"Ich wollt ich wär' ein Huhn…"
Es muss in einer ähnlichen Stimmung passiert sein, als Museumsleiterin Jana Stadlbauer und ihrem Kollegen Danny Könnicke die Idee für diese Ausstellung gekommen ist. Irgendwo zwischen Helge Schneiders "Katzenlo", "I am the Walrus" von den Beatles oder Bands wie "Gorillaz" und "Fury in the Slaughterhouse": "Es ist tatsächlich so gewesen, dass wir zusammensaßen und uns über Musik an sich unterhalten haben und dann in der Runde ganz viele Ideen kamen - dieses Lied und jenes Lied und 'Kennst du das?' und die Band heißt doch auch nach Tieren, und dann kam der Satz, der da immer kommen muss: 'Da sollten wir mal 'ne Ausstellung drüber machen!' Und dann ist es tatsächlich als Idee aufgenommen worden und wir hatten relativ schnell die Themen beisammen."
In einem Rundfunkmuseum befinden sich natürlich ohnehin schon einige Exponate. Denn für die Modelle der in den 1950er- und 60er-Jahre so typischen Kofferradios mussten oft Vögel als Namenspatronen herhalten, erklärt Jana Stadlbauer vor einer Vitrine, in der sich Radiogeräte in eine Waldlandschaft einfügen. Egal, ob die Geräte von Schaub Lorenz im Westen oder vom VEB Elektroakustik Hartmannsdorf im Osten gefertigt wurden: Tierisches hat sich schon damals besser verkauft: "Gerade der Spatz ist auch ein relativ gutes Beispiel, weil er so ein kleines lebendiges Tier ist, der immer fröhlich vor sich hin zwitschert. Und das zeigt natürlich schon, was da der Gedanke war, als man das Gerät dann so benannt hat. Oder auch der Zaunkönig, der ja auch ein Vogel ist. Da hat man dann natürlich darauf gehofft, dass er die Neuigkeiten aus der Welt ins heimische Wohnzimmer zwitschert."
Keine Kommentare, aber kritische Akzente
Tiere in der Werbung – mal gelingt es mal weniger. Das zeigt die Ausstellung ganz sicher. So wird auch nach rund 40 Jahren nicht so richtig klar, was ein schwarzer Panther mit einem Hifi-Turm aus den 70er-Jahren zu tun haben soll. Aber der Panther ist trotzdem schön. Dass der private TV-Sender Sixx, der ausdrücklich Frauen als Zielpublikum auserkoren hat, mit Hühnern für sein Unterhaltungsprogramm wirbt, ist wohl irgendwo zwischen provokativ oder einfach nur unglücklich anzusiedeln – was die Ausstellung zeigt, aber nicht kommentiert. Dafür setzt sie ihre kritischen Akzente überraschend. Denn kaum ist der Werbespot, in dem ein Hund in der Straßenbahn dem Fahrkartenkontrolleur am Hosenbein entlangrammelt, vorüber, meldet sich ein Gorilla mit traurigem Gesicht und zu Wort:
"Ich bin zum Anführer geboren. Mein Vater war einer und auch mein Bruder hatte seinen eigenen Clan. Ich wollte immer werden, wie sie. Bis ich erfahren habe, was wirklich aus ihnen geworden ist: Gorilla-Gulasch. Seitdem ist mir klar: ich bin zum Anführer geboren, sterben soll ich als Delikatesse."
"Gorillas werden brutal getötet und als Buschfleisch verkauft. Hilf mit deiner Spende auf wwf.de und stopp‘ Wilderei weltweit."
Als verschiedene Flipper verendeten
Nein, die Ausstellung beschränkt sich nicht nur auf die fröhliche oder witzige Seite. Denn die Helden so mancher Kindheit, wie Susi und Strolchi oder Wum und Wendelin, finden sich nicht nur als Kunststofffiguren oder auf alten Filmplakaten wieder. Auch die Geschichte von Richard O‘Barry wird erzählt. In den 1960er-Jahren war er noch Delfin-Trainer. Insgesamt fünf Tiere drillte er zum wohl bekanntesten Film-Delfin aller Zeiten: "Der Dompteur von Flipper hat dann dadurch, dass die Tiere sehr früh verendet sind, beschlossen, auf die andere Seite zu wechseln und ist ein sehr radikaler Tierschützer geworden. Und das thematisieren wir auch in der Ausstellung und in seiner Biografie: Dass da noch nicht alles in Ordnung ist."
Ob in Spielfilmen als Animations- oder Werbefilm: Alles was mit Tieren in Verbindung gebracht werden kann, scheint nach wie vor zu funktionieren, sagt Museumschefin Jana Stadlbauer abschließend. Auch tierische "Daily Reality-Soaps" aus den Zoologischen Gärten der Republik garantieren den Sendern schon nachmittags ordentliche Einschaltquoten. Warum sich die Faszination über all die Jahre gehalten hat, wird nicht thematisiert. Bestreiten wird es aber auch niemand.