehen, um das im Donaudelta in Rumänien zum Beispiel anzubauen."
Solche Überlegungen spielten in den beiden rumänischen Parlamentskammern vor dem Beschluss, die Natura-2000-Schutzgebiete für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zu öffnen, allerdings keine Rolle. Die Regierungsvorlage wurde von allen Parteien nachgerade durchgewunken.
Florin Arhie ist darüber nicht eben glücklich. Umwelt- und Naturschutz, sagt der westrumänische Umweltaktivist der Gruppe "Revolutio Nou Timiusoara", habe in Rumänien nach wie vor keinen allzu großen Stellenwert. Hinzu komme die für alle sichtbare Verzahnung zwischen Politik und den großen, im Rumänien tätigen Agrarkonzernen wie beispielsweise Monsanto.
"Wir hatten, glaube ich, drei Direktoren von Monsanto als Mitarbeiter des Agrarministerium gehabt. Das sagt viel. Natürlich werden sie die Interessen von Monsanto in Gesetze formulieren."