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Rumänische Arbeitsmigrantin
"Frau Bontea ist auf einem sehr guten Weg"

In Stuttgart sollen Kinderbetreuungseinrichtungen massiv ausgebaut werden, doch es fehlt an Bewerbern. Im Zuge eines Modellversuchs arbeiten derzeit acht Erzieherinnen aus Rumänien in Stuttgart. Auch Ruxandra-Maria Teoc Bontea.

Von Thomas Wagner |
    "Also weiterfahre, bitte. Jason, was hast Du da jetzt? Leider ist es passiert. Was machen wir jetzt?"
    "Hab mich schmutzig gemacht. "
    "Ach, das kann man doch waschen ..."
    Manchmal ähnelt der Job von Ruxandra-Maria Teoc Bontea dem eines Zirkusdompteurs: Kaum dürfen die Mädchen und Jungen mal für ein paar Minuten ins Freie, sind sie auch schon außer Rand und Band. Einer fällt auf den schlammigen Untergrund - alles nicht so schlimm: Ruxandra wischt ihm den Lehm vom Anorak an, lächelt. Seit Anfang September arbeitet die Rumänin in der Kindertagesstätte "Beim Fasenengarten" oberhalb von Stuttgart; als eine von acht Erzieherinnen, die die Stadt Stuttgart im Rahmen eines Modellversuches wegen des Fachkräftemangels von Rumänien ins Schwabenland abgeworben hat.
    "Also ich habe das im Internet gesehen. Und da stand: Wir suchen Erzieherinnen. Und da hab ich mir gesagt: Ich versuch' es mal. Und ich da bin ich."
    Aufmerksam schaut Ruxandra-Maria, Anfang 30, auf die herumtollenden Kinder.
    "Da ist ja die kleine Mia. Was machst Du denn da gerade?"
    Allenfalls ihr rollendes "r" verrät sie
    Die Rumänin spricht gutes Deutsch; allenfalls ihr rollendes "r" verrät, das sie wohl weiter weg zuhause ist. Ruxandra-Maria Teoc Bontea stammt aus Sigishoara, eine Stadt im rumänischen Siebenbürgen, in der sich im Mittelalter deutsche Siedler niedergelassen hatten. Das wirkt bis heute nach: Ruxandra besuchte von der ersten bis zur letzten Klasse ein deutschsprachiges Gymnasium:
    "Das ist, dass ich Deutsch als erste Sprache gelernt habe, ab der ersten Klasse bis zur 13, weil ich dort 13 Jahre studiert habe. Das war eine deutsche Schule. Da ist es seit Langem so, dass die Kinder alle Deutsch lernen."
    So auch Ruxandra-Maria Teoc Bontea. Heute erweist sich das als Glückfall. Denn ihre Sprachkompetenz war für Stadt Stuttgart das entscheidende Kriterium, sie nach einem Test zunächst für ein halbes Jahr auf Probe als Erzieherin einzustellen. Heinrich Korn ist stellvertretender Leiter des Stuttgarter Jugendamtes.
    "Mit ausländischen Fachkräften zu arbeiten, die nur mühsam deutsch sprechen, das wird schwierig. Deshalb setzen im Augenblick darauf, ausländische Menschen zu gewinnen, für die im Grunde genommen die deutsche Sprache nicht ein unüberwindbares Hindernis darstellt oder sie es sehr gut sprechen. Und da kommen bestimmte Länder infrage: Rumänien ist das eine, Südtirol in Italien das andere, das Elsass wäre auch noch eine mögliche Region. Wir werden jetzt ganz gezielt mal mit Rumänien weitermachen."
    Bewerber für 600 neue Stellen gibt der heimische Arbeitsmarkt nicht her
    Die Stadt Stuttgart nämlich sucht händeringend wie viele andere Städte und Gemeinden auch nach Erzieherinnen. Der Gemeinderat hat einem massiven Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen zugestimmt und "grünes Licht" für die Schaffung von 600 zusätzlichen Stellen gegeben. Die aber gibt der heimische Arbeitsmarkt nicht her. Das Jugendamt reagiert entsprechend: Übertarifliche Bezahlung, Intensivierung der Ausbildung - und eben auch weitere Anwerbung von ausländischen Fachkräften wie Ruxandra-Maria Teoc Bontea. Die muss an ihrem neuen Arbeitsplatz, der Kindertagesstätte "Beim Fasanengarten", aber ein gänzlich neues pädagogisches Konzept umsetzen, das im diametralen Gegensatz zum üblichen Frontalunterricht in rumänischen Schulen und Kindergärten steht.
    "Frau Teoc Bontea kannte zum Beispiel nicht die offene Bildungsarbeit, die wir hier in unserem Haus leisten, dass Erzieherinnen und Erzieher die Kinder im Selbstlernprozess sich etwas erarbeiten lassen. Es geht um das ganzheitliche Lernen, das eben nicht nur auf kognitive Lernprozesse abzielt, sondern wo Körper und Geist in einer Einheit gesehen werden,"
    ... so Heike Rippert, Leiterin der Kindertagesstätte und damit Ruxandras Chefin. Sie bescheinigt ihrer rumänischen Mitarbeiterin eine große Bereitschaft, sich in die Pädagogik des offenen Lernens einzuarbeiten. Zudem fand Ruxandra herzliche Aufnahme bei ihren deutschen Kolleginnen.
    Herzliche Aufnahme durch deutsche Kolleginnen
    "… weil es eben eine andere Kultur ist, die eben andere Impulse reinbringt, und natürlich ist es für uns auch eine Chance, neue Menschen kennenzulernen."
    "Ich bin auch ein Mensch, der sehr offen ist für alle neuen Dinge, zum Beispiel jetzt das Weihnachtsfest, wie das in anderen Ländern gefeiert wird. Und all solche Dinge. Also ich würde das schon als eine Bereicherung empfinden."
    So die Erzieherinnen Kerstin Habermas und Renate Orth, die mit Ruxandra-Maria Teoc Bontea seit einem Vierteljahr zusammenarbeiten - und dies wohl auch noch länger tun werden. Tagesstätten-Chefin Heike Rippert:
    "Also Frau Teoc Bontea ist auf einem sehr guten Weg, weil sie uns sehr offen begegnet ist .und sie sich sehr schnell einarbeiten konnte. Das ist dann auch ein Weg, wo wir heute sagen können, dass wir sicher sind, dass sie nach diesem halben Jahr der Anerkennungszeit auch dazu in der Lage sein wird, alleine diese Arbeit zu leisten als volle Kraft."