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Russische Datscha
Ein paar Quadratmeter Glück

Im Sommer leeren sich in Russland die Städte, die Menschen ziehen auf die Datscha. Das russische Sommerhaus ist seit Jahrhunderten Freiheitssymbol und persönlicher Rückzugsort. Aber die große Politik spielt im Hintergrund immer mit.

Von Gesine Dornblüth |
    Eine Frau und ein Mann trinken Tee vor ihrer Datscha im russischen Rostow am Don
    Sommer in Russland: Die Datscha ist tief in der russischen Kultur und Geschichte verwurzelt (Imago/Valery Matytsin )
    Die Selbstversorgung gewinnt angesichts wachsender Armut an Bedeutung. Andere nutzen die Datscha als Ort der persönlichen Freiheit. Und wer die richtigen Verbindungen hat, bekommt ein Grundstück in Toplage und baut sich statt einem Holzhaus eine protzig-prunkvolle Villa.
    Bis heute ist das Ferienhaus tief in der russischen Kultur und Geschichte verwurzelt. Die "Gesichter Europas" sind unterwegs. Auf geht’s: "Na datschu!" Eine Reportage in fünf Teilen.
    Eine Deutschlandfunk-Produktion 2018
     Lidija Nikolajewna im Garten ihrer Datscha
    "Es ging darum, sich selbst zu versorgen"
    600 Quadratmeter Land bekamen viele Arbeiter zu Sowjetzeiten zugeteilt. Die Menschen sollten dort Obst und Gemüse anbauen, um Versorgungsengpässe abzumildern. Viele nutzen ihre Datschen aus diesem Grund auch heute noch, manche verkaufen ihre Ernte sogar.
    Lilija, Aleksandr und Vasilisa (v.l.n.r.) vor ihrer Datscha nahe der ukrainischen Grenze
    Dolce Vita im Grünen
    Statt zur Selbstversorgung mit Obst und Gemüse nutzen viele Russen, die Jobs und gute Einkommen haben, ihre Datscha zur Erholung und Entspannung. Aber der Alltag dort ist auch für die russische Mittelschicht nicht immer leicht.
    Nikolaj im Gewächshaus auf seiner Datscha
    Kungelei in der Datschenkolonie
    Korruption und Gefälligkeiten gehörten in vielen sowjetischen Datschensiedlungen zum Alltag. Denn die begehrten Sommerhäuschen gehörten oft Fabriken oder Gewerkschaften und Kontakte waren hilfreich. Mancherorts ist das bis heute spürbar.
    In den 90er-Jahren baute in Russland jeder, wie er wollte. Aus dieser Zeit stammt diese schlossartige Datscha
    Sommerschlösser im Moskauer Umland
    Schlösser, Villen und prunkvolle Häuser - viele wohlhabende Moskauer lassen sich große Datschas im Umland der russischen Hauptstadt bauen. Aber die neuen Russen schotten sich ab. Das verändert das Leben in den Datschensiedlungen und gefällt nicht jedem.
    Die nach einem Brand wiederaufgebaute Datscha von Wladimir Majakowski, davor ein Standbild des Dichters und Revolutionärs
    Ein Freiraum, um Großes zu schaffen
    Berühmte Künstler und Intellektuelle erhielten in der Sowjetunion oft eine Datscha als Belohnung - auch der Revolutionär und Dichter Wladimir Majakowski. Das Original-Haus ist abgebrannt, aber den Ort der geistigen Freiheit gibt es immer noch.