Im Dlf-Sportgespräch sagte der ehemalige Leiter des Moskauer Dopinganalyselabors, Grigori Rodtschenkow, über den stellvertretenden Sportminister Nagornykh: "Er fragte mich, ob wir das machen könnten. Ob wir ihre Probenflaschen öffnen und den Inhalt durch Dopingurin ersetzen können. Ich war absolut schockiert." Naghornik wollte bei einem Wettbewerb in Moskau offenbar die ukrainische Biathletin Wita Semerenko zugunsten russischer Athleten des gefälschten Dopings überführen.
Technisch sei das möglich, das habe er mittlerweile lernen müssen, obwohl er es vorher für unmöglich gehalten hätte, sagt Detlef Thieme, Leiter des Doping-Kontrolllabors Kreischa bei Dresden. Im Gegensatz zur damaligen Situation in Russland dürften Labore aber gar nicht wissen, zu welchem Sportler eine Probe gehöre. Außerdem sei viel phamakologische Erfahrung nötig, um eine Probe zu manipulieren.
Thieme erklärt: "Die Substanz, die man erworben und eingenommen hat, ist nicht die gleiche, die über den Urin ausgeschieden wird. Der Körper muss sich da viel Mühe geben, um den Stoff über den Urin wieder loszuwerden."
Thieme erklärt zwar, er habe nie damit experimentiert, Proben zu manipulieren, weil er das nicht für wissenschaftlich, sondern kriminell halte, dennoch kann er die Probleme dabei erklären. Die WADA verschicke Testproben, bei denen die Substanz nur zum Urin zugegeben worde sei. Das sei dann bei der Analyse schnell merkbar.
Sotschi-Manipulationen so nicht mehr möglich
Auch das Verfahren, das die russische Anti-Doping-Agentur bei der Manipulation von Proben bei den Olympischen Spielen in Sotschi genutzt hatte, würde mittlerweile an veränderten Probenflaschen scheitern, sagt Thieme: "Das damalige Prozedere würde heute nicht mehr anwendbar sein. Was aber nicht heißt, dass es damit unmöglich ist."
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