Archiv

Runder Tisch zu Benin-Bronzen
"Die Offenheit für Rückgaben ist überall da"

Museumsdirektorinnen, Kulturminister und Kulturministerinnen beraten über die Rückgabe der Benin-Bronzen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat zu einem runden Tisch geladen. "Ich denke, man ist jetzt in der Lage, einen Fahrplan zu machen", sagte NRW-Kulturministerin Pfeiffer-Poensgen im Dlf.

Isabel Pfeiffer-Poensgen im Gespräch mit Änne Seidel |
Eine Leoparden-Bronze (1550 - 1680) aus dem Benin-Königreich
Stolz und schön - ein Leopard aus dem Benin-Königreich (IMAGO / Artokoloro)
Sie sind von zeitloser Schönheit und gelten gerade auch deshalb als als Schlüsselobjekte in der Debatte um Raubkunst: die Benin Bronzen. Sie wurden 1897 bei einer Strafexpedition von den Briten nach Europa verschleppt und auf den Kunstmarkt gebracht. In keinem Land sind so viele Benin Bronzen in den Museen gelandet wie in Deutschland. Seit Jahren wird über die Rückgabe debattiert.

Neues Museum in Nigeria

Nachdem kürzlich der Leiter des Humboldt Forums, Hartmut Dorgerloh, erklärte, dass er davon ausgehe, dass im Herbst die ersten Bronzen in ihr Heimatland Nigeria zurückgeführt werden könnten, hatte die Diskussion weiter an Fahrt aufgenommen. Längst sind alte Einwände wie schlechte Pflege der Werke in Afrika oder ungeeignete Räumlichkeiten vor Ort obsolet. In Nigeria wird gerade ein neues Museum gebaut, dass der weltweit anerkannte nigerianische Architekt David Adjaye entworfen hat.
In Deutschland finden sich Benin-Bronzen derzeit unter anderem im Museum am Rothenbaum und im Museum Kulturen und Künste der Welt in Hamburg, im Linden-Museum Stuttgart, in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, im Museum für Völkerkunde Dresden und im Grassi Museum für Völkerkunde Leipzig, im Ethnologischen Museum der Staatliche Museen zu Berlin und im Rauthenstrauch-Joest-Museum in Köln.

Bundeseinheitliches Vorgehen angestrebt

Die Entscheidungsgewalt über die Rückgabe der Bronzen im Rauthenstrauch-Joest-Museum lägen bei der Stadt Köln, betonte Nordrhein-Westfalens Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. "Klar sind die Bestände dort längst aufgearbeitet und das gilt für andere Häuser auch", sagte die parteilose Politikerin.
Gemeinsam, so Pfeiffer-Poensgen sei man jetzt in der Lage, einen Fahrplan zu machen. "Und da ist es sicherlich gut, wenn wir es deutschlandweit im Gleichklang tun." Inzwischen sei die Situation auch eine ganz andere als in den 1970er-Jahren, die sehr gut im Buch von Bénédicte Savoy beschrieben worden ist, so Pfeiffer-Poensgen. "Heute gibt es eine andere Generation von Museumsdirektoren und wir sind auch alle ziemlich viel klüger geworden und ich glaube, die Offenheit für Rückgaben ist überall da."

Restitution kein Wahlkampfthema

Das weitere Vorgehen müsse nun "in einem sinnvollen und auch nicht lange noch dauernden Verfahren" geklärt werden. Obwohl alle gewillt seien, die Bronzen zurückzugeben, wolle man gleichzeitig auch, "dass diese Kunstrichtung in Europa präsent bleibt". Das müsse mit dem Herkunftsland Nigeria überlegt werden.
Die Sorge, dass einer der Verantwortlichen sich gegen die Rückgabe entscheiden könnte, hält Pfeiffer-Poensgen für unbegründet. Auch sei die Restitution kein Wahlkampfthema. "Am Ende geht es darum, dass allen ein guter Weg aufgezeigt wird, partnerschaftlich mit den Verantwortlichen in Nigeria zusammenzuarbeiten. Es ist ein guter Zeitpunkt, dies zu Ende zu bringen, ohne auf Wahlkampf zu schielen."
Vom Runden Tisch erhofft sich die NRW-Kulturministerin klare Ergebnisse: "Ich bin jetzt mal optimistisch, dass das gelingen möge."