Zu Beginn der Rekrutierung in den Gefängnissen, im Sommer 2022, wurden den Häftlingen eine Begnadigung und ein Leben in Freiheit nach sechs Monaten Kriegsdienst versprochen - auch, wenn sie eine schwere Straftat begangen hatten. Die Rekrutierung erfolgte damals noch unter dem inzwischen gestorbenen Chef der Söldnertruppe Wagner, Prigoschin. Ihm zufolge wurden 50.000 Häftlinge rekrutiert, Menschenrechtsgruppen nennen ähnliche Zahlen. Als das russische Militär vor rund einem Jahr die Rekrutierung übernahm, sei das Ungleichgewicht zunehmend sichtbar geworden, berichtet die BBC: Soldaten, die mobilisiert wurden, und deren Familien fühlten sich den Häftlingen gegenüber ungerecht behandelt.
Nun sind die Bedingungen offenbar viel strenger: Die Verträge der Häftlinge enden nicht mehr nach sechs Monaten, sondern sind für ein Jahr ausgeschrieben. Dann verlängern sie sich automatisch. Inzwischen haben Häftlinge nur noch dann die Möglichkeit, nach Hause zurückzukehren, wenn sie eine hohe Auszeichnung erhalten, verletzt werden, die Altersgrenze erreichen oder der Krieg endet. Zudem werden die Gefangenen am Ende ihrer Zeit an der Front nicht mehr begnadigt, sondern auf Bewährung freigelassen. Das bedeutet dem Bericht zufolge auch für Präsident Putin weniger unangenehme Schlagzeilen, weil er keine Menschen mehr persönlich freilässt, die wegen Mordes oder aufgrund von Sexualdelikten verurteilt wurden.
BBC Russian und die russische Webseite Mediazona haben eigenen Angaben nach bislang 8.000 ehemalige Häftlinge identifiziert, die im Krieg gegen die Ukraine gefallen sind. Die Dunkelziffer liegt laut BBC jedoch deutlich höher.
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Diese Nachricht wurde am 05.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.